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Film der Woche: "The Founder"
Der Burger als Keimzelle des Kapitalismus

Wer ist der Gründer von McDonald's? Regisseur John Lee Hancock geht dieser Frage in der Wirtschaftssatire "The Founder" nach und zeigt darin die Geschichte des mächtigen Burger-Konzerns. Es ist auch eine Geschichte über die Gier im Kapitalismus - die im Kino eine lange Tradition hat.

Von Hartwig Tegeler | 18.04.2017
    Ein McDonald's-Schild in New York
    McDonald's-Schild (picture-alliance/ dpa / Justin Lane)
    Der Traum braucht sein Credo: "Ich glaube".
    "Das ist eines, eines der wichtigsten Elemente", sagt der Trainer zum Schützling im Ringer-Film "Foxcatcher", "wenn man in einen Kampf geht. Sich zuversichtlich fühlen, zu wissen, dass man gewinnen wird, es in sich drin zu spüren…"
    … es zu glauben. Der Glaube als die mentale Seite des Kampfes. Im Sport, im Gangsterleben oder in der Wirtschaft. Deren Philosophie bündelt sich auch in folgendem Sinnspruch: "Expandiere oder verrecke!"
    Vom Tellerwäscher zum Millionär
    Das ist die Logik von Gier, Profit, Ellbogen. "Gesteigertes Angebot - gesteigerte Nachfrage. Henne - Ei." Kern kapitalistischen Wirtschaftens, wie seiner Graubereiche, im Film. John Lee Hancock seziert dieses Ur-Bild in "The Founder": Einer kann es vom Tellerwäscher oder auch erfolglosen Handlungsreisen zum Millionär bringen. Aber wie?
    Neulich, in den 1950er Jahren, im Burger-Bratrestaurant: "Die Pommes! - Was ist damit? - Die sind fünf Prozent zu knusprig. Wir sollten runter gehen auf zwei Minuten, 50 Sekunden." Zwei Brüder namens McDonald haben eine hocheffiziente Bratbude entworfen. 30 Sekunden, bis der Burger für 15 Cent beim Kunden ist. Die Ironie des Films liegt bereits im Titel: "The Founder" - die Gründer. Die McDonald's sind die cleveren Erfinder von Fast Food. 30 Sekunden.
    Aber der eigentliche "Gründer" des berühmt-berüchtigten Unternehmens, der eigentliche Schöpfer also, ist jemand anders: Ray Kroc, der ewige Verkäufer und recht zwielichtige Abzocker. "Das ist das bemerkenswerteste Restaurant, das ich in all meinen Jahren, in denen ich in der Gastronomie arbeite, gesehen habe." Ködern und Vertrauen schaffen - was ist der Unterschied, in solcher Art von Geschäftsleben?
    "Schöpfungsmythen brauchen einen Teufel"
    Ray Kroc, der Erfinder von McDonald's
    Ray Kroc, der Erfinder von McDonald's (AP)
    "Ich will Ihre Geschichte hören!" Damit beginnt der Aufstieg von Ray Kroc und der Abstieg der McDonald's-Brüder, auch wenn der weltumspannende Konzern später weiterhin ihren Namen tragen wird. Kurzum: Kroc bootet sie aus. Und das Dauergrinsen des Verkäufers, das Michael Keaton diesem Ray Kroc verleiht, bleibt im Halse stecken.
    Was natürlich zu den Geschichten über den kapitalistischen Aufsteiger im Kino gehört. Ob 1950er Jahre in der Vorstadt oder ein halbes Jahrhundert später im Silicon Valley. Wie sagt die Anwältin in "The Social Network" zu diesem Film-Mark-Zuckerberg - Schöpfungsmythen brauchen einen Teufel.
    "Für den gibt es im Kino eine besondere Faszination", sagt Regisseur Martin Scorsese, der mit dem Finanzbroker aus seinem Film "The Wolf of Wall Street" - einem weiteren durchgeknallten Bruder von Ray Kroc - diesem Teufel ein böses Denkmal gebaut hat. Die Faszination für den Aufstieg und den Fall, viele Beispiele gibt es dafür in Geschichte wie in der Literatur wie im Film, sagt Martin Scorsese.
    Trennlinie zwischen Kapitalisten und Gangstern ist fließend
    Nicht zufällig bezieht er sich dabei auf den Gangster, denn die Trennlinie zwischen dem Kapitalisten und dem Gangster, die zwischen Legalität und Illegalität, zwischen Geschäftsverabredung und Abzocke, ist fließend im Film und gibt der Erzählung natürlich die Dramatik. In "The Founder". In "A Most Violent Year" oder im Film "Um jeden Preis", in dem der Farmer - der Landkapitalist - gnadenlos … "Sie kauften mein Land auf Pritchers Beerdigung." … jeden Konkurrenten ausschaltet.
    "Nun, ich habe dieses Land fair gekauft. Ganz legal. - Sie haben mich aus dem Geschäft gedrängt. Expandiere oder verrecke, heißt es. Und sie haben es geschafft, dass ich verrecke."
    Filme wie "Um jeden Preis", wie auch jetzt John Lee Hancocks McDonald's-Film "The Founder", erzählen von Brutalität und Zerstörungen als Kosten des Erfolges. Am Ende von "The Founder" steht Michael Keaton im Smoking vor dem Spiegel; nun Multimillionär, probt er seine Rede über wirtschaftlichen Erfolg - vor einem ohne Frage später jubelnden Publikum. Leichen pflastern seinen Weg.