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Frankreichs Präsident Hollande
Dschungel von Calais wird "endgültig" aufgelöst

Mehrfach hat die französische Regierung schon versucht, das illegale Flüchtlingslager in Calais räumen zu lassen - vergeblich. Jetzt will Präsident François Hollande den sogenannten Dschungel endgültig abreißen lassen. Bei einem Besuch in der Hafenstadt forderte er die britische Regierung auf, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen.

26.09.2016
    Frankreichs Präsident François Hollande bei einem Besuch in Calais.
    Frankreichs Präsident François Hollande bei einem Besuch in Calais. (AFP / Philippe Huguen)
    Die Regierung in London müsse sich stärker bei der Versorgung und Unterbringung von Migranten engagieren, sagte Hollande. Nur weil Großbritannien für einen Ausstieg aus der EU votiert habe, dürfe es sich seiner Pflichten gegenüber Frankreich nicht entziehen.
    Es ist das erste Mal, dass Hollande Calais als Staatspräsident besucht. Das Lager selbst betrat er jedoch nicht. Hollande betonte, der Dschungel werde definitiv komplett geräumt. Ein Datum für die Räumung ist noch nicht bekannt, Hollande hatte am Samstag aber von den "kommenden Wochen" gesprochen.
    Er erklärte, dass die Menschen in Calais in Aufnahme- und Orientierungszentren im ganzen Land verteilt werden sollen. Wer einen Asylantrag stelle, solle menschenwürdig untergebracht werden. Wer kein Recht auf Asyl habe, werde ausgewiesen. Mehr als 160 Zentren hat die Regierung im ganzen Land geöffnet, weitere sollen folgen. Hollande betonte, es gebe keinen Weg für die Flüchtlinge, ihr Ziel Großbritannien zu erreichen: "Die Grenze ist komplett dicht."
    Anwohner forderten Schließung
    Zuletzt hatte es von Lokalpolitikern und aus der Bevölkerung vermehrt Forderungen nach einer Schließung des Lagers gegeben. Geschäftsinhaber und Lastwagenfahrer kritisierten, dass die Situation nicht mehr tragbar sei. Sie demonstrierten unter anderem mit Straßenblockaden gegen das Lager.
    In Calais campieren seit dem Frühjahr 2015 Tausende Flüchtlinge, die nach Großbritannien wollen. Obwohl im Frühjahr ein Teil des Geländes geräumt wurde, leben dort so viele Menschen wie nie zuvor: 6.500 bis 7.500 nach Angaben des Innenministeriums, mehr als 10.000 nach Zählung von Hilfsorganisationen. Diese kritisieren die Bedingungen in dem als "Dschungel von Calais" bekannten Lager seit Langem.
    Flüchtlinge stehen am Rande einer Autobahn, auf der Lkws fahren. Über der Straße weist ein Schild Richtung Eurotunnel.
    Flüchtlinge versuchen an der Zufahrt zum Eurotunnel immer wieder in Lkws zu kletter, um nach England zu kommen. An dieser Zufahrt soll nun eine Mauer gebaut werden, die die Migranten davon abhalten soll. (PHILIPPE HUGUEN / AFP)
    Zur Abschreckung von Flüchtlingen, die über Calais nach Großbritannien gelangen wollen, wird es bald zudem eine Mauer geben. Vor ein paar Tagen haben die Arbeiten begonnen. Die Mauer soll einen weiteren Teil des Hafenzubringers abschirmen. Finanziert wird das Bauwerk von London.
    (hba/am)