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Forscher präsentieren sich

Beispiel Medizin: die multimodale Zellanalyse für die Krebsvorsorge könnte die Diagnose vieler Tumoren erleichtern, wie der Erfinder der Methode Professor Alfred Böcking vom Institut für Cythopathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erläutert:

19.11.2002
    Das ist ein neues Verfahren, um Krebs unblutig und sehr früh und zudem noch einigermaßen preiswert an wenigen Zellen zu diagnostizieren, statt an Geweben, wie bisher. Bisher wird dem Patienten blutig eine Gewebebiopsie entnommen, um diese weiter zu untersuchen und daran die Diagnose Krebs zu stellen. Wir brauchen nun für viele Krebse kein Gewebe mehr, sondern können an wenigen Zellen arbeiten, die entweder in Körperflüssigkeiten sich finden, oder die durch Abstrich entnommen werden, schlimmstenfalls mit einer hauchdünnen Nadel wird ein inneres Organ punktiert.

    Die so schonend entnommenen Zellen werden dann unter ein computergestütztes Mikroskop gelegt, dessen Software es dem Pathologen ermöglicht an ein und derselben Zelle nicht nur eine, sondern mehrere Untersuchungen durchzuführen. Das Mikroskop legt dann verschiedene Schnittbilder der ausgesuchten Zelle übereinander und der Computer vergleicht und analysiert die verschiedenen Messwerte. Und das mit enormer Genauigkeit:

    Die Genauigkeit entspricht 0,2 Mikrometer. Um sich das vorstellen zu können, kann man einen Vergleich wählen. Auf der Strecke Düsseldorf - Aachen wären das zwanzig Zentimeter, also genauer als das GPS-System derzeit auf der Erde erkennen kann. Also sehr genau, pixelgenau nennen wir das. Es ist eine sehr hohe Präzisionsarbeit diese Genauigkeit hinzubekommen.

    Am Beispiel des durch Asbest ausgelösten Rippenfellkrebses konnten die Wissenschaftler aus Düsseldorf und Aachen nachweisen, dass die Treffergenauigkeit der Diagnose ebenfalls sehr hoch ist. 95 Prozent der Tumore wurden erkannt, in 73 Prozent der Fälle sogar früher als mit jeder anderen Methode. Und: die Methode kostet nur etwa ein Drittel dessen, was für eine herkömmliche Gewebeentnahme zu zahlen ist. Eigentlich müssten die Interessenten für dieses Verfahren also Schlange stehen, doch das ist nicht der Fall. Pathologen wehren ab, weil sie mehr über Zellbiologie lernen müssten, die Industrie traut sich nicht an die Entwicklungskosten und im Bundesgesundheitsministerium habe man, so Böcking, zwar wohlwollend reagiert. Das war’s dann aber auch. Wissenschaftstransfer ist also offensichtlich doch nicht immer so einfach wie die Ausstellung in Düsseldorf suggerieren will. Das gilt in gewisser Weise auch für den holographischen Langzeit Massenspeicher, der an der Universität Köln entwickelt wird. Das Problem: heutige Datenspeicher, CD-ROMs zum Beispiel sind relativ kurzlebig, halten nur ca. 20 Jahre. Die Lösung heißt Holographie, erläutert Thomas Woike von der Universität Köln:

    Wir speichern Daten in Kristalle oder Bilder, also Analogbilder oder Digitalmuster, um eine gesicherte Langzeitarchivierung zu haben. Und gesichert heißt für uns mindestens hundert Jahre. Sie können also die Daten mit Sicherheit nach einhundert Jahren wieder lesen, weil an diesem Kristallsystem was wir benutzen können sie umweltmäßig nichts verändern. Sie können das in Säuren schmeißen, in Laugen, in Lösungsmittel, in Wasser, da kann nichts dran passieren.

    Ein Terrabyte Daten können auf so einem Kristall gespeichert werden. Genug um ganze Bibliotheken oder Archive für die Nachwelt zu sichern. Der Nachteil: mit rund 250.000 Euro ist das System für Bibliotheken oder Archive viel zu teuer, bis es sich also in der Anwendung durchsetzt wird es noch lange dauern.