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Flugaffäre um FIFA-Boss Infantino
Nagelprobe für den Deutschen Fußball Bund

FIFA-Präsident Gianni Infantino gerät wegen eines Privatjet-Fluges in Erklärungsnot. SZ-Redakteur Thomas Kistner sieht nun auch den DFB in der Verantwortung. Falls Infantino für seinen persönlichen Bedarf in die Kassen der globalen Fußballgemeinde gegriffen habe, müsse das der DFB beim FIFA-Ethikkomitee anzeigen.

Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger |
UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und FIFA-Präsident Gianni Infantino sitzen auf einer Stadiontribüne
FIFA-Präsident Gianni Infantino (re.) hat sich nach einer Besuchstour in Südamerika eine teure Privatjet-Reise zurück in die Schweiz gegönnt (imago sportfotodienst)
FIFA-interne E-Mails verraten, dass sich Infantino im April 2017 nach einer Besuchstour in Südamerika eine teure Privatjet-Reise zurück in die Schweiz gegönnt hat. Die sechsstelligen Kosten dafür hat er gegenüber seinen Compliance-Aufsehern mit einem Gipfeltreffen bei der UEFA gerechtfertigt, das jedoch nicht stattgefunden hat.
"Weiterer Prüfstein für die Schweizer Strafjustiz"
SZ-Redakteur Thomas Kistner sagte dazu im Dlf, das Treffen mit UEFA-Boss Aleksander Ceferin hätte auch nicht stattfinden können, denn dieser habe sich vier Flugstunden entfernt in Armenien aufgehalten. Die FIFA habe den Flug von Infantino bestätigt, wolle sich aber zu keinen Details äußern – auch nicht dazu, ob und warum die Compliance-Aufseher mit falschen Angaben getäuscht wurden.
FIFA-Boss Gianni Infantino gehöre jetzt "vom Ethik-Komitee der FIFA untersucht. Da gehört ein Verfahren eröffnet", fordert Kistner.
Daneben sei das ein weiterer Prüfstein für die Schweizer Strafjustiz, die ohnehin schon mit einer Anzeige gegen Infantino im Zusammenhang mit der Sommermärchen-Affäre befasst ist.
DFB könnte zur Aufklärung beitragen
Bei den möglichen Konsequenzen für Infantino ist Kistner skeptisch. "Dieser vorteilsbewusste Kameradschaftsverbund hält gerne fest zusammen." Die Frage sei, ob die bisher "lammfromme", von Infantino selbst ausgewählte Ethik-Chefin Claudia Rojas aus Kolumbien aufwache.
Kistner meint: Dabei könnten ihr die "offenkundig geprellten Verbände zur Hilfe kommen". So auch der Deutsche Fußball Bund. "Der redet pausenlos von Sauberkeit und Aufklärung. Für den neuen DFB um Fritz Keller und Rainer Koch ist das durchaus die Nagelprobe. Sie müssen bei der FIFA klären, ob Infantino für seinen persönlichen Bedarf in die Kassen der globalen Fußballgemeinde gegriffen hat. Falls das stimmt, müssten sie diese Sache beim Ethikkomitee anzeigen."
Wenn tatsächlich ein Ethikverfahren gegen Infantino eröffnet würde, müsste er mit einer Suspendierung rechnen, meint Kistner - für mindestens 90 Tage. Er geht davon aus, dass Infantinos Gegner diese Zeit nutzen würden, um eine neue FIFA-Führung zu etablieren.