In den 70er Jahren entdeckten Forscher in den Tugen Hills in Kenia bei einer Ausgrabung einen ungewöhnlichen Zahn. Sie konnten damals aber nicht klären, ob der einstige Besitzer des Zahns noch ein Affe war oder vielleicht schon ein früher Vertreter der menschlichen Linie. Um das zu klären, bat die kenianische Regierung die beiden Paläoanthropologen Martin Pickford und Brigitte Senut im Sommer 2000, dort nach weiteren Knochen zu graben. Und tatsächlich hatten die Forscher Glück:
"Wir haben ein paar einzelne Zähne, zwei Oberschenkelknochen, einen Oberarmknochen und Fingerknochen gefunden. Es handelt sich dabei um mindestens vier Individuen, da wir die Knochen an vier verschiedenen Stellen ausgegraben haben. Insgesamt sind es mehr als 20 Knochen- oder Knochenfragmente. "
Sagt Brigitte Senut vom Muséum National d'Histoire Naturelle in Paris. Mittlerweile sind die Fundstücke so zahlreich und gut verstanden, dass einige Forscher davon ausgehen, dass es sich bei Orrorin tugenensis um einen Hominiden – einen Menschenartigen – handeln könnte. Denn nicht nur die Zähne deuten darauf hin, sondern vor allem die Art und Weise der Fortbewegung: Orrorin konnte aufrecht gehen.
"Das können wir deutlich an den Oberschenkelknochen sehen. Die Stellung der Knochen ist genau wie beim modernen Menschen. Die Beine können das Gewicht des Oberkörpers tragen und balancieren. Affen benutzen die Beine auf eine andere Weise, da sie hauptsächlich klettern. Bei Orrorin haben wir Merkmale gefunden, die es nur bei den Australopithecinen und bei modernen Hominiden gibt. "
Die Australopithecinen sind eine ausgestorbene Frühmenschengattung, deren Vertreter wie Orrorin aufrecht gehen konnten. Orrorin konnte aber auch noch gut klettern, das ergaben die Analysen der Fingerknochen. Damit ist er eine so genannte Übergangsform, da er sowohl Merkmale der menschlichen Linie besitzt, aber auch noch einige, die nur bei Affen und nicht mehr beim Menschen vorkommen. Die Frage, ab wann eine Art kein Affe mehr ist, sondern die Barriere zum Menschen hin bereits überschritten hat, ist auch für Brigitte Senut eine große Herausforderung und längst nicht geklärt:
"Es ist wichtig, dass wir Knochen finden, die etwa acht Millionen Jahre alt sind, dann können wir vielleicht etwas über die Anfänge des Menschen sagen. Es gibt viele offene Fragen. Die Molekularbiologie sagt etwa, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Schimpanse und Mensch vor rund sechs Millionen Jahren gelebt haben muss. Die Fossilien sagen aber etwas ganz anderes aus. Auch wenn ein Schimpanse über 98 Prozent mit uns identisch ist, ist er doch kein Mensch, oder? Wir müssen mit Interpretationen äußerst vorsichtig sein, denn der Stammbaum ist wesentlich komplexer, als wir uns das im Moment vorstellen können. "
Die Anzahl und Qualität der gefundenen Knochen von Orrorin reichten Brigitte Senut und ihren Kollegen aber aus, seine Körperhöhe abzuschätzen. Als Basis dazu dienten die Langknochen von Oberarm und Oberschenkel. Mit den bekannten Maßen vom modernen Mensch und denen anderer ausgestorbenen Hominiden ergab die Rekonstruktion eine Körperhöhe von etwa 1,40 Metern. Damit ist er erstaunlich groß für einen sechs Millionen Jahre alten Hominiden. Dennoch warnt die Paläontologin davor, solche Rekonstruktionen überzuberwerten. Eine Rekonstruktion des ganzen Skeletts ist auf wissenschaftlicher Basis einfach nicht möglich.
"Nein, eine vollständige Rekonstruktion wäre absurd. Wir haben für unsere Rekonstruktion den Oberschenkelknochen und den Oberarmknochen benutzt, aber selbst für diese einfache Körperhöhenrekonstruktion sind die Daten nur bedingt ausreichend. Die meisten Rekonstruktionen sind schlichtweg falsch. Das ist reine Fantasie, Paläofiktion. Denn wir können morgen weitere Knochen finden, die die Rekonstruktion wieder völlig verändern können."
Was die Forscher jedoch exakt rekonstruieren konnten, war die Umgebung, in der Orrorin gelebt hat. Anhand von einzelligen Fossilien konnten sie sehen, dass es in den Tugen Hills einen großen See gegeben haben muss. Dieses Jahr fanden die Forscher auch Fossilien von anderen Tieren, die zur gleichen Zeit gelebt haben, etwa Giraffen, Impalas oder andere Primaten. Damit steht fest, dass die Vegetation keine Savanne war, sondern eher ein Waldgebiet. Orrorin tugenensis war vor sechs Millionen Jahren also kein Steppenbewohner, als er aufrecht durch das heutige Kenia ging.
