Man nehme: das Erbgut eines Superbullen. Man gebe es in die entkernte Eizelle einer Kuh. Und heraus kommt das geklonte Superkälbchen – ein identisches Abbild seines Vaters. In der Theorie hört sich das Klonen schön unkompliziert an. In der Praxis aber ist es ein wahrer Kampf ums Überleben. Denn Klonnachwuchs kommt überdurchschnittlich oft missgebildet oder tot zur Welt. Und auch die Leihmuttertiere leiden.
Genau darum dreht sich der Streit: Klonen ist eine Technik, bei der die Tiere leiden müssen – und das ist ethisch schwer vertretbar. Zumal die Nahrungsmittelversorgung hier in Europa auch ohne diese Art der Zucht gesichert ist. Die EU-Kommission will daher im Jahr 2011 eine neue Verordnung vorschlagen, um Klontiere und die Klontechnik in der Lebensmittelproduktion in Europa zu verbieten – für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren. Der EU-Abgeordnete Peter Liese von der CDU verlangt allerdings noch strengere Vorschriften:
"Der Vorschlag der Kommission reicht uns als Parlament nicht aus. Er bezieht sich nur auf die erste Generation. Das heißt, das Klonen von Tieren selbst soll in Europa verboten sein und auch der Import von geklonten Tieren. Aber wir möchten auch eine Regelung für die Nachfolgegeneration. Denn wenn man die Technik grundsätzlich aus Tierschutzgründen ablehnt, dann sollte man auch nicht von ihr profitieren und in einem anderen Land die Klontechnik dadurch fördern, dass man die Nachkommen importiert."
Ein Importverbot für Klon-Nachkommen und für das Fleisch und die Milch dieser Tiere lehnt die EU-Kommission jedoch ab. Und sie will auch die Einfuhr von geklonten Embryonen und Klontier-Samen weiterhin erlauben. Ansonsten, so fürchtet sie, könnten die USA bei der Welthandelsorganisation WTO eine Klage einreichen. Kommissionssprecher Frédéric Vincent:
"Auf WTO-Ebene ist "Tiergesundheit" kein zulässiges Kriterium, um Importe zu verbieten oder den Handel einzuschränken. Man muss diese Ansicht nicht teilen, aber es ist nun mal so. Die Europäische Union ist in vielen Dingen Vorreiter – und wir betrachten uns eben auch als Vorreiter bei der Tiergesundheit. Aber es gibt schlicht keine weltweite Regierung – und also kann die EU außerhalb ihrer Grenzen nicht einfach ihre eigenen hohen Standards durchsetzen."
Mehrere Monate, sagte Frederic Vincent, werde es noch dauern, bis der Gesetzesentwurf für ein Verbot ausgearbeitet sei und veröffentlicht werde – vermutlich bis zur zweiten Jahreshälfte 2011. Denn vorher müsse die Kommission noch eine Folgenabschätzung erstellen.
"Aus meiner Sicht hätten sie die längst machen sollen",
kritisiert Peter Liese. Er ist unzufrieden mit dem Zeitplan der EU-Kommission. Denn wenn die ihren Gesetzesentwurf erst gegen Jahresende vorlegt und der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament erst dann darüber beraten und entscheiden können, dann wird es wohl noch deutlich mehr als ein Jahr dauern, bis ein europäisches Verbot für Klontiere in Kraft treten kann. Ob es dann tatsächlich auch für die Nachkommen der Klone greift und welche Übergangslösung so lange gelten soll, das ist im Moment völlig offen. Sicher ist nur: Europa wird weiter streiten über den Umgang mit geklonten Tieren, deren Nachwuchs und den Lebensmitteln, die sie uns liefern.
Informationen zum Thema:
Pressemitteilung der EU-Kommission zum geplanten Klonverbot
Fragen und Antworten der EU-Kommission zum Klonen
Entschließung des EU-Parlaments zum Thema Klonen
Pressemitteilung des EU-Abgeordneten Peter Liese zum Thema
Studie zum Klonen zur Lebensmittelproduktion, angefertigt im Auftrag des EU-Abgeordneten Martin Häusling (Grüne)
Genau darum dreht sich der Streit: Klonen ist eine Technik, bei der die Tiere leiden müssen – und das ist ethisch schwer vertretbar. Zumal die Nahrungsmittelversorgung hier in Europa auch ohne diese Art der Zucht gesichert ist. Die EU-Kommission will daher im Jahr 2011 eine neue Verordnung vorschlagen, um Klontiere und die Klontechnik in der Lebensmittelproduktion in Europa zu verbieten – für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren. Der EU-Abgeordnete Peter Liese von der CDU verlangt allerdings noch strengere Vorschriften:
"Der Vorschlag der Kommission reicht uns als Parlament nicht aus. Er bezieht sich nur auf die erste Generation. Das heißt, das Klonen von Tieren selbst soll in Europa verboten sein und auch der Import von geklonten Tieren. Aber wir möchten auch eine Regelung für die Nachfolgegeneration. Denn wenn man die Technik grundsätzlich aus Tierschutzgründen ablehnt, dann sollte man auch nicht von ihr profitieren und in einem anderen Land die Klontechnik dadurch fördern, dass man die Nachkommen importiert."
Ein Importverbot für Klon-Nachkommen und für das Fleisch und die Milch dieser Tiere lehnt die EU-Kommission jedoch ab. Und sie will auch die Einfuhr von geklonten Embryonen und Klontier-Samen weiterhin erlauben. Ansonsten, so fürchtet sie, könnten die USA bei der Welthandelsorganisation WTO eine Klage einreichen. Kommissionssprecher Frédéric Vincent:
"Auf WTO-Ebene ist "Tiergesundheit" kein zulässiges Kriterium, um Importe zu verbieten oder den Handel einzuschränken. Man muss diese Ansicht nicht teilen, aber es ist nun mal so. Die Europäische Union ist in vielen Dingen Vorreiter – und wir betrachten uns eben auch als Vorreiter bei der Tiergesundheit. Aber es gibt schlicht keine weltweite Regierung – und also kann die EU außerhalb ihrer Grenzen nicht einfach ihre eigenen hohen Standards durchsetzen."
Mehrere Monate, sagte Frederic Vincent, werde es noch dauern, bis der Gesetzesentwurf für ein Verbot ausgearbeitet sei und veröffentlicht werde – vermutlich bis zur zweiten Jahreshälfte 2011. Denn vorher müsse die Kommission noch eine Folgenabschätzung erstellen.
"Aus meiner Sicht hätten sie die längst machen sollen",
kritisiert Peter Liese. Er ist unzufrieden mit dem Zeitplan der EU-Kommission. Denn wenn die ihren Gesetzesentwurf erst gegen Jahresende vorlegt und der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament erst dann darüber beraten und entscheiden können, dann wird es wohl noch deutlich mehr als ein Jahr dauern, bis ein europäisches Verbot für Klontiere in Kraft treten kann. Ob es dann tatsächlich auch für die Nachkommen der Klone greift und welche Übergangslösung so lange gelten soll, das ist im Moment völlig offen. Sicher ist nur: Europa wird weiter streiten über den Umgang mit geklonten Tieren, deren Nachwuchs und den Lebensmitteln, die sie uns liefern.
Informationen zum Thema:
Pressemitteilung der EU-Kommission zum geplanten Klonverbot
Fragen und Antworten der EU-Kommission zum Klonen
Entschließung des EU-Parlaments zum Thema Klonen
Pressemitteilung des EU-Abgeordneten Peter Liese zum Thema
Studie zum Klonen zur Lebensmittelproduktion, angefertigt im Auftrag des EU-Abgeordneten Martin Häusling (Grüne)