Dienstag, 23. April 2024

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FIFA
"Der Opferstatus kann zum Täterstatus werden"

Nach dem Korruptions-Geständnis des FIFA-Funktionärs Richard Lai kommt wieder Bewegung in die Ermittlungen des FBI. Dabei gerät auch der kuwaitische Scheich Al-Sabah in den Fokus. Er könnte das Bindeglied zwischen FIFA und IOC sein, berichtet FIFA-Experte Thomas Kistner im DLF - und damit die Weltfußballverband stark unter Druck setzen.

Thomas Kistner im Gespräch mit Astrid Rawohl | 29.04.2017
    Logo der FIFA vor dunklem Himmel
    FIFA-Zentrale in Zürich (FABRICE COFFRINI / AFP)
    Noch werde in den USA in Sachen FIFA auf Grundlage des Mafia-Gesetzes ermittelt, so Kistner. Dabei trage die FIFA den Opferstatus. Doch das könne sich mit Blick auf die neuen Entwicklungen bald ändern. Kistner vermutet, dass Lai, Präsident des Fußballverbandes der Pazifikinsel Guam und im Vorstand von Asiens Verband AFC, mit dem FBI einen Deal gemacht hat: Informationen gegen Strafminderung.
    Das Geständnis von Lai weise auf Scheich Al Sabah hin, so Kistner. Die US-Ermittler hätten vier Mitverschwörer genannt, drei davon stammen demnach aus Kuwait. Einer davon soll eine Person sein, die zu unterschiedlichen Zeiten Funkionär beim IOC, dem Olympic Council of Asia und der FIFA war. Al Sabah war bedeutender Unterstützer bei der Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten und verwaltet den IOC-Entwicklungsfonds. Er ist außerdem seit 2015 Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee. Er wäre somit Brückenglied zwischen FIFA und IOC.
    Lais Geständnis gebe außerdem auch Hinweise auf die Sommermärchen-Affäre des DFB. Lai hat Schmiergelder von Mohammed Bin Hamman - dem von der FIFA lebenslang gesperrten kuwaitischen Fußballfunktionär - erhalten, damit Lai dessen Kandidatur unterstützt. Dabei wurden die Zahlungen mit Beraterverträgen für Bauvorhaben verschleiert. Auch beim Sommermärchen habe es Zahlungen an eine Baufirma Bin Hammans gegeben. "Da muss man schon an den Weihnachtsmann glauben, wenn die deutschen Zahlungen einen sauberen Hintergrund haben sollten", meint Kistner.
    Laut Kistner wird gegen FIFA-Chef Gianni Infantino allerdings nicht ermittelt. Das hatte heute der SPIEGEL berichtet.
    Das gesamte Gespräch können Sie in unserer Mediathek nachhören.