"Wir haben ein paar einzelne Zähne, zwei Oberschenkelknochen, einen Oberarmknochen und Fingerknochen gefunden. Es handelt sich dabei um mindestens vier Individuen, da wir die Knochen an vier verschiedenen Stellen ausgegraben haben. Insgesamt sind es mehr als 20 Knochen- oder Knochenfragmente. "
Sagt Brigitte Senut vom Muséum National d'Histoire Naturelle in Paris. Mittlerweile sind die Fundstücke so zahlreich und gut verstanden, dass einige Forscher davon ausgehen, dass es sich bei Orrorin tugenensis um einen Hominiden – einen Menschenartigen – handeln könnte. Denn nicht nur die Zähne deuten darauf hin, sondern vor allem die Art und Weise der Fortbewegung: Orrorin konnte aufrecht gehen.
"Das können wir deutlich an den Oberschenkelknochen sehen. Die Stellung der Knochen ist genau wie beim modernen Menschen. Die Beine können das Gewicht des Oberkörpers tragen und balancieren. Affen benutzen die Beine auf eine andere Weise, da sie hauptsächlich klettern. Bei Orrorin haben wir Merkmale gefunden, die es nur bei den Australopithecinen und bei modernen Hominiden gibt. "
Die Australopithecinen sind eine ausgestorbene Frühmenschengattung, deren Vertreter wie Orrorin aufrecht gehen konnten. Orrorin konnte aber auch noch gut klettern, das ergaben die Analysen der Fingerknochen. Damit ist er eine so genannte Übergangsform, da er sowohl Merkmale der menschlichen Linie besitzt, aber auch noch einige, die nur bei Affen und nicht mehr beim Menschen vorkommen. Die Frage, ab wann eine Art kein Affe mehr ist, sondern die Barriere zum Menschen hin bereits überschritten hat, ist auch für Brigitte Senut eine große Herausforderung und längst nicht geklärt:
"Es ist wichtig, dass wir Knochen finden, die etwa acht Millionen Jahre alt sind, dann können wir vielleicht etwas über die Anfänge des Menschen sagen. Es gibt viele offene Fragen. Die Molekularbiologie sagt etwa, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Schimpanse und Mensch vor rund sechs Millionen Jahren gelebt haben muss. Die Fossilien sagen aber etwas ganz anderes aus. Auch wenn ein Schimpanse über 98 Prozent mit uns identisch ist, ist er doch kein Mensch, oder? Wir müssen mit Interpretationen äußerst vorsichtig sein, denn der Stammbaum ist wesentlich komplexer, als wir uns das im Moment vorstellen können. "
Die Anzahl und Qualität der gefundenen Knochen von Orrorin reichten Brigitte Senut und ihren Kollegen aber aus, seine Körperhöhe abzuschätzen. Als Basis dazu dienten die Langknochen von Oberarm und Oberschenkel. Mit den bekannten Maßen vom modernen Mensch und denen anderer ausgestorbenen Hominiden ergab die Rekonstruktion eine Körperhöhe von etwa 1,40 Metern. Damit ist er erstaunlich groß für einen sechs Millionen Jahre alten Hominiden. Dennoch warnt die Paläontologin davor, solche Rekonstruktionen überzuberwerten. Eine Rekonstruktion des ganzen Skeletts ist auf wissenschaftlicher Basis einfach nicht möglich.
"Nein, eine vollständige Rekonstruktion wäre absurd. Wir haben für unsere Rekonstruktion den Oberschenkelknochen und den Oberarmknochen benutzt, aber selbst für diese einfache Körperhöhenrekonstruktion sind die Daten nur bedingt ausreichend. Die meisten Rekonstruktionen sind schlichtweg falsch. Das ist reine Fantasie, Paläofiktion. Denn wir können morgen weitere Knochen finden, die die Rekonstruktion wieder völlig verändern können."
Was die Forscher jedoch exakt rekonstruieren konnten, war die Umgebung, in der Orrorin gelebt hat. Anhand von einzelligen Fossilien konnten sie sehen, dass es in den Tugen Hills einen großen See gegeben haben muss. Dieses Jahr fanden die Forscher auch Fossilien von anderen Tieren, die zur gleichen Zeit gelebt haben, etwa Giraffen, Impalas oder andere Primaten. Damit steht fest, dass die Vegetation keine Savanne war, sondern eher ein Waldgebiet. Orrorin tugenensis war vor sechs Millionen Jahren also kein Steppenbewohner, als er aufrecht durch das heutige Kenia ging.