Im Münchner Haus der Kunst sind tropische Paradiesesbilder zu bewundern, die vor unglaublichen 350 Jahren entstanden sind. Geschaffen hat sie der Niederländer Frans Post, der sich 1637 im Alter von 25 Jahren nach Brasilien aufmachte. Die Ausbeute seines siebenjährigen Aufenthalts war dermaßen exotisch, dass sie sämtliche Erwartungen an das Noch-nie-Gesehene erfüllte und Kunstliebhaber, Ethnologen, Botaniker und Zoologen gleichermaßen entzückte.
Auf einer der weiträumigen südamerikanischen Landschaften wird der Blick in eine Flussaue von Kokospalmen und Papaya-Bäumen gesäumt. An einer Lichtung im Vordergrund tummelt sich Getier, das die Zeitgenossen das Staunen lehrte. Ein junger Tapir, ein Faultier, ein Affe und zwei Gürteltiere sind zu erkennen, des Weiteren suchen Ameisenbären, ein Wasserschwein und farbenprächtige Vögel nach Nahrung, unbehelligt vom Krokodil und der Riesenschlange, die sich im Unterholz windet. Die rechte Bildseite beherrscht indes eine Zuckermühle, mit Nachschub versorgt von schwarzen Sklaven, die eine Ochsenkarre entladen. Ein Paradies also, das im 17. Jahrhundert den Namen nicht mehr verdiente: Zuckerrohrplantagen haben den Regenwald verdrängt, verschleppte Afrikaner leisteten Frondienste für die europäische Kolonialherrschaft.
Und doch war das alles in den Augen des Malers die reinste Idylle. Das Zeitalter der Aufklärung lag noch in weiter Ferne, in Frankreich regierte der Sonnenkönig, der etliche der brasilianischen Schaustücke als holländisches Staatsgeschenk in Empfang nahm. Auf dem Gemälde, das bis heute im Louvre hängt, konnte Louis Quatorze nicht nur einen blühenden Kaktusbaum bewundern, sondern auch aktuelle Kolonialrangeleien studieren. Über dem Fluss São Francisco erhebt sich das Fort Maurits, das die Niederländer errichtet hatten, um die rivalisierenden Portugiesen in Schach zu halten. Der junge Frans Post hatte ja die dreimonatige Seereise über den Südatlantik als Mitglied einer militärischen Expedition angetreten.
Befehlshaber der Flotte war Prinz Johann Moritz von Nassau, der in der umkämpften nordbrasilianischen Provinz rund um die heutige Millionenstadt Recife für Ordnung sorgen sollte. Die Westindische Kompanie hatte den Prinzen zum Gouverneur ihrer Besitzungen bestimmt, damit der Dreieckshandel mit Zucker und Holz nach Europa und Sklaven von Westafrika wieder in Schwung kam. Der erfolgreiche Stratege erwies sich als Glücksfall für die Region, weil er neben Soldaten und Händlern ein Team von Medizinern, Kartografen und Künstlern ins Land brachte. Das Regime des Statthalters galt als liberal und tolerant, weshalb Frans Post die Multikulti-Harmonie guten Gewissens preisen konnte. In zufriedenem Beieinander posieren weiß gewandete Indianer, schwarze Plantagenarbeiter und holländische Kaufleute, als wäre Sonntag und die Freizeit nähme kein Ende. Auf sanften Hügeln stehen einträchtig die Herrenhäuser der kalvinistischen Zuckerbarone neben Franziskanerklöstern und Jesuitenkirchen.
Um 1660 verlor Holland seine brasilianische Kolonie, die Portugiesen gewannen wieder die Oberhand. In der Heimatstadt Haarlem, wohin er zurückgekehrt war, erlebte Frans Post damals seine größte Zeit. Die in Südamerika gescheiterten Landsleute schwelgten in nostalgischen Gefühlen; der Künstler als Augenzeuge bediente diese mit romantisch verklärten Erinnerungen ans "Papageienland" in goldenem Licht unter festlich blauem Himmel. Wegen der Genauigkeit seiner Darstellung wurde er als "Canaletto Brasiliens" gepriesen. Hier war das Bild vom verlorenen Paradies, als dessen Maler er in München gezeigt wird, wörtlich zu verstehen. Der süße Schmerz galt den exotischen Gefilden, aus denen man unwiederbringlich vertrieben worden war.
Auf einer der weiträumigen südamerikanischen Landschaften wird der Blick in eine Flussaue von Kokospalmen und Papaya-Bäumen gesäumt. An einer Lichtung im Vordergrund tummelt sich Getier, das die Zeitgenossen das Staunen lehrte. Ein junger Tapir, ein Faultier, ein Affe und zwei Gürteltiere sind zu erkennen, des Weiteren suchen Ameisenbären, ein Wasserschwein und farbenprächtige Vögel nach Nahrung, unbehelligt vom Krokodil und der Riesenschlange, die sich im Unterholz windet. Die rechte Bildseite beherrscht indes eine Zuckermühle, mit Nachschub versorgt von schwarzen Sklaven, die eine Ochsenkarre entladen. Ein Paradies also, das im 17. Jahrhundert den Namen nicht mehr verdiente: Zuckerrohrplantagen haben den Regenwald verdrängt, verschleppte Afrikaner leisteten Frondienste für die europäische Kolonialherrschaft.
Und doch war das alles in den Augen des Malers die reinste Idylle. Das Zeitalter der Aufklärung lag noch in weiter Ferne, in Frankreich regierte der Sonnenkönig, der etliche der brasilianischen Schaustücke als holländisches Staatsgeschenk in Empfang nahm. Auf dem Gemälde, das bis heute im Louvre hängt, konnte Louis Quatorze nicht nur einen blühenden Kaktusbaum bewundern, sondern auch aktuelle Kolonialrangeleien studieren. Über dem Fluss São Francisco erhebt sich das Fort Maurits, das die Niederländer errichtet hatten, um die rivalisierenden Portugiesen in Schach zu halten. Der junge Frans Post hatte ja die dreimonatige Seereise über den Südatlantik als Mitglied einer militärischen Expedition angetreten.
Befehlshaber der Flotte war Prinz Johann Moritz von Nassau, der in der umkämpften nordbrasilianischen Provinz rund um die heutige Millionenstadt Recife für Ordnung sorgen sollte. Die Westindische Kompanie hatte den Prinzen zum Gouverneur ihrer Besitzungen bestimmt, damit der Dreieckshandel mit Zucker und Holz nach Europa und Sklaven von Westafrika wieder in Schwung kam. Der erfolgreiche Stratege erwies sich als Glücksfall für die Region, weil er neben Soldaten und Händlern ein Team von Medizinern, Kartografen und Künstlern ins Land brachte. Das Regime des Statthalters galt als liberal und tolerant, weshalb Frans Post die Multikulti-Harmonie guten Gewissens preisen konnte. In zufriedenem Beieinander posieren weiß gewandete Indianer, schwarze Plantagenarbeiter und holländische Kaufleute, als wäre Sonntag und die Freizeit nähme kein Ende. Auf sanften Hügeln stehen einträchtig die Herrenhäuser der kalvinistischen Zuckerbarone neben Franziskanerklöstern und Jesuitenkirchen.
Um 1660 verlor Holland seine brasilianische Kolonie, die Portugiesen gewannen wieder die Oberhand. In der Heimatstadt Haarlem, wohin er zurückgekehrt war, erlebte Frans Post damals seine größte Zeit. Die in Südamerika gescheiterten Landsleute schwelgten in nostalgischen Gefühlen; der Künstler als Augenzeuge bediente diese mit romantisch verklärten Erinnerungen ans "Papageienland" in goldenem Licht unter festlich blauem Himmel. Wegen der Genauigkeit seiner Darstellung wurde er als "Canaletto Brasiliens" gepriesen. Hier war das Bild vom verlorenen Paradies, als dessen Maler er in München gezeigt wird, wörtlich zu verstehen. Der süße Schmerz galt den exotischen Gefilden, aus denen man unwiederbringlich vertrieben worden war.