Der Tod des 23-jährigen Soldaten – die dänischen Abendnachrichten vermeldeten ihn nicht einmal mehr an oberster Stelle. Eigene Opfer in Afghanistan – man hat sich an Nachrichten dieser Art inzwischen gewöhnt.
"Jedes Mal, wenn ein Soldat sein Leben verliert, ist das ein Leben zu viel. Doch leider sind das die Kosten des Krieges. Es ist wichtig, dass der Tod nicht vergebens war. Wir müssen in Afghanistan bleiben und unsere Mission erfüllen. Ich bin mir sicher, der getötete Soldat würde das auch so sehen."
Auch wenn Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen versucht, seine Landsleute zu beschwichtigen und Durchhalteparolen auszugeben, so wird die Diskussion unter den Dänen über Sinn und Zweck des Afghanistaneinsatzes doch lauter. Vor allem unter den entsendeten Soldaten und ihren Angehörigen:
Frank Meulengracht ist ein erfahrener Mann. Dreimal bereits war er auf Auslandsmission mit den dänischen Streitkräften. Doch bei seinem letzten Abschied in Richtung Afghanistan kämpfte auch er mit den Tränen. Seine 15-jährige Tochter wollte ihn nicht ziehen lassen, hatte Angst, er könnte nicht zurückkommen:
"Es ist hart für sie. Wenn sie abends ins Bett geht, fragt sie Mama, wo ist Papa, was macht er, wann kommt er nach Hause."
Immer wieder stehen Soldaten zwischen Front und Familie. Bodil Juhl, Mutter eines kürzlich nach Afghanistan entsandten Soldaten, beschreibt die Gespräche, die sie mit ihrem Sohn kurz vor dessen Abreise führte:
"Wir haben den Sommerurlaub auf Bornholm verbracht und saßen in einem Café am Hafen. Wir sprachen über das, was kommen würde, und mir kullerten die Tränen. Ich hatte solche Lust, zu sagen, Henrik, bleibe Zuhause, doch ich tat es nicht. Ich wusste, er selbst hatte keine Wahl mehr und er würde mit einer solchen Entscheidung auch nicht leben können. Ein Soldat kann nicht gleichzeitig an zwei Fronten kämpfen. Wenn ich ihn wieder heil nach Hause haben möchte, dann muss ich ihn voll und ganz unterstützen, sodass er sich auf seine Aufgaben dort unten an der Front konzentrieren kann."
Auch Frank Meulengracht zog in den Krieg.
"Jeder Mann hat seinen Platz, ist Teil eines großen Puzzles. Wenn ein Teil fehlt, dann wirkt die ganze Maschine nicht und andere müssen einspringen. Und was, wenn dann etwas passiert, nur weil ich daheimgeblieben bin? Das würde ich mir den Rest meines Lebens vorwerfen."
Doch die Verantwortung, seine Dienstpflicht zu erfüllen, ist nicht einseitig, wie ein Kopenhagener Gericht vor zwei Wochen entschied. Schon gar nicht in Kriegszeiten. Ein 31-jähriger Soldat, der im vergangenen Jahr nicht zu seiner Afghanistanmission erschienen war, weil die Familie ihn dazu gedrängt hatte, wurde nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Denn bereits bei früheren Einsätzen hatte der Betreffende psychische Probleme gezeigt und so hätte ihn die Armeeführung laut Urteilsbegründung gar nicht erst entsenden dürfen. Verteidiger Hans Peter Sørensen:
"Es ist verkehrt, wenn man Soldaten, die nicht 100-prozentig geeignet sind, unter Druck setzt. Für die Jungs an der Front werden sie ja auch zum Risiko."
Eine Auslegung, die man seitens der dänischen Militärführung nicht teilt. Niemand werde gezwungen, sich an Auslandseinsätzen zu beteiligen. Jeder habe sogar