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Frieden mit den Pflanzen

Ein gestresster Pariser Maler kehrt in seines kleines Heimatdorf zurück und entdeckt dort im Gespräch mit seinem Freund, einem Gärtner, die wahren Werte des Lebens. Der Film "Dialog mit meinem Gärtner" erzählt von Freundschaft, Rückbesinnung und Liebe. Regisseur Jean Becker ist eine leichte französische Sommerkomödie gelungen, die nun auch in Deutschland zu sehen ist.

Von Josef Schnelle |
    Es dauert etwas, bis die beiden Schulfreunde einander wiedererkennen. Der erfolgreiche Pariser Maler, der in einer Lebenskrise in seinen Heimatort zurückkehrt und der Gärtner, der einfach dageblieben ist im kleinen südfranzösischen Dorf - ein Leben, eine Frau, Frieden mit allen Pflanzen und dem Gemüse. Daniel Auteuil und Jean-Pierre Daroussin nutzen diese Vorlage eines klassischen französischen Schauspielerfilms für ein Melodram vom "Savoir Vivre”, von der Freundschaft und von der Bedeutung der kleinen einfachen Dinge des Lebens. Fast ist es ja ein Genre des französischen Kinos: Geschichten vom "Sonntag auf dem Lande”, die die Deformationen durch das anspruchsvolle hektische Großstadtleben wieder ins rechte Lot bringen. Das Licht der Provinz beleuchtet auch die Lebensmodelle und so sind die schönen Bilder, die der Maler seinem neuen/alten Freund anbieten kannt, diesem gar nichts Wert.

    Der Gärtner sorgt sich eher um die Farben des Gartens und die Konsistenz des Salats und des Blumenkohls. Nach und nach kommen die beiden sich doch wieder näher und vergleichen ihre Lebensmodelle, wobei das städtische Rattenrennen um Erfolg und Reichtum zumindest philosophisch schnell den Kürzeren zieht. Ein wärmender französischer Sommerfilm in diesen kalten Tagen vor dem Ende des Jahres. Mit auftrumpfenden schönen Bildern und bewegenden Szenen um die kleinen Wonnen des Lebens. Als Wintermärchen ist das eine ungewöhnliche Programmierung. Und doch bleibt es ein kleines Kabinettstück des französischen Kinos. Einfache Grundkonstruktion, fast theaterhafte Dramaturgie und dann die Leichtigkeit einer Sommerkomödie, die auch eine Komödie der Klassen ist. Der Maler ist wohlhabender Bürger. Der arme Gärtner hat nicht einmal Hochachtung vor dem teuren Kunstschönen.

    Geschliffene Dialoge, großes Menschentheater auf kleiner Bühne. Kino zum Wohlfühlen. Dafür steht Jean Becker sowieso mit seinem Klassiker "Ein Sommer auf dem Lande”. Nach Krimierfolgen wie "Der Chef hat sich was ausgedacht” in den sechziger Jahren und einem echten Kinoflop 1966 zog sich Becker fast zwanzig Jahre ganz aus dem Kinogeschäft zurück. Ein ungewöhnlicher Karrierebruch. Er überwinterte in der Werbung und als Drehbuchautor bis er 1983 gleich mit dem preisgekrönten Film "Elisa” mit Gerard Depardieu zurückkehrte. Jetzt ist er wieder da und dreht gerade einen klassischen französischen Krimi in der Tradition der Filme seines Vaters Jaques Becker, bei dem er als Regieassistent das Handwerk gelernt hatte. Eine französische Karriere - und ein sozusagen typisch französischer Film zum Abschluss des Kinojahres. Ein Film der wirkt wie die Interpretation eines Bildes von Philip Auguste Renoir.