In meiner Familie sind wir vier Geschwister. Ich habe eine Mama und einen Papa. Ich habe ganz viele Onkel und ganz viele Tanten, aber ich konnte nicht alle malen.
Kunstvoll hat Lehrerin Friederike Terhechte die Gesichter ihrer Familie in ein Heft gezeichnet. Die Kinder der Förderklasse 1b betrachten sie amüsiert. Auch sie haben ihre Familienglieder gemalt.
Wer möchte seine Familie vorstellen? Mariam? Psst! Nicht melden, Mariam ist dran.
Ich habe fünf Brüder und fünf Schwestern. Ich habe eine Papa und eine Mutter. Meine Oma, meine Opa.
Friederike Terhechtes Schüler sind überwiegend Kinder türkischer Herkunft. In der Förderklasse, von denen es insgesamt sieben an der Plauen-Grundschule gibt, lernen sie, in ganzen Sätzen zu sprechen und ihren Sprachschatz zu erweitern:
Ich habe einen großen Bruder...
Wie heißt das dann, wenn der groß ist? Einen...? älteren Bruder, ja, älteren Bruder, weil der älter ist...und warum heißt der jüngere Bruder, jüngerer Bruder? Weil er jünger ist als Du...
Friederike Terhechte, deren Doppelname Terhechte-Mermerloglou erahnen lässt, dass sie sich in beiden Sprachkulturen auskennt, hält in ihrem Unterricht für besonders wichtig:
Dass man sich immer bewusst sein muss, dass das Deutsche die Zweitsprache der Kinder ist. Dass es einmal in erster Linie das Sprachvorbild ist, das ich geben muss. Das heißt ein ständiges bewusstes Sprechen der Endungen nicht verschlucken, sich zu bemühen, die gleichen Satzstrukturen zu verwenden, damit sie sich einschleifen. Dass ich mir im Vorfeld genau überlege, was will ich von den Kindern und welche Sprachstrukturen sie übernehmen sollen.
Sprachförderung, das ist ganz schön anstrengend für beide Seiten. Fünf Stunden Deutschunterricht zusätzlich pro Woche und ein besonderes Augenmerk auf deutsche Ausdrucksfähigkeit in allen anderen Fächern - Für den Lehrer bedeutet das: Nachhaken, Hartnäckig auf Verbesserungen von Fehlern bestehen, keine Ungenauigkeiten durchgehen lassen, auch, wenn das manchmal bequemer wäre.
Förderschüler sind häufiger, als gleichaltrige Kinder in Regelklassen mit ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten konfrontiert. Auch das muss vom Lehrer aufgefangen werden. Natürlich dürfen sich auch in einer normalen Grundschulklasse Fehler nicht festsetzen. Trotzdem: Die Kinder aus der Förderklasse werden strenger behandelt. Es ist manchmal nicht leicht immer wieder zu korrigieren, aber für Friederike Terhechte steht die Frage im Vordergrund:
Wie weit lasse ich die Kinder erzählen, wie weit akzeptiere ich Formeln, wie Onkels oder Bruders, ohne korrigierend einzugreifen. Wie schaffe ich es, die Kinder zu motivieren, etwas zu erzählen und trotzdem ein Sprachfortschritt zu erreichen, was die Korrektheit der Formen anbetrifft.
Da hilft zum Beispiel Musik und Bewegung zwischendurch. Boxen und Trampeln macht schließlich einen Heidenspaß. Die mangelnde Sprachkompetenz der Kinder beruht aber nicht nur auf schlechten Deutschkenntnissen.
Gleichzeitig sind die Muttersprachkenntnisse oft nicht so gut, wie sie altersgemäß sein sollten. Das ist nicht nur ein Problem der nicht deutschen Herkunft. Wir haben ein Umfeld von fast ausschließlich sozialer Unterschicht. Ein Großteil der Eltern sind arbeitslos. Es ist eher die Armut, die zum Problem wird. Und mit der Armut gekoppelt ist natürlich auch eine Bildungsarmut.
Gefördert wird an der Plauen-Grundschule in der Regel in den ersten beiden Jahren. Dann – das wünscht sich Friederike Terhechte – sollen Schüler in normalen Regelklassen zurechtkommen. In der Praxis gelingt das bis jetzt nur den wenigsten. Für Friederike Terhechte müssen die Lehrer umdenken. Zwar gibt es mittlerweile einen Rahmenplan für den Förderunterricht, aber viele Pädagogen sind nicht für Deutsch als Fremdsprache ausgebildet. Dennoch ist der Förderunterricht unerlässlich um begangenen Fehlern zumindest entgegenzuwirken.
Kunstvoll hat Lehrerin Friederike Terhechte die Gesichter ihrer Familie in ein Heft gezeichnet. Die Kinder der Förderklasse 1b betrachten sie amüsiert. Auch sie haben ihre Familienglieder gemalt.
Wer möchte seine Familie vorstellen? Mariam? Psst! Nicht melden, Mariam ist dran.
Ich habe fünf Brüder und fünf Schwestern. Ich habe eine Papa und eine Mutter. Meine Oma, meine Opa.
Friederike Terhechtes Schüler sind überwiegend Kinder türkischer Herkunft. In der Förderklasse, von denen es insgesamt sieben an der Plauen-Grundschule gibt, lernen sie, in ganzen Sätzen zu sprechen und ihren Sprachschatz zu erweitern:
Ich habe einen großen Bruder...
Wie heißt das dann, wenn der groß ist? Einen...? älteren Bruder, ja, älteren Bruder, weil der älter ist...und warum heißt der jüngere Bruder, jüngerer Bruder? Weil er jünger ist als Du...
Friederike Terhechte, deren Doppelname Terhechte-Mermerloglou erahnen lässt, dass sie sich in beiden Sprachkulturen auskennt, hält in ihrem Unterricht für besonders wichtig:
Dass man sich immer bewusst sein muss, dass das Deutsche die Zweitsprache der Kinder ist. Dass es einmal in erster Linie das Sprachvorbild ist, das ich geben muss. Das heißt ein ständiges bewusstes Sprechen der Endungen nicht verschlucken, sich zu bemühen, die gleichen Satzstrukturen zu verwenden, damit sie sich einschleifen. Dass ich mir im Vorfeld genau überlege, was will ich von den Kindern und welche Sprachstrukturen sie übernehmen sollen.
Sprachförderung, das ist ganz schön anstrengend für beide Seiten. Fünf Stunden Deutschunterricht zusätzlich pro Woche und ein besonderes Augenmerk auf deutsche Ausdrucksfähigkeit in allen anderen Fächern - Für den Lehrer bedeutet das: Nachhaken, Hartnäckig auf Verbesserungen von Fehlern bestehen, keine Ungenauigkeiten durchgehen lassen, auch, wenn das manchmal bequemer wäre.
Förderschüler sind häufiger, als gleichaltrige Kinder in Regelklassen mit ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten konfrontiert. Auch das muss vom Lehrer aufgefangen werden. Natürlich dürfen sich auch in einer normalen Grundschulklasse Fehler nicht festsetzen. Trotzdem: Die Kinder aus der Förderklasse werden strenger behandelt. Es ist manchmal nicht leicht immer wieder zu korrigieren, aber für Friederike Terhechte steht die Frage im Vordergrund:
Wie weit lasse ich die Kinder erzählen, wie weit akzeptiere ich Formeln, wie Onkels oder Bruders, ohne korrigierend einzugreifen. Wie schaffe ich es, die Kinder zu motivieren, etwas zu erzählen und trotzdem ein Sprachfortschritt zu erreichen, was die Korrektheit der Formen anbetrifft.
Da hilft zum Beispiel Musik und Bewegung zwischendurch. Boxen und Trampeln macht schließlich einen Heidenspaß. Die mangelnde Sprachkompetenz der Kinder beruht aber nicht nur auf schlechten Deutschkenntnissen.
Gleichzeitig sind die Muttersprachkenntnisse oft nicht so gut, wie sie altersgemäß sein sollten. Das ist nicht nur ein Problem der nicht deutschen Herkunft. Wir haben ein Umfeld von fast ausschließlich sozialer Unterschicht. Ein Großteil der Eltern sind arbeitslos. Es ist eher die Armut, die zum Problem wird. Und mit der Armut gekoppelt ist natürlich auch eine Bildungsarmut.
Gefördert wird an der Plauen-Grundschule in der Regel in den ersten beiden Jahren. Dann – das wünscht sich Friederike Terhechte – sollen Schüler in normalen Regelklassen zurechtkommen. In der Praxis gelingt das bis jetzt nur den wenigsten. Für Friederike Terhechte müssen die Lehrer umdenken. Zwar gibt es mittlerweile einen Rahmenplan für den Förderunterricht, aber viele Pädagogen sind nicht für Deutsch als Fremdsprache ausgebildet. Dennoch ist der Förderunterricht unerlässlich um begangenen Fehlern zumindest entgegenzuwirken.