Schmitz: Warum aber überhaupt das Ende für die alte Einrichtung Berliner Festwochen. Was war da nicht in Ordnung, habe ich den Intendanten Joachim Sartorius gefragt:
Sartorius: Also wir haben ja die Festwochen zunächst fortgeführt, allerdings verstärkt umgeändert, also im Sinne eines sehr deutlichen Mehrspartenfestivals und doch mit einem starken Akzent auf neueste Entwicklungen, auf Labor, auch auf kleinere Produktionen. Wir waren nach zwei Jahren doch konfrontiert mit – ich sage das ganz offen – Kritik der Medien, der Öffentlichkeit, aber auch Erwartungen der Politik, wobei ich sagen muss, dass die letzte Ausgabe der Festwochen mit dem Schwerpunkt Russland eigentlich vom Publikum sehr gut angenommen wurde. Also es gab auch eine Diskrepanz zwischen dem Zuspruch des Publikums und dem, was man lesen konnte. Also wie auch immer, wir haben natürlich heftig nachgedacht und beschlossen, die Festwochen in zwei neue und andere Formate überzuführen.
Schmitz: Die Kulturstaatsministerin hatte mehr Glanz, mehr hauptstädtischen Glanz erwartet?
Sartorius: Ja, das meine ich ein bisschen mit Erwartungen der Politik. Ich glaube, es ist immer schwierig für mich, Frau Weiss zu interpretieren, aber sie hat mir sehr oft gesagt, dass sie mit dem Wort "Glanz" eigentlich auch nichts so wirklich anfangen könnte. Vielleicht steht sie auch selber dann wiederum unter dem Druck vieler Leute im Bundestag usw. Also wie auch immer, ich glaube, hinter "Glanz" steht, dass man eigentlich eher große Ereignisse, eher große Namen und eher Uraufführungen bringen muss.
Schmitz: Zu den Berliner Festspielen gehören ja bisher nicht nur die jetzt auslaufenden Festwochen, sondern das deutschsprachige Theatertreffen im Frühjahr, das Jazzfest, die Nachtmusik und einiges mehr. Betreffen die Veränderungen und Neuerungen in den Berliner Festspielen nur die Festwochen oder wird sich noch mehr verändern?
Sartorius: Nein, also die Neuerungen betreffen eigentlich wirklich nur die Festwochen. Einen Punkt möchte ich noch erwähnen. Ein großer Unterschied zu dem halben Jahrhundert alten Festwochen ist, dass also der Bund uns ja dieses Haus gegeben hat hier an der Schaperstrasse, die ehemalige Freie Volksbühne. Wir denken, dass wir mit dieser neuen Formaten, auch mit dieser Spielzeit Europa das eigene Haus sehr gut bespielen zu können.
Schmitz: Außer der Immobilie, welche Strategien, welches Ziel oder welches Konzept steckt hinter den Veränderungen hin zur Spielzeit Europa, also das Europäische Tanz- und Spieltheater und die reinen Musikfestwochen?
Sartorius: Also das eine ist natürlich diese Trennung der Sparten. Wir haben festgestellt, dass es sehr schwierig ist, zu Beginn der Saison in Berlin, also im September, ein doch kompliziertes Mehrspartenfestival, also auch mit einem hochkomplexen Profil, durchzusetzen, oder man müsste fast die Hälfte der Mittel, die wir haben, schon in Marketing und Werbung stecken. Folglich haben wir die Sparten getrennt, und diese Spielzeit Europa befasst sich jetzt mit Tanz und Theater. Wir haben das auch geografisch eingeengt, natürlich auch angeregt durch die Erweiterung Europas, die Integration Europas, die zehn neuen Beitrittsländer, und wollen dann innerhalb dieser Spielzeit Europa auch immer so einen kleinen Schwerpunkt schaffen und ein bisschen zwischen Westen und Osten hin und her springen. Also einmal Niederlande, einmal Balkan, einmal Frankreich, einmal Polen usw.
Schmitz: Also Berlin dann vielleicht die kulturelle Hauptstadt in dem großen vereinten Europa?
Sartorius: Ja, das ist sehr interessant, dass durch diese sogenannte Osterweiterung Berlin jetzt eigentlich fast dann so ein bisschen im Zentrum dieses neuen, größeren und jüngeren Europa sein wird. Ich glaube, dass dann ein solches Programm der Hauptstadt gut ansteht.
Schmitz: Was wird denn konkret geboten werden? In der Spielzeit Europa 2004 beginnt es ja schon, und was die Musikfestwochen angeht, was erwarten wir dort?
Sartorius: Also in der Spielzeit Europa, denke ich, werden es zehn bis fünfzehn Produktionen aus dem Bereich Theater und Tanz sein, in diesem Winter, muss man sagen, ist der Schwerpunkt die Niederlande. Wir wollen auch immer einen bedeutenden Regisseur bitten, einen Blick von außen auf Europa zu werfen. Das wird in diesem Jahr ein amerikanischer Theaterpionier sein, John Jesurun, der unter anderem zum Beispiel ganz stark René Pollesch und andere beeinflusst hat. Dann bei der Musik wollen wir zum einen unser bisheriges Engagement für zeitgenössisches Musiktheater fortführen, und das andere ist der Gedanke, große internationale Orchester nach Berlin zu holen. Ich bin da mit den Berliner Philharmonikern im Gespräch, auch mit Simon Rattle, und Details möchte ich eigentlich dann erzählen, wenn die Gespräche mit Simon Rattle zu einem guten Abschluss gekommen sind.
Sartorius: Also wir haben ja die Festwochen zunächst fortgeführt, allerdings verstärkt umgeändert, also im Sinne eines sehr deutlichen Mehrspartenfestivals und doch mit einem starken Akzent auf neueste Entwicklungen, auf Labor, auch auf kleinere Produktionen. Wir waren nach zwei Jahren doch konfrontiert mit – ich sage das ganz offen – Kritik der Medien, der Öffentlichkeit, aber auch Erwartungen der Politik, wobei ich sagen muss, dass die letzte Ausgabe der Festwochen mit dem Schwerpunkt Russland eigentlich vom Publikum sehr gut angenommen wurde. Also es gab auch eine Diskrepanz zwischen dem Zuspruch des Publikums und dem, was man lesen konnte. Also wie auch immer, wir haben natürlich heftig nachgedacht und beschlossen, die Festwochen in zwei neue und andere Formate überzuführen.
Schmitz: Die Kulturstaatsministerin hatte mehr Glanz, mehr hauptstädtischen Glanz erwartet?
Sartorius: Ja, das meine ich ein bisschen mit Erwartungen der Politik. Ich glaube, es ist immer schwierig für mich, Frau Weiss zu interpretieren, aber sie hat mir sehr oft gesagt, dass sie mit dem Wort "Glanz" eigentlich auch nichts so wirklich anfangen könnte. Vielleicht steht sie auch selber dann wiederum unter dem Druck vieler Leute im Bundestag usw. Also wie auch immer, ich glaube, hinter "Glanz" steht, dass man eigentlich eher große Ereignisse, eher große Namen und eher Uraufführungen bringen muss.
Schmitz: Zu den Berliner Festspielen gehören ja bisher nicht nur die jetzt auslaufenden Festwochen, sondern das deutschsprachige Theatertreffen im Frühjahr, das Jazzfest, die Nachtmusik und einiges mehr. Betreffen die Veränderungen und Neuerungen in den Berliner Festspielen nur die Festwochen oder wird sich noch mehr verändern?
Sartorius: Nein, also die Neuerungen betreffen eigentlich wirklich nur die Festwochen. Einen Punkt möchte ich noch erwähnen. Ein großer Unterschied zu dem halben Jahrhundert alten Festwochen ist, dass also der Bund uns ja dieses Haus gegeben hat hier an der Schaperstrasse, die ehemalige Freie Volksbühne. Wir denken, dass wir mit dieser neuen Formaten, auch mit dieser Spielzeit Europa das eigene Haus sehr gut bespielen zu können.
Schmitz: Außer der Immobilie, welche Strategien, welches Ziel oder welches Konzept steckt hinter den Veränderungen hin zur Spielzeit Europa, also das Europäische Tanz- und Spieltheater und die reinen Musikfestwochen?
Sartorius: Also das eine ist natürlich diese Trennung der Sparten. Wir haben festgestellt, dass es sehr schwierig ist, zu Beginn der Saison in Berlin, also im September, ein doch kompliziertes Mehrspartenfestival, also auch mit einem hochkomplexen Profil, durchzusetzen, oder man müsste fast die Hälfte der Mittel, die wir haben, schon in Marketing und Werbung stecken. Folglich haben wir die Sparten getrennt, und diese Spielzeit Europa befasst sich jetzt mit Tanz und Theater. Wir haben das auch geografisch eingeengt, natürlich auch angeregt durch die Erweiterung Europas, die Integration Europas, die zehn neuen Beitrittsländer, und wollen dann innerhalb dieser Spielzeit Europa auch immer so einen kleinen Schwerpunkt schaffen und ein bisschen zwischen Westen und Osten hin und her springen. Also einmal Niederlande, einmal Balkan, einmal Frankreich, einmal Polen usw.
Schmitz: Also Berlin dann vielleicht die kulturelle Hauptstadt in dem großen vereinten Europa?
Sartorius: Ja, das ist sehr interessant, dass durch diese sogenannte Osterweiterung Berlin jetzt eigentlich fast dann so ein bisschen im Zentrum dieses neuen, größeren und jüngeren Europa sein wird. Ich glaube, dass dann ein solches Programm der Hauptstadt gut ansteht.
Schmitz: Was wird denn konkret geboten werden? In der Spielzeit Europa 2004 beginnt es ja schon, und was die Musikfestwochen angeht, was erwarten wir dort?
Sartorius: Also in der Spielzeit Europa, denke ich, werden es zehn bis fünfzehn Produktionen aus dem Bereich Theater und Tanz sein, in diesem Winter, muss man sagen, ist der Schwerpunkt die Niederlande. Wir wollen auch immer einen bedeutenden Regisseur bitten, einen Blick von außen auf Europa zu werfen. Das wird in diesem Jahr ein amerikanischer Theaterpionier sein, John Jesurun, der unter anderem zum Beispiel ganz stark René Pollesch und andere beeinflusst hat. Dann bei der Musik wollen wir zum einen unser bisheriges Engagement für zeitgenössisches Musiktheater fortführen, und das andere ist der Gedanke, große internationale Orchester nach Berlin zu holen. Ich bin da mit den Berliner Philharmonikern im Gespräch, auch mit Simon Rattle, und Details möchte ich eigentlich dann erzählen, wenn die Gespräche mit Simon Rattle zu einem guten Abschluss gekommen sind.