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FIFA
Blatter will im Nahen Osten vermitteln

Der palästinensische Fußballverband (PFA) will auf dem anstehenden FIFA-Kongress den Ausschluss des israelischen Verbandes erwirken. Vorab ist jetzt FIFA-Präsident Blatter zu Gesprächen im Nahen Osten unterwegs. Er will vermitteln.

Von Matthias Friebe | 19.05.2015
    Fifa-Chef Sepp Blatter beim UEFA-Kongress in Wien im März 2015
    FIFA-Präsident Blatter will vermitteln (picture alliance / dpa / Georg Hochmuth)
    "Es geht um Sport, nicht um Politik", sagt FIFA-Präsident Sepp Blatter vor seiner Abreise in den Nahen Osten. Und doch geht es natürlich um beides. Zum Auftakt der Reise heute trifft Blatter mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammen, morgen steht ein Treffen mit Palästinenserführer Mahmud Abbas in Ramallah an.
    Blatter will vermitteln. Der Nahostkonflikt schlägt sich nämlich jetzt auch auf den Fußball nieder. Der palästinensische Fußballverband (PFA) will Israel auf dem anstehenden FIFA-Kongress ausschließen lassen. Am Samstag erst wurde ein Brief öffentlich, den der PFA an alle FIFA-Mitgliedsstaaten geschickt hat und darin die Ausschlussforderungen bekräftigt. Die Vorwürfe wiegen schwer. Die renommierte palästinensische Fernsehjournalistin Nour Odeh fasste schon 2013 zusammen:
    "Es geht um Grundsätzliches. Wenn wir über Sport reden, dann gibt es bestimmte Werte, die mit dem Sport und Wettbewerb verbunden sind. Einer davon ist der Respekt vor dem Recht eines jeden Einzelnen, Sport zu machen. Aber die Realität ist, dass palästinensische Sportler einen Nachteil haben. Sie werden angegriffen, ihre Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Sie werden mitunter vom Training abgehalten, sie können sich nicht vom einem zu einem anderen Punkt bewegen."
    So ist zum Beispiel ein gemeinsames Training von Nationalspielern aus der Westbank und dem Gazastreifen kaum möglich. Die Vorwürfe sind nicht neu. Der PFA wollte schon in den vergangenen Jahren ähnliche Resolutionen vorbringen, das Eingreifen von FIFA-Präsident Blatter hat das aber offenbar jedes Mal verhindert. Und auch dieses Mal mischt sich Blatter wieder ein. Er hofft auf eine Beruhigung noch vor dem Kongress und rechnet sich Chancen auf Erfolg aus. Vor dem Abflug zeigte er sich überzeugt, dass er wohl kaum empfangen würde von Benjamin Netanjahu, wenn der nicht zu Zugeständnissen bereit wäre.
    Die Chancen, dass es wirklich zu einem Ausschluss Israels kommt, sind ohnehin denkbar gering. Dafür müsste eine 75%-Mehrheit bekommen, was de facto ausgeschlossen erscheint. Ein Antrag auf Ausschluss wurde in der FIFA-Geschichte erst einmal durchgesetzt – gegen Südafrika in der Hochphase der Apartheid-Bewegung. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass es zu Sanktionen gegen Israel kommt. Dafür reicht schon eine einfache Mehrheit. Allein das hätte aber eine gewaltige Außenwirkung.
    Nicht zuletzt deshalb ist Sepp Blatter auf seiner betont sportlichen Vermittlungsreise unterwegs. Er will in jedem Fall verhindern, dass ein schlechtes Licht auf den anstehenden FIFA-Kongress fällt. Auf den Kongress, bei dem seine Wiederwahl im Mittelpunkt stehen soll.