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Film-Studenten
Die Berlinale als Kontaktbörse

Studierende an Filmhochschulen nutzen die Berlinale gerne dafür, um wichtige Kontakte zu knüpfen - so auch Sara Fazilat und Roxana Richter von der Berliner Film- und Fernsehakademie. Doch den beiden geht es nicht unbedingt darum, prominente Schauspieler zu treffen.

Von Verena Kemna | 15.02.2016
    Das Berlinale-Kino Friedrichstadtpalast
    Nicht nur zum Filme gucken, auch als Kontaktbörse ist das Berliner Filmfestival wie geschaffen. (Deutschlandradio / Annette Bräunlein)
    Ein Leben ohne Film, das können sich Roxana Richter und Sara Fazilat nicht vorstellen. Beide sind in diesen Tagen Dauergast bei der Berlinale. Beide studieren an der Berliner Film- und Fernsehakademie, kurz DFFB. Die Filmakademie ist eine der ältesten deutschen Filmhochschulen, traditionell liegt der Schwerpunkt eher auf künstlerischem Film als auf Mainstream. Für die Bremerin Sara Fazilat ist der Studienplatz an der staatlichen DFFB so etwas wie ein Glücksfall in ihrem Leben. Gerade einmal 34 Studierende werden pro Studienjahr aufgenommen. Studiengebühren fallen nicht an. Umso härter ist die Bewerbungsphase, erinnert sich die 28-Jährige. Sie sollte unter anderem einen Aufsatz zum Thema "Perfektion" einreichen. Warum, das hat sie erst später verstanden.
    "Ich weiß noch, dass ich dachte, was sind das für Fragen, oh Gott, was wollen die von mir wissen. Dann fand ich das aber so toll, als ich dann zur Bewerbungsphase eingeladen wurde, dass die mich zum Teil zitieren konnten. Das heißt, diese ganze Arbeit, die ich in meine Bewerbung investiert habe, das wurde sich wirklich angesehen, es wurde sich mit mir auseinandergesetzt. Wer bist du?, was für ein Mensch bist du? - und danach wurde ausgesucht."
    Detlev Buck, Harun Farocki, Wolfgang Petersen und Christian Petzold gehören zu den Absolventen. Doch auch noch so bekannte Namen sind keine Garantie für eine berufliche Karriere. Am Ende bestehen nur wenige auf dem Film- und Fernsehmarkt. Die Bedingungen sind hart, das wissen Sara Fazilat und ihre Kommilitonin Roxana Richter ohnehin. Sie hören es außerdem fast täglich von ihren meist prominenten Dozenten. Nach dem Grundstudium mit den Bereichen Kamera, Regie und Produktion, haben sich beide für den Schwerpunkt Produktion entschieden. Roxana Richter.
    "Wir haben zum Beispiel Seminare zu Verträgen. Wie schreibt man Verträge, wie werden die abgeschlossen? Dann haben wir Seminare zu Filmvertrieb, wieder eine ganz andere Seite oder Produktionsleitung, wie organisiere ich einen Dreh, ganz konkret. Da gibt es viele verschiedene Bereiche, in die wir hineinschnuppern können und man kann sein Studium danach ausrichten."
    "Ich würde es gerne versuchen mit der Selbstständigkeit"
    Sie und auch Sara Fazilat haben für ihre Arbeit bereits Preise bei Filmfestivals eingeheimst. Aber, nicht mehr als ein erster Schritt in Richtung Berufskarriere. Beide versuchen, ihre Talente möglichst vielseitig zu entwickeln. Roxana Richter arbeitet gerade neben ihrem Studium bei einer Produktionsfirma, Sara Fazilat lernt in einem Seminar, was ein gutes Drehbuch auszeichnet.
    "Es gibt so gewisse Regeln und man sagt, wenn etwas total wichtig ist, muss es dreimal in der Geschichte auftauchen, damit der Zuschauer das auch wirklich versteht. Da muss man halt vorsichtig sein, dass man das so einbaut, dass es nicht so wirkt, dass es extra so gemacht wurde, sondern irgendwie organisch ist. Wie die Figuren zueinander stehen müssen, in welchem Verhältnis, damit es einfach spannend ist und man weiter schaut und mehr von dem Film wissen will."
    Beide sind neben ihrem Studium ständig auf der Suche nach spannenden Projekten und guten Kontakten. Nicht nur zum Filme gucken, auch als Kontaktbörse ist das Berliner Filmfestival wie geschaffen. Doch weder Sara Fazilat noch Roxana Richter haben Prominente auf ihrer Liste, die sie unbedingt treffen möchten. Der Zufall wird entscheiden. Beide haben sich vorgenommen, so viele Filme wie möglich zu sehen. Ihnen bleiben noch höchstens drei Jahre bis zum Abschlussfilm an der Berliner Film- und Fernsehakademie. Roxana Richter und Sara Fazilat haben ein Ziel.
    "Ich würde es gerne versuchen mit der Selbstständigkeit. Ich weiß, dass es sehr schwierig ist und was wir dann hören von unseren Dozenten, wo wir dann denken, oh Gott bloß nicht. So viel Verantwortung und so viel Geld, aber ich würde es schon gerne versuchen. Ich kann mir gut vorstellen, es zu kombinieren, also in einer Firma zu arbeiten plus meine eigenen Filme zu produzieren."
    In der Branche heißt es, wer nach zehn Berufsjahren noch im Filmgeschäft ist, hat es geschafft.