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Französische Schule vereint zwei Schulsysteme

Zwei Schulsysteme unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach. Trotzdem schafft das deutsch-französische Gymnasium in Buc diesen Spagat. Als Abschluss bietet die Schule als einizige in Frankreich das Bac franco-allemand an.

Von Johannes Duchrow |
    Gerade erst haben die Schüler das 30. Jubiläum ihres Lycée gefeiert - mit einem großen Kabarettabend, zwei voll besetzten Aufführungen, in der Stadthalle der kleinen Ortschaft Buc bei Versailles, südlich von Paris

    Die französischen Fünftklässler stolpern noch manchmal über die deutsche Aussprache, aber im Vergleich zu anderen französischen Schulen merkt man hier besonders die acht Wochenstunden Deutschunterricht zu Beginn der weiterführenden Schule.

    Gut 870 Schüler gehen auf das deutsch-französische Gymnasium. 1963 hatten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Elysée-Vertrag das Prinzip dieser Schulen festgeschrieben. Allerdings dauerte es noch einmal fast zwanzig Jahre, bis 1982 die kostenlose öffentliche Schule in Buc eingeweiht werden konnte: Nach acht Jahren bekommen Schüler hier das in Frankreich einmalige deutsch-französische Abitur.

    "Bac franco-allemand, das ist das Einzige, das gibt es eigentlich nur hier, es gibt eine Schule in Frankreich und zwei in Deutschland."

    Diese deutschen Gegenstücke zur Schule in Buc wurden Anfang der sechziger Jahre in Saarbrücken und 1972 in Freiburg im Breisgau eröffnet. Nicht nur dort sind die Schulen beliebt, in Buc müssen jedes Jahr viele Grundschüler abgelehnt werden, sagt Direktorin Annick Libéral:

    "Das Gymnasium hier hat einen sehr guten Ruf wegen der Ergebnisse seiner Schüler. 100 Prozent haben Abitur bestanden, mit Prädikat, und unsere Schüler, die dann weiter studieren - entweder in Deutschland oder in Frankreich, haben sehr gute Erfolge."

    Doch die Ergebnisse der Schüler sind nicht das Einzige, was das deutsch-französische von den anderen Gymnasien in der Region Paris unterscheidet. Beispielsweise sind eigene Geschichtsbücher entwickelt worden, die beide historische Sichtweisen und Lehrpläne berücksichtigen.

    Annick Libéral teilt sich die Schulleitung mit dem Deutschen Christian Nestmann. Er nennt noch einen anderen Grund für die Beliebtheit der Schule, die Theaterarbeit zum Beispiel:

    "In der Tat, wenn man das mit anderen französischen Schulen vergleicht, ist das ungewöhnlich: Wir haben sehr viel Unterricht in Musik, in Kunst und in Sport, und das geht auch bis ins Abitur hinein."

    Zum Beispiel die Jazz-Band, die häufig zu Konzerten eingeladen wird.
    Marianne Hook-Douilly gehörte zur ersten Klasse, die in Buc Abi gemacht hat. Sie ist der Schule treu geblieben und organisiert jetzt als Lehrerin Konzerte und Theateraufführungen. Selbst wenn die Schüler später bei Weitem nicht alle in beiden Sprachen arbeiten. Sie profitieren ihr Leben lang von dieser Schule, sagt Hook-Douilly:

    "Die Schüler werden etwas Besonderes, weil sie eben andere Lebens-, andere Denkweisen kennenlernen, andere Arbeitsmethoden und eben auch andere Menschen."

    Die französischen Schüler sehen noch andere Vorteile am Mix der Kulturen.

    Abiturientin Juliette Chevalier zu Besonderheiten der Schule:
    "Wir haben auch Ereignisse wie Karneval oder Abi-Streich, die in Frankreich nicht wirklich gefeiert werden. Und es gibt oft Ereignisse, die deutsch-französisch sind und die in einem normalen Gymnasium nicht passieren."