
Mit seiner tiefen Stimme und den stechenden Augen gibt Sutherland der Figur fast dämonische Züge. Dabei hatten ihn die Filmemacher eigentlich gar nicht im Blick für die Rolle, erzählt er im Interview mit dem Kinoportal JoBlo:
"Mein Agent schickte mir das Script, einfach nur als Lesevergnügen, und ich schrieb ihm einen Brief, dass ich unbedingt mitspielen wolle: Es war mir wichtig, in meinem Alter bei diesem Film mitzumachen, der eine junge Generation aufstacheln könnte, die zwei oder drei Jahrzehnte lang geschlafen hat."
Eigentlich wollte der in Kanada geborene Sutherland Ingenieur werden. Nach einem Auftritt an einer Studentenbühne in Toronto 1958 bekam er von den Kritikern viel Lob - doch er machte sein Technikstudium fertig und spielte erst danach in Großbritannien Theater. Seine markante Nase und die buschigen Brauen führten den Zwei-Meter-Mann zunächst ins Horrorgenre, bevor ihn der Kriegsfilm "Das dreckige Dutzend" einem größeren Publikum bekanntmachte.
Mit Jane Fonda gegen den Vietnamkrieg
Ende der 60er ging er nach Hollywood, um in Robert Altmans Koreakriegssatire "M*A*S*H" den respektlosen Arzt Hawkeye Pierce zu spielen. Sutherland ließ sich nicht auf Kriegsfilme festlegen - ein Jahr später glänzte er an der Seite von Jane Fonda als Privatdetektiv im Psychothriller "Klute". Die beiden wurden auch privat ein Paar und engagiert sich gemeinsam gegen den Vietnamkrieg.
Und dann war da eine der wohl schönsten Liebesszenen der Filmgeschichte, 1973 in Nic Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen". Für Sutherland waren die Dreharbeiten mit der ihm unbekannten Julie Christie und den lauten Kameras eine Qual, erzählte er später. Aber die Mühe habe sich gelohnt:
"Die Szene ist nicht voyeuristisch. Sie erinnert jeden an Erlebnisse in seinem eigenen Leben. Roeg hat das geschafft, indem er nicht bei den Liebenden blieb, er schnitt Ausschnitte dazwischen, in denen sie sich anziehen. Die Szene ist nur deshalb gut, weil sie den Leuten im Gedächtnis bleibt."
Schwierig in der Handhabung
"Wandelbar" ist das Attribut, mit dem Kritiker Donald Sutherland immer wieder beschreiben. Vielleicht wollten deshalb auch so viele große Regisseure mit ihm arbeiten. Er war Fellinis Casanova und stand für Claude Chabrol, Louis Malle, Ken Russell und Oliver Stone vor der Kamera. Sie alle hätten ihn weitergebracht, sagt er, aber er wisse nicht, ob sie ihn auch verändert hätten.
Sutherland gilt unter Kollegen als durchaus schwierig, und er selbst gibt zu, dass nur wenige Regisseure mehrmals mit ihm gearbeitet haben. Er ist zum dritten Mal verheiratet und hat fünf Kinder. Am berühmtesten: sein Sohn Kiefer, der mit der Echtzeit-Serie "24" zum Fernsehstar wurde. Vater Donald kehrte nach kurzen Serien-Ausflügen immer wieder zum Film zurück. Auch mit 80 Jahren ist er noch gut im Geschäft. Schon bald sollen drei neue Filme mit ihm in die Kinos kommen - darunter auch der letzte Teil der "Tribute von Panem".