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Formel-1-Boss wegen Bestechung angeklagt

44 Millionen Dollar Schmiergeld soll Ecclestone an den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky gezahlt haben. Dabei soll es um den Verkauf von Anteilen der BayernLB an der Formel 1 gegangen sein. Gribkowsky ist bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Von Michael Watzke | 17.07.2013
    Sven Thomas ist der deutsche Rechtsbeistand von Bernie Ecclestone. Wenn man ihn in der Vergangenheit fragte, ob sein englischer Mandant jemals vor dem Landgericht München angeklagt werden könnte, antwortete Thomas mit spöttischem Grinsen:

    "Sie wissen, dass ich dieses Landgericht liebe, aber im Moment sehe ich das nicht."

    Nun ist der Augenblick gekommen. Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage erhoben gegen Bernard Charles Ec., wie es abgekürzt in der Pressemitteilung der Münchner Justiz-Pressestelle heißt. Dem Formel-1-Boss Ecclestone wird Bestechung und Anstiftung zur Untreue vorgeworfen. Ob es zum Prozess kommt, hängt davon ab, ob die zuständige Wirtschafts-Strafkammer des Landgerichts München der Anklage stattgibt oder nicht. Zuständig ist Richter Peter Noll, der schon den Ex-Bayern-LB-Manager Gerhard Gribkowsky zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt hat. Noll hatte beim Gribkowsky-Prozess vor zweieinhalb Jahren gesagt, dass der Banker von Ecclestone "ins Verbrechen geführt" worden sei. Insofern ist es wahrscheinlich, dass Ecclestone bald vor Gericht steht. Der Süddeutsche Zeitung-Journalist Klaus Ott, der den Bestechungsskandal aufgedeckt hatte, ist sicher, dass der Engländer Ecclestone auch in München erscheint.

    "Würde er nicht kommen, dass würde ihn die Münchner Justiz weltweit zur Fahndung ausschreiben. Und darauf würde sich Ecclestone bestimmt nicht einlassen."

    Allerdings hält es SZ-Journalist Klaus Ott noch nicht für ausgemacht, dass Bernard Ecclestone - ähnlich wie sein früherer Geschäftspartner Gribkowsky - mit einer Haftstrafe rechnen muss:

    "Er ist jetzt 82 Jahre alt. Ob er in diesem Alter noch ins Gefängnis müsste, ist die eine Frage. Die andere ist: Falls die Justiz zur Überzeugung gelangt, dass es Schmiergeld gewesen ist, könnte er eine Art Schadenswiedergutmachung leisten, mit erheblichen Beträgen, die ihm dann ja auch strafmildernd angerechnet werden müssten."

    Die erheblichen Beträge lägen im dreistelligen Millionenbereich. Allein die Bayerische Landesbank hat gegen Ecclestone Ansprüche in Höhe von 400 Millionen US-Dollar geltend gemacht. Denn die BayernLB sieht sich doppelt geschädigt. Zum einen hatte sich Ecclestone sein mutmaßliches Bestechungsgeld an Gribkowsky von der BayernLB zurückgeholt. Als Vermittlungs-Honorar in Höhe von rund 60 Millionen Dollar. Zum anderen argumentieren die Münchner Landesbanker, dass sie die Formel-1-Rechte, in deren Besitz sie damals waren, viel teurer hätten verkaufen können als an den jetzigen Besitzer, die Investmentgruppe CVC. Es wird ein harter Kampf um viel Geld, glaubt SZ-Journalist Klaus Ott:

    "Bernie Ecclestone ist ja als nicht sehr spendabel bekannt. Auch seine Anwälte sind ausgekochte Profis. Die lassen sich nicht so einfach über den Tisch ziehen. Die BayernLB genauso. Deren Vorstand ist mit allen Wassern gewaschen. Das werden also harte Pokerrunden."

    Bernie Ecclestone wird diese Pokerrunde wohl nicht mehr als Formel-1-Boss führen. Mehrere Rennstall-Besitzer hatten dem Engländer einen Rücktritt nahegelegt für den Fall, dass es zur Anklage kommt. Etwa Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo. Die Beteiligungsgruppe CVC als Hauptanteils-Eigner der Formel 1 sucht angeblich bereits nach einem Nachfolger für Ecclestone. Bernies Lebenswerk "Formel 1" ist in Gefahr.