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Forderungen nach einem Mindestlohn-Gesetz

Kommentiert werden Forderungen nach einem Mindestlohn-Gesetz sowie die Trennung des Münchner Maschinen- und Nutzfahrzeugbauers MAN von seiner Tochter SMS: Dazu die

    Börsen-Zeitung:

    "Der MAN-Vorstandsvorsitzende Rudolf Rupprecht zieht mit der Scheidung einen endgültigen Schlussstrich im Machtkampf mit SMS-Vorstandschef Heinrich Weiss, der im Sommer noch versucht hatte, den Konzern zu zerschlagen und die Nutzfahrzeugsparte an VW zu veräußern. Das zwischen beiden Managern zerrüttete Verhältnis hätte MAN bei einem weiteren Verbleib der SMS-Gruppe im Konzern zusätzlich belastet. Rupprecht kann sich durch den SMS-Deal in seinem letzten Amtsjahr 2004 voll auf die verbliebenen MAN-Baustellen konzentrieren."

    Die Süddeutsche Zeitung meint:

    "Die Trennung von SMS ist nur ein erster Schritt auf dem Weg in die moderneren Zeiten. Weitere Verkäufe von Tochterfirmen oder Betriebsteilen werden folgen. Doch das wird nicht reichen. MAN muss sich neu erfinden, Glaubwürdigkeit als modernes Unternehmen erarbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob sich der Konzern auf ein Geschäft konzentriert oder ein Gemischwarenladen bleibt. Er muss sich nach außen klarer darstellen als bisher. MAN ist schließlich Mitglied im angesehenen Dax-Club der deutschen Großkonzerne. Da haben Aktionäre einen Anspruch zu erfahren, wohin bei diesem Unternehmen die Reise geht."

    Einen Tag vor der Abstimmung im Bundestag über das Vermittlungsergebnis hält die Financial Times Deutschland die Debatte innerhalb der Regierungskoalition um ein Mindeslohn-Gesetz für verfehlt:

    "Weil Langzeitarbeitslose nach dem Kompromiss im Vermittlungsausschuss gezwungen sind, in Zukunft jede Arbeit anzunehmen, befürchten viele einen gefährlichen Abwärtsdruck auf die Löhne. Bei näherem Hinsehen erweist sich diese Befürchtung als wenig stichhaltig: Den Langzeitarbeitslosen wird zwar das Arbeitslosengeld um 30 Prozent gekürzt, falls sie einen Job nicht annehmen. Danach blieben ihnen aber immer noch die Miete sowie rund 240 Euro monatlich zum Leben. Das ist kein komfortabler Lebensunterhalt, aber auch kein Betrag, bei dem der Hunger zur Aufnahme jedweder Jobs zwingt. Ohnehin ist ein Mindestlohn das falsche Mittel im Kampf gegen die Verarmung der unteren Gesellschaftsschicht."

    Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht Heuchelei im Spiel:

    "Nicht zuletzt auf Druck der IG Bau gibt es in der Baubranche längst ein kostentreibendes Mindestlohngesetz, das erst im Sommer ausgeweitet wurde. Die Rechtsverordnung des sich sonst gern ein wenig liberal gebenden sozialdemokratischen Wirtschaftsministers Wolfgang Clement zwingt auch die Unternehmen zur Zahlung des Mindestlohns, die nicht tarifgebunden sind. Längst entfaltet der Mindestlohn hier seine zerstörerische Wirkung auf die Arbeitsplätze."