"In den Schutthalten des Lagers haben wir seit zehn Jahren mittlerweile über 20.000 Objekte geborgen, die den Menschen, die dorthin verschleppt worden sind, direkt - und manchmal direkt leiblich - anhafteten."
Volkhard Knigge, Gedenkstättendirektor in Buchenwald und Mittelbau Dora fragt sich, wie man diese Objekte zum Sprechen bringt. Wie man Dialog herstellt mit den Betrachtern. Wie man den selbst geschnitzten Kamm, die mühsam improvisierte Zahnbürste, den handgravierten Monatskalender eines Häftlings in ihrer, in seiner Geschichte zeigen kann. Die, die sie erzählen könnten, sterben ihm unter Hand weg, sagt Volkhard Knigge. Wie sollte man also mit diesen Dingen umgehen?
"Man ist immer in Gefahr, diese Objekte falsch zu verheiligen, als Reliquien gewissermaßen zum Verstummen zu bringen. Und man ist immer - und das hat den Umgang mit diesen Objekten in den vergangenen 60 Jahren - wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen worden sind - immer in Gefahr, sie zu verwerfen, zu profanieren. Denn sie sind aus unkostbaren Material, und sie sind gewissermaßen wirklich Müll."
Heute erzielen sie unglaubliche Preise, einen Davidsstern bekomme man im Internet ab 60 Euro, ein halbes Pfund V2-Rakete aus Mittelbau-Dora bringt in den USA mehr als 1000 Dollar. Die Relikte werden sogar gefälscht. Holocaust-Kitsch. Das funktioniert. Das dürfe aber nicht funktionieren! Vordergründige Pietät verbaue die Reflexion. Knigge hat der in Litauen geborenen, in Israel aufgewachsenen und nun in Paris lebenden Künstlerin Esther Shalev-Gerz den Auftrag gegeben, diese ‚MenschenDinge' neu zu zeigen.
"Hier ist ein Löffel, der am Griff hinten zur Messerklinge geschliffen wurde."
Auf einem großen Monitor läuft ein Video, der Ton kommt über Kopfhörer. Das Gesicht einer älteren Frau in Nahaufnahme. Eine Gedenkstätten-Mitarbeiterin. Ihre Augen, ihr Mund, ihre Hände, sie halten ein verrostetes Fundstück.
"Weil: die Häftlinge durften im Lager keine Messer besitzen. So hat man dann hinten einfach den Griff scharf gemacht."
Respektvoll, fast zärtlich hält diese Frau die Wertsache in der Hand. Sie erzählt ihre eigene Geschichte. Das ist der Filter, durch den hindurch diese Dinge zu sprechen beginnen. Sie zeigen, sagt die Künstlerin, wie Menschen durchgedrungen sind, wie sie weitergegangen sind.
Das Persönliche im Entmenschlichten, die Kraft der Kunst. Das erzählen die Dinge. Und das erfahren wir von fünf Menschen, die mit diesen Dingen zu tun haben. Wir sehen keine Berge von Knöpfen, von Koffern, von Schuhen, keine Vitrinen mit selbst gebastelten Tellern und Schalen. Sondern fünf Monitore mit Nahaufnahmen derer, die sie bergen, die sie reflektieren. An der Wand: einige wenige Detailaufnahmen. Hände mit Dingen.
In der Mitte: eine Schlange mit roten Sitzhockern. Es habe drei Jahre gebraucht, sagt die Künstlerin, diese Dinge so weit zu reduzieren. Ihr Minimalismus ermöglicht Dichte. Intensität.
Für sie kam es so: Esther Shalev Gerz war beeindruckt von den vier Mitarbeitern, der einen Mitarbeiterin, weil die - einmal befragt - schier explodierten vor wunderbaren Ideen und großen Gedanken. Da dachte sie, das müsse sie zeigen. Deren Wissen, deren Träume.
Volkhard Knigge, Gedenkstättendirektor in Buchenwald und Mittelbau Dora fragt sich, wie man diese Objekte zum Sprechen bringt. Wie man Dialog herstellt mit den Betrachtern. Wie man den selbst geschnitzten Kamm, die mühsam improvisierte Zahnbürste, den handgravierten Monatskalender eines Häftlings in ihrer, in seiner Geschichte zeigen kann. Die, die sie erzählen könnten, sterben ihm unter Hand weg, sagt Volkhard Knigge. Wie sollte man also mit diesen Dingen umgehen?
"Man ist immer in Gefahr, diese Objekte falsch zu verheiligen, als Reliquien gewissermaßen zum Verstummen zu bringen. Und man ist immer - und das hat den Umgang mit diesen Objekten in den vergangenen 60 Jahren - wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen worden sind - immer in Gefahr, sie zu verwerfen, zu profanieren. Denn sie sind aus unkostbaren Material, und sie sind gewissermaßen wirklich Müll."
Heute erzielen sie unglaubliche Preise, einen Davidsstern bekomme man im Internet ab 60 Euro, ein halbes Pfund V2-Rakete aus Mittelbau-Dora bringt in den USA mehr als 1000 Dollar. Die Relikte werden sogar gefälscht. Holocaust-Kitsch. Das funktioniert. Das dürfe aber nicht funktionieren! Vordergründige Pietät verbaue die Reflexion. Knigge hat der in Litauen geborenen, in Israel aufgewachsenen und nun in Paris lebenden Künstlerin Esther Shalev-Gerz den Auftrag gegeben, diese ‚MenschenDinge' neu zu zeigen.
"Hier ist ein Löffel, der am Griff hinten zur Messerklinge geschliffen wurde."
Auf einem großen Monitor läuft ein Video, der Ton kommt über Kopfhörer. Das Gesicht einer älteren Frau in Nahaufnahme. Eine Gedenkstätten-Mitarbeiterin. Ihre Augen, ihr Mund, ihre Hände, sie halten ein verrostetes Fundstück.
"Weil: die Häftlinge durften im Lager keine Messer besitzen. So hat man dann hinten einfach den Griff scharf gemacht."
Respektvoll, fast zärtlich hält diese Frau die Wertsache in der Hand. Sie erzählt ihre eigene Geschichte. Das ist der Filter, durch den hindurch diese Dinge zu sprechen beginnen. Sie zeigen, sagt die Künstlerin, wie Menschen durchgedrungen sind, wie sie weitergegangen sind.
Das Persönliche im Entmenschlichten, die Kraft der Kunst. Das erzählen die Dinge. Und das erfahren wir von fünf Menschen, die mit diesen Dingen zu tun haben. Wir sehen keine Berge von Knöpfen, von Koffern, von Schuhen, keine Vitrinen mit selbst gebastelten Tellern und Schalen. Sondern fünf Monitore mit Nahaufnahmen derer, die sie bergen, die sie reflektieren. An der Wand: einige wenige Detailaufnahmen. Hände mit Dingen.
In der Mitte: eine Schlange mit roten Sitzhockern. Es habe drei Jahre gebraucht, sagt die Künstlerin, diese Dinge so weit zu reduzieren. Ihr Minimalismus ermöglicht Dichte. Intensität.
Für sie kam es so: Esther Shalev Gerz war beeindruckt von den vier Mitarbeitern, der einen Mitarbeiterin, weil die - einmal befragt - schier explodierten vor wunderbaren Ideen und großen Gedanken. Da dachte sie, das müsse sie zeigen. Deren Wissen, deren Träume.