Die kleinen Singvögel sind für Peter Grant das optimale Beispiel dafür, Evolution live in der Natur zu beobachten. Seit mehr als 30 Jahren verfolgt der Biologe von der Princeton Universität im US Bundesstaat New York die Darwinfinken auf der 32 Hektar großen Galapagosinsel Daphne Mayor vor der Küste Ecuadors. Im Laufe der Evolution hatten sich bei den einzelnen Arten verschiedene Schnabelformen entwickelt: etwa pinzettenförmige Schnäbel, die stochern können oder große Schnäbel, die wie ein Nussknacker auch die härtesten Schalen aufbrechen können, um an Samen heranzukommen. Da sich auf der kleinen Insel 14 Finkenarten das Revier teilen und die Gruppen relativ klein waren, hoffte Peter Grant, eine Veränderung der Vögel beobachten zu können. Und er hatte Glück:
"Der Schlüssel unserer Entdeckung war der Umstand, dass es tatsächlich bei einer Dürre auf der kleinen Insel zur natürlichen Auslese kam und damit zu evolutionären Veränderungen in der nächsten Generation. In unserem Fall konnten wir belegen, dass sich dieser Selektionsdruck dadurch äußerte, dass eine Finkenart, die vor ein paar Jahren eingewandert war, sich nur von großen Samen ernährte, die die Hauptnahrung der größeren Finken der alteingesessenen Art war."
Im Zentrum der Beobachtungen stand der Mittelgrundfink Geospiza fortis. Vor rund 20 Jahren kam eine weitere Finkenart von einer benachbarten Insel, der Großgrundfink Geospiza magnirostris. Plötzlich gab es eine Nahrungskonkurrenz, weil der Großgrundfink sich überwiegend von den Samen der Burzeldorne ernährt. Bei den größeren Exemplaren des Mittelgrundfinks stand diese Pflanze aber auch auf dem Speiseplan. Bei einer Dürre kam es dann zur natürlichen Auslese. Die großen Tiere des Mittelgrundfinks waren im Nachteil, weil sie die Samen nicht so schnell knacken konnten wie der Großgrundfink, der mit seinem größeren Schnabel im Vorteil war, sagt Peter Grant.
"Die alteingessene Art unterlag einem Selektionsdruck im Schnabel, wir nennen das eine Merkmalsverschiebung. Bislang konnten Forscher immer nur Übergänge im Nachhinein sehen, aber nie die Veränderung selbst. Wir konnten das jetzt zum ersten Mal direkt in der Natur beobachten, vom Anfang bis zum Ende."
Er sah, dass sich einige Finkenarten plötzlich untereinander mischten. Die Dürre hatte die einzelnen Arten erheblich schrumpfen lassen, so dass nur wenige Geschlechtspartner für die nächste Brut zur Auswahl standen. Dieses Szenario war der Schlüssel seiner Beobachtung, sagt Peter Grant.
"Wir konzentrierten unsere Beobachtungen auf die Vermischungen des Mittelgrundfinks, der sich zum einen mit dem Kaktus-Grundfink paarte, aber auch mit dem kleinen Grundfink Nachwuchs bekam. 1983 gab es einen El Nino, der viel Regen brachte, danach wuchsen viele Pflanzen, die eine Menge Samen als Nahrung hatten. Dadurch konnten tatsächlich die noch gar nicht spezialisierten Mischlingsfinken überleben, da ausreichend Futter da war. Diese Vögel überlebten sogar so lange, dass sie auch brüten konnten."
Normalerweise haben solche Mischlingsformen in einem so umkämpften Gebiet kaum eine Chance. Die Nahrungskonkurrenz ist hoch und nur die Spezialisten überleben. Da es aber durch den Regen ausreichend Futter gab, konnte der Forscher zum ersten Mal beobachten, dass sich diese Mischlinge auf der Insel langsam etablierten.
"Evolutionsbiologen unterteilen einen solchen Vorgang in zwei Teile: Die erste Frage ist: Was passiert innerhalb der Elterngeneration? Das ist unseren Ergebnissen zufolge die natürliche Selektion. Die zweite Frage ist: Was passiert in der zweiten Generation? Diese Fragen hatte schon Darwin gestellt, obwohl es die Genetik noch gar nicht gab. Sind die Kinder genau wie ihre Eltern oder gibt es tatsächlich eine Veränderung als Ergebnis der natürlichen Selektion?"
Es gab eine Veränderung. Die neuen Finken haben allesamt kleinere Schnäbel und sind damit hervorragend auf die Samen des Feigenkaktus spezialisiert. Die Samen der Burzeldorne fehlen ihnen anscheinend nicht.
"Der Schlüssel unserer Entdeckung war der Umstand, dass es tatsächlich bei einer Dürre auf der kleinen Insel zur natürlichen Auslese kam und damit zu evolutionären Veränderungen in der nächsten Generation. In unserem Fall konnten wir belegen, dass sich dieser Selektionsdruck dadurch äußerte, dass eine Finkenart, die vor ein paar Jahren eingewandert war, sich nur von großen Samen ernährte, die die Hauptnahrung der größeren Finken der alteingesessenen Art war."
Im Zentrum der Beobachtungen stand der Mittelgrundfink Geospiza fortis. Vor rund 20 Jahren kam eine weitere Finkenart von einer benachbarten Insel, der Großgrundfink Geospiza magnirostris. Plötzlich gab es eine Nahrungskonkurrenz, weil der Großgrundfink sich überwiegend von den Samen der Burzeldorne ernährt. Bei den größeren Exemplaren des Mittelgrundfinks stand diese Pflanze aber auch auf dem Speiseplan. Bei einer Dürre kam es dann zur natürlichen Auslese. Die großen Tiere des Mittelgrundfinks waren im Nachteil, weil sie die Samen nicht so schnell knacken konnten wie der Großgrundfink, der mit seinem größeren Schnabel im Vorteil war, sagt Peter Grant.
"Die alteingessene Art unterlag einem Selektionsdruck im Schnabel, wir nennen das eine Merkmalsverschiebung. Bislang konnten Forscher immer nur Übergänge im Nachhinein sehen, aber nie die Veränderung selbst. Wir konnten das jetzt zum ersten Mal direkt in der Natur beobachten, vom Anfang bis zum Ende."
Er sah, dass sich einige Finkenarten plötzlich untereinander mischten. Die Dürre hatte die einzelnen Arten erheblich schrumpfen lassen, so dass nur wenige Geschlechtspartner für die nächste Brut zur Auswahl standen. Dieses Szenario war der Schlüssel seiner Beobachtung, sagt Peter Grant.
"Wir konzentrierten unsere Beobachtungen auf die Vermischungen des Mittelgrundfinks, der sich zum einen mit dem Kaktus-Grundfink paarte, aber auch mit dem kleinen Grundfink Nachwuchs bekam. 1983 gab es einen El Nino, der viel Regen brachte, danach wuchsen viele Pflanzen, die eine Menge Samen als Nahrung hatten. Dadurch konnten tatsächlich die noch gar nicht spezialisierten Mischlingsfinken überleben, da ausreichend Futter da war. Diese Vögel überlebten sogar so lange, dass sie auch brüten konnten."
Normalerweise haben solche Mischlingsformen in einem so umkämpften Gebiet kaum eine Chance. Die Nahrungskonkurrenz ist hoch und nur die Spezialisten überleben. Da es aber durch den Regen ausreichend Futter gab, konnte der Forscher zum ersten Mal beobachten, dass sich diese Mischlinge auf der Insel langsam etablierten.
"Evolutionsbiologen unterteilen einen solchen Vorgang in zwei Teile: Die erste Frage ist: Was passiert innerhalb der Elterngeneration? Das ist unseren Ergebnissen zufolge die natürliche Selektion. Die zweite Frage ist: Was passiert in der zweiten Generation? Diese Fragen hatte schon Darwin gestellt, obwohl es die Genetik noch gar nicht gab. Sind die Kinder genau wie ihre Eltern oder gibt es tatsächlich eine Veränderung als Ergebnis der natürlichen Selektion?"
Es gab eine Veränderung. Die neuen Finken haben allesamt kleinere Schnäbel und sind damit hervorragend auf die Samen des Feigenkaktus spezialisiert. Die Samen der Burzeldorne fehlen ihnen anscheinend nicht.