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Franz Ansprenger: Geschichte Afrikas.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf ein preiswertes Buch zur Geschichte Afrikas. Autor des - um es vorwegzunehmen - empfehlenswerten Taschenbuches ist Franz Ansprenger, ein Nestor der deutschen Afrika-Forschung. Die Beziehungen Afrikas mit Europa waren und sind - aufgrund von Geographie und Geschichte - eng. Der Autor sieht sie insbesondere durch zwei Ereignisse geprägt. Mit seinen Worten:

Helmut Heinzlmeir |
    Die rapide Ausbreitung des Islams in den ersten Generationen nach dem Tod des Propheten Mohammed hat das Verhältnis Afrikas zu Europa grundlegend verändert - ähnlich tiefgreifend wie mehr als tausend Jahre später die koloniale Eroberung.

    Mit anderen Worten: Im 7. Jahrhundert eroberten muslimische Araber Nordafrika. Das, vordem in beträchtlichem Maße christianisierte, Nordafrika wechselte den Glauben. Der, vordem weithin lateinisch-griechisch geprägte, Sprach- und Kulturraum Mittelmeer zerbrach. Dieser Vorgang war für das Verhältnis der beiden Kontinente zueinander nicht weniger tiefgreifend als - zwölf Jahrhunderte später - die Eroberung Afrikas durch Europa. Afrika war nur vergleichsweise kurze Zeit Kolonie. Vereinfacht ausgedrückt: vom Ende des 19. Jahrhunderts bis etwa um das Jahr 196o. Eine gewisse Ehrenerklärung gibt der Autor dabei für die viel gescholtene willkürliche koloniale Grenzziehung ab. Unter den gegebenen Umständen läßt sich auf dem Kontinent ein Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht verwirklichen:

    Eine Selbstbestimmung der Völker, deren Identität in vielen Fällen erst unter der Kolonialherrschaft festgestellt oder erfunden wurde, hätte Afrika nach 196o nicht die jetzt bestehenden etwa 5o, sondern Hunderte oder gar Tausende von sogenannten Staaten eingebracht.

    Für die großen Kolonialmächte war Afrika ein Verlustgeschäft. Nicht von ungefähr zogen sich Frankreich und England zu gegebener Zeit vergleichsweise anstandslos zurück. Schwierigkeiten gab es nur in sogenannten Siedlerkolonien - von Algerien über Kenia bis Simbabwe. Daß die Unabhängigkeit den meisten afrikanischen Staaten nur wenig sozialen Fortschritt und Demokratie gebracht hat, kann auch Ansprenger nur mit Bedauern feststellen. Warum dem so ist, dafür gibt es viele Gründe. Einen stellt der Autor besonders heraus:

    Warum geht es Afrika so schlecht? Vor allem weil es den Bauern schlecht geht.

    Fast überall wird die Landwirtschaft sträflich vernachlässigt - dort aber lebt noch immer die Mehrheit der Menschen. Und heute schrecken Bürgerkrieg und allgegenwärtige Korruption viele Auslandsinvestitionen ab. Daß an dieser Misere ein Mehr an Entwicklungshilfe viel ändern könnte, an dieser gut gemeinten These klingen auch bei Ansprenger einige Zweifel an.