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Frankreich
Wachsame Weihnachten

Die Terroranschläge von Paris haben Weihnachten in Frankreich verändert: Die Stimmung auf den Weihnachtsmärkten ist gedämpft und vor den Kirchen patrouillieren Polizei und Militär. Gefeiert wird trotzdem - aber zu Hause.

Von Ursula Welter | 24.12.2015
    Der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Elysées in Paris
    Der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Elysées in Paris (Foto: Deutschlandradio / Ursula Welter)
    Frankreich begeht dieses Weihnachtsfest mit einer Mischung aus Trauer und Festtagstradition. Wie in jedem Jahr befassen sich die Medien mit der Frage, welcher Champagner zum Aperitif, welcher Wein zu welchem Gang, Fisch oder Fleisch, und aus welcher Region, welche Rezepte?
    Schwer bewaffnete Einheiten schützen Glühweinstände
    Die Traiteure, die Hersteller feinster Speisen und traditioneller Gerichte, verbuchen Rekordumsätze. Einzelhandelsspezialisten berichten, viele Familienfeste seien geplant, deutlich mehr als ohnedies im kinderreichen Frankreich.
    Aber: Die Händler auf den Weihnachtsmärkten stöhnen. Schwer bewaffnete Einheiten schützen Glühweinstände, die Stimmung ist gedämpft. Der Weihnachtsmarkt auf den Champs-Elysées hatte am 13. November begonnen, nach den Attentaten mussten die Buden für einige Tage schließen, danach lief das Geschäft nicht wieder an. Das gleiche Bild in "La Défense", das Geschäftsviertel war von den Attentätern des 13. November als nächstes Ziel ins Visier genommen worden.
    "Die Stadt ist hart getroffen, zwei große Attentate innerhalb eines Jahres – die Besucherzahlen in Paris sind stark zurückgegangen, vor allem die japanische Kundschaft bleibt aus."
    Bestätigt Pierre Schapira, Chef des Pariser Tourismusbüros in einem Fernsehinterview. Seine Behörde hatte eine Dankes-Botschaft produziert und das Video weltweit verbreiten lassen. Ein Dank der französischen Hauptstadt für die Welle der Solidarität.
    40 Prozent Umsatzeinbußen in der Tourismusbranche
    Dennoch fahren die Touristenbusse nur halb gefüllt durch die Stadt. Vor allem die Luxusbranche, die um diese Jahreszeit mit internationaler Kundschaft gut verdient und die ein wichtiges Standbein der französischen Wirtschaft ist, spürt die Folgen der Anschläge. Der Chef eines namhaften Fünf-Sterne-Hotels in Paris sagt:
    "Unsere Branche ist schwer geschädigt, zweifellos. Asiaten, Amerikaner, Europäer bleiben aus, wir verbuchen 40 Prozent weniger Umsätze rund um Weihnachten und den Jahreswechsel."
    Und auch das ist Weihnachten 2015: Polizei, Gendarmerie, Militär - mobile Patrouillen vor den katholischen und protestantischen Kirchen, Parkverbote vor den Portalen und ein Aufruf an die Besucher der Weihnachtsmessen: Seid wachsam! Das Innenministerium hat entsprechende Weisung gegeben.
    Vor den Kirchen patrouillieren Polizei und Militär
    Stanislas Lalanne ist der Bischof von Pontoise, mit Vertetern aller Religionen beriet er vor dem Fest die Lage in den Gemeinden:
    "Der Minister hat uns daran erinnert, dass die Bedrohung weiter besteht, dass wir weiterhin aufpassen müssen."
    Im Großraum Paris waren im April Anschläge auf Kirchen vereitelt worden, seither hängen an zahlreichen Portalen Zettel mit der Bitte, auf verdächtige Gegenstände zu achten, vielerorts werden die Türen während der Messe geschlossen.
    Weihnachten feiern, ohne die Opfer des Terrors zu vergessen
    Bernard Cazeneuve, der die Religionsvertreter vor diesem Weihnachtsfest zu sich ins Ministerium bat, formulierte eine "republikanische Weihnachtsbitte":
    "Nein zur Barbarei, nein zu Gewalt, Ja zur Einheit, zur unteilbaren Republik ."
    Sagte der französische Innenminister in dieser Weihnachtswoche, die mit einem Konzert begonnen hatte. Innenministerium, Stadt Paris und die öffentlichen Krankenhäuser der Stadt hatten das Konzert zu Ehren der 12.000 anonymen Helfer organisiert – Helfer in Notaufnahmen, Feuerwehrleute, Mitarbeiter der Stadtreinigung, die an den Attentats-Orten die Spuren des Grauens hatten entfernen müssen.
    "Damit, sagte dieser Konzertbesucher, kann man die Arbeit der vielen Helfer anerkennen und gleichzeitig zeigen: Das Leben geht weiter und wir werden weiterhin feiern, ohne dass wir die Opfer und ihre Familien vergessen."