Mädchen-Parlament im Bayern. 180 junge Frauen entdecken den bayerischen Landtag. Wer sie fragt, welche Partei sie wählen, bekommt viele Antworten:
"Ich würde die SPD wählen." - "Piraten!" - "Grüne." - "Ich weiß es noch nicht." - "Ich würd’ die Piraten wählen." - "Ich schwanke zwischen Piraten und Grünen!"
Nur eine Partei hört man aus den Mündern der Mädchen höchst selten:
"CSU!"
CSU-Chef Horst Seehofer hat seiner Partei eine Frauenquote verpasst, die Christsozialen hatten sogar ein "Jahr der Frau" – aber das Grundproblem hat die CSU nicht gelöst: zu wenig weiblicher Nachwuchs. Dabei hatten sich beim Kleinen Parteitag in Nürnberg die jungen Frauen der Partei selbstbewusst vorgestellt:
"Sehr verehrte Delegierte, mein Name ist Carmen Langhanke, ich bin 27." - "Grüß Gott beieinander, ich bin noch ein relativ junges Gesicht. Daniela Ludwig mein Name." - "Ich wiederhole meinen Namen noch mal: Dollinger, Ines. Ich bin 25 Jahre alt."
Eigentlich wollten all’ diese jungen Frauen die CSU umkrempeln – von unten; sie weiblicher machen. Stattdessen droht die CSU nun bei der nächsten Landtagswahl im Herbst 2013 männlicher statt weiblicher zu werden. In diesen Wochen nominiert die Basis ihre Kandidaten für den bayerischen Landtag. Die CSU hat schon jetzt den niedrigsten Frauenanteil aller Parteien im Maximillianeum: Nur 20 Prozent der Abgeordneten sind weiblich. 2013 könnten es noch weniger werden, Spott und Häme der politischen Konkurrenz wären garantiert, fürchtet die oberbayerische CSU-Landtagsabgeordnete Christa Stewens.
"Also, wenn ich mir die Oberbayern-Liste anschaue - und die hat natürlich Auswirkungen auf die Gesamtliste – dann sehe ich schon eine gewisse Dramatik. Denn bei den allerwenigsten Frauen gibt es weibliche Nachfolgerinnen oder Bewerberinnen. Da schaut es ziemlich schlecht aus."
Christa Stewens selbst ist das beste Beispiel: Sie will im kommenden Jahr nicht mehr kandidieren. Der langjährigen Abgeordneten aus Ebersberg folgt voraussichtlich ein Mann. Sechs weitere Mandatsträgerinnen hören ebenfalls auf. Möglicherweise sogar CSU-Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die sich noch nicht entschieden hat. Und die Nachfolger? Die männerdominierte Basis nominiert meistens Männer. Christine Haderthauer, Sozialministerin und Befürworterin der Frauenquote, will trotzdem kein Problem erkennen:
"Die Weiblichkeit in der CSU ist deutlicher wahrnehmbar jetzt nach außen. Das Image einer Partei wird immer sehr stark geprägt von den Personen, die nach außen wahrnehmbar sind. Und durch die Frauenquote haben wir jetzt einfach in den Vorstandgremien, auch auf Bezirksebene und bis runter in die Kreisebene mehr Frauen, die sichtbar werden. Und das war ja auch das Hauptziel der Frauenquote."
Eine Frauenquote von 40 Prozent hatte die CSU beim Parteitag 2010 beschlossen. Doch sie gilt nur für den Parteivorstand und die Bezirke. Der CSU-Chef hatte damals auch eine Quote für die Landtagskandidatenkür vorgeschlagen. Aber damit hatte sich Seehofer nicht durchsetzen können. Jetzt sieht er sich bestätigt:
"Dort, wo wie nach unserem Parteitagsbeschluss verfahren sind, läuft es sehr gut. Und dort, wo beim Parteitag die Meinung vertreten wurde: 'Wir brauchen die Vorschläge vom Horst Seehofer nicht, wir machen das aus eigener Kraft' –ist es weniger gut."
Weniger gut, sogar geradezu schlecht läuft es in Oberbayern. Dabei steht an der Spitze des größten CSU-Bezirks eine Frau: Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Und die Oberbayern haben besonders viele Frauen in ihren Reihen. Eigentlich. Aber vielen scheint der Mumm zur Kandidatur, wenn es sein muss auch zur Kampfkandidatur gegen männliche Konkurrenz, zu fehlen, kritisiert die scheidende Christa Stewens:
"Man muss halt einfach auch kämpfen, man muss seinen Hut in den Ring werfen, man muss Mut haben, dann auch diese Position zu wollen."
Beispiel Kathrin Albsteiger. Die Chefin der Jungen Union möchte in den bayerischen Landtag. In ihrer schwäbischen Heimat bei Neu-Ulm schreckt sie jedoch vor einer Kampfkandidatur zurück. Dabei hatte ausgerechnet die erklärte Quotengegnerin Kathrin Albsteiger beim CSU-Parteitag gefordert:
"Meine Damen: ich sage Ihnen, das Zauberwort lautet 'Kandidatur'. Sie müssen sich schon hinstellen, sie müssen kandidieren, und dann haben Sie in unserer Partei die Chance, gewählt zu werden."
Nun hofft Kathrin Albsteiger auf einen vorderen Listenplatz. Doch dafür braucht sie das Wohlwollen der Männer. Äußern will sie sich derzeit nicht. Dafür sagt der Parteichef über sie:
"Och, wir führen immer wieder nette Gespräche. Sie hat ja sehr tapfere Einlassungen beim letzten Parteitag gemacht. Aber sie hat ja für die Freiwilligkeit plädiert, und das hat nicht recht funktioniert."
Dann lächelt der Quoten-Befürworter sein typisch-maliziöses Horst-Seehofer-Lächeln. Wohl wissend, dass eine Quote für Landtagskandidatinnen im Fall Albsteiger gar nicht nötig gewesen wäre. Denn ausgerechnet für das CSU-Direktmandat in Neu-Ulm bewirbt sich mit Justizministerin Beate Merk sowieso schon eine Frau.
"Ich würde die SPD wählen." - "Piraten!" - "Grüne." - "Ich weiß es noch nicht." - "Ich würd’ die Piraten wählen." - "Ich schwanke zwischen Piraten und Grünen!"
Nur eine Partei hört man aus den Mündern der Mädchen höchst selten:
"CSU!"
CSU-Chef Horst Seehofer hat seiner Partei eine Frauenquote verpasst, die Christsozialen hatten sogar ein "Jahr der Frau" – aber das Grundproblem hat die CSU nicht gelöst: zu wenig weiblicher Nachwuchs. Dabei hatten sich beim Kleinen Parteitag in Nürnberg die jungen Frauen der Partei selbstbewusst vorgestellt:
"Sehr verehrte Delegierte, mein Name ist Carmen Langhanke, ich bin 27." - "Grüß Gott beieinander, ich bin noch ein relativ junges Gesicht. Daniela Ludwig mein Name." - "Ich wiederhole meinen Namen noch mal: Dollinger, Ines. Ich bin 25 Jahre alt."
Eigentlich wollten all’ diese jungen Frauen die CSU umkrempeln – von unten; sie weiblicher machen. Stattdessen droht die CSU nun bei der nächsten Landtagswahl im Herbst 2013 männlicher statt weiblicher zu werden. In diesen Wochen nominiert die Basis ihre Kandidaten für den bayerischen Landtag. Die CSU hat schon jetzt den niedrigsten Frauenanteil aller Parteien im Maximillianeum: Nur 20 Prozent der Abgeordneten sind weiblich. 2013 könnten es noch weniger werden, Spott und Häme der politischen Konkurrenz wären garantiert, fürchtet die oberbayerische CSU-Landtagsabgeordnete Christa Stewens.
"Also, wenn ich mir die Oberbayern-Liste anschaue - und die hat natürlich Auswirkungen auf die Gesamtliste – dann sehe ich schon eine gewisse Dramatik. Denn bei den allerwenigsten Frauen gibt es weibliche Nachfolgerinnen oder Bewerberinnen. Da schaut es ziemlich schlecht aus."
Christa Stewens selbst ist das beste Beispiel: Sie will im kommenden Jahr nicht mehr kandidieren. Der langjährigen Abgeordneten aus Ebersberg folgt voraussichtlich ein Mann. Sechs weitere Mandatsträgerinnen hören ebenfalls auf. Möglicherweise sogar CSU-Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die sich noch nicht entschieden hat. Und die Nachfolger? Die männerdominierte Basis nominiert meistens Männer. Christine Haderthauer, Sozialministerin und Befürworterin der Frauenquote, will trotzdem kein Problem erkennen:
"Die Weiblichkeit in der CSU ist deutlicher wahrnehmbar jetzt nach außen. Das Image einer Partei wird immer sehr stark geprägt von den Personen, die nach außen wahrnehmbar sind. Und durch die Frauenquote haben wir jetzt einfach in den Vorstandgremien, auch auf Bezirksebene und bis runter in die Kreisebene mehr Frauen, die sichtbar werden. Und das war ja auch das Hauptziel der Frauenquote."
Eine Frauenquote von 40 Prozent hatte die CSU beim Parteitag 2010 beschlossen. Doch sie gilt nur für den Parteivorstand und die Bezirke. Der CSU-Chef hatte damals auch eine Quote für die Landtagskandidatenkür vorgeschlagen. Aber damit hatte sich Seehofer nicht durchsetzen können. Jetzt sieht er sich bestätigt:
"Dort, wo wie nach unserem Parteitagsbeschluss verfahren sind, läuft es sehr gut. Und dort, wo beim Parteitag die Meinung vertreten wurde: 'Wir brauchen die Vorschläge vom Horst Seehofer nicht, wir machen das aus eigener Kraft' –ist es weniger gut."
Weniger gut, sogar geradezu schlecht läuft es in Oberbayern. Dabei steht an der Spitze des größten CSU-Bezirks eine Frau: Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Und die Oberbayern haben besonders viele Frauen in ihren Reihen. Eigentlich. Aber vielen scheint der Mumm zur Kandidatur, wenn es sein muss auch zur Kampfkandidatur gegen männliche Konkurrenz, zu fehlen, kritisiert die scheidende Christa Stewens:
"Man muss halt einfach auch kämpfen, man muss seinen Hut in den Ring werfen, man muss Mut haben, dann auch diese Position zu wollen."
Beispiel Kathrin Albsteiger. Die Chefin der Jungen Union möchte in den bayerischen Landtag. In ihrer schwäbischen Heimat bei Neu-Ulm schreckt sie jedoch vor einer Kampfkandidatur zurück. Dabei hatte ausgerechnet die erklärte Quotengegnerin Kathrin Albsteiger beim CSU-Parteitag gefordert:
"Meine Damen: ich sage Ihnen, das Zauberwort lautet 'Kandidatur'. Sie müssen sich schon hinstellen, sie müssen kandidieren, und dann haben Sie in unserer Partei die Chance, gewählt zu werden."
Nun hofft Kathrin Albsteiger auf einen vorderen Listenplatz. Doch dafür braucht sie das Wohlwollen der Männer. Äußern will sie sich derzeit nicht. Dafür sagt der Parteichef über sie:
"Och, wir führen immer wieder nette Gespräche. Sie hat ja sehr tapfere Einlassungen beim letzten Parteitag gemacht. Aber sie hat ja für die Freiwilligkeit plädiert, und das hat nicht recht funktioniert."
Dann lächelt der Quoten-Befürworter sein typisch-maliziöses Horst-Seehofer-Lächeln. Wohl wissend, dass eine Quote für Landtagskandidatinnen im Fall Albsteiger gar nicht nötig gewesen wäre. Denn ausgerechnet für das CSU-Direktmandat in Neu-Ulm bewirbt sich mit Justizministerin Beate Merk sowieso schon eine Frau.