Die Aweti sind ein kleines Urwaldvölkchen in Zentralbrasilien, und zwar ein sehr kleines. Ganze 127 Indianer zählen noch zu diesem Stamm. "Ich heiße Jakumin", sagt ihr Häuptling in seiner Muttersprache, "und lebe in einem Dorf." Alles andere erzählt der 42jährige lieber auf Portugiesisch, weil niemand sonst seine Sprache spricht.
Wir leben in dem Dorf noch in Hütten. Wir leben ganz traditionell, wir folgen unserer Kultur. Wir gehen noch mit Pfeil und Bogen fischen, wir bauen Maniok an und jagen im Wald.
Mittlerweile gibt es im Aweti-Dorf auch Fernseher, Musikanlage und Fahrräder. Viele junge Indianer wollen dorthin gehen, wo der Wohlstand herkommt. Die Zukunft des kleinen Stammes ist in Gefahr und damit auch das Überleben seiner Sprache. Der Berliner Linguist Sebastian Drude zeichnet deshalb mit Mikrofon und Kamera auf, was und wie die Awetis sprechen.
Das Aweti zeichnet unter anderem aus, dass es einen deutlichen Unterschied gibt, wie die Männer und wie die Frauen reden. Das sind hauptsächlich Unterschiede im Wortschatz: Die üblichen traditionellen Erzählungen fangen immer mit dem Satz an: "So ist unsere Sitte". Ein Mann würde das ganz anders sagen als eine Frau. Beide haben auch zwei verschiedene Wörter für "ich": Eine Frau sagt "ito" und ein Mann sagt "aci".
Der Sprachwissenschaftler vermutet, dass das Aweti aus mehreren Indianer-Sprachen entstanden ist und dass einst Frauen eines Nachbar-Stammes die Aweti-Frauen von ihrem -fremden - Vokabular irgendwie "überzeugt" haben. Daher die heutigen Mann-Frau-Unterschiede. Um solche Fragen zu erforschen, fährt Sebastian Drude jedes Jahr für mehrere Monate in den Urwald. Dort versucht er, genauso wie die Einheimischen zu leben - was nicht immer so einfach ist:
Wenn ich den Angelhaken auswerfe, gehen alle in Deckung, weil man nie weiß, in welche Richtung der jetzt fliegen wird, wahrscheinlich nicht nach vorne ins Wasser, wie er soll. Bei meinem ersten Besuch gab es auch eine richtig brenzlige Situation, als der Schlauch der Gasflasche abgesprungen ist und plötzlich eine eineinhalb Meter lange Stichflamme direkt neben dem Palmendach wild herumfuchtelte. Bis das alles gelöscht war, herrschte große Aufregung: Ich hätte fast das Häuptlingshaus abgebrannt.
Für Häuptling Jakumin sind solche Aktionen nichts Ungewöhnliches.
Wir haben am Anfang immer viel zu lachen, wenn ein Weißer kommt und sich bei uns nicht auskennt. Zum Beispiel haben wir im Dorf viele Insekten, die stechen, und auch Spinnen, die beißen. Sebastian hat sich am Anfang ständig erschrocken und gebrüllt: Was ist denn das für ein Zeug? Und er ist andauernd gestochen worden. Aber mittlerweile hat er sich daran gewöhnt. Wir lachen auch nicht mehr über ihn.
Sprachforscher Sebastian Drude erstellt jetzt ein Aweti-Wörterbuch, eine Aweti-Grammatik, und ein Lehrbuch, mit dem die Indianerkinder schneller ihre eigene Sprache lernen können. Aber das ist noch nicht alles.
Es ist ein großes Abenteuer, eine neue Sprache kennen zu lernen, neu zu entdecken, wie die Sprache organisiert ist - vor allem aber auch, wie sich die Sprache in das Muster der Kultur einfügt. Ich glaube, einen Großteil der Zeit dort verbringe ich mehr damit, zu verstehen, wie die Leute leben, wie die Leute denken, als dass ich konkret da sitze und frage, was welches Wort bedeutet oder so.
Wir leben in dem Dorf noch in Hütten. Wir leben ganz traditionell, wir folgen unserer Kultur. Wir gehen noch mit Pfeil und Bogen fischen, wir bauen Maniok an und jagen im Wald.
Mittlerweile gibt es im Aweti-Dorf auch Fernseher, Musikanlage und Fahrräder. Viele junge Indianer wollen dorthin gehen, wo der Wohlstand herkommt. Die Zukunft des kleinen Stammes ist in Gefahr und damit auch das Überleben seiner Sprache. Der Berliner Linguist Sebastian Drude zeichnet deshalb mit Mikrofon und Kamera auf, was und wie die Awetis sprechen.
Das Aweti zeichnet unter anderem aus, dass es einen deutlichen Unterschied gibt, wie die Männer und wie die Frauen reden. Das sind hauptsächlich Unterschiede im Wortschatz: Die üblichen traditionellen Erzählungen fangen immer mit dem Satz an: "So ist unsere Sitte". Ein Mann würde das ganz anders sagen als eine Frau. Beide haben auch zwei verschiedene Wörter für "ich": Eine Frau sagt "ito" und ein Mann sagt "aci".
Der Sprachwissenschaftler vermutet, dass das Aweti aus mehreren Indianer-Sprachen entstanden ist und dass einst Frauen eines Nachbar-Stammes die Aweti-Frauen von ihrem -fremden - Vokabular irgendwie "überzeugt" haben. Daher die heutigen Mann-Frau-Unterschiede. Um solche Fragen zu erforschen, fährt Sebastian Drude jedes Jahr für mehrere Monate in den Urwald. Dort versucht er, genauso wie die Einheimischen zu leben - was nicht immer so einfach ist:
Wenn ich den Angelhaken auswerfe, gehen alle in Deckung, weil man nie weiß, in welche Richtung der jetzt fliegen wird, wahrscheinlich nicht nach vorne ins Wasser, wie er soll. Bei meinem ersten Besuch gab es auch eine richtig brenzlige Situation, als der Schlauch der Gasflasche abgesprungen ist und plötzlich eine eineinhalb Meter lange Stichflamme direkt neben dem Palmendach wild herumfuchtelte. Bis das alles gelöscht war, herrschte große Aufregung: Ich hätte fast das Häuptlingshaus abgebrannt.
Für Häuptling Jakumin sind solche Aktionen nichts Ungewöhnliches.
Wir haben am Anfang immer viel zu lachen, wenn ein Weißer kommt und sich bei uns nicht auskennt. Zum Beispiel haben wir im Dorf viele Insekten, die stechen, und auch Spinnen, die beißen. Sebastian hat sich am Anfang ständig erschrocken und gebrüllt: Was ist denn das für ein Zeug? Und er ist andauernd gestochen worden. Aber mittlerweile hat er sich daran gewöhnt. Wir lachen auch nicht mehr über ihn.
Sprachforscher Sebastian Drude erstellt jetzt ein Aweti-Wörterbuch, eine Aweti-Grammatik, und ein Lehrbuch, mit dem die Indianerkinder schneller ihre eigene Sprache lernen können. Aber das ist noch nicht alles.
Es ist ein großes Abenteuer, eine neue Sprache kennen zu lernen, neu zu entdecken, wie die Sprache organisiert ist - vor allem aber auch, wie sich die Sprache in das Muster der Kultur einfügt. Ich glaube, einen Großteil der Zeit dort verbringe ich mehr damit, zu verstehen, wie die Leute leben, wie die Leute denken, als dass ich konkret da sitze und frage, was welches Wort bedeutet oder so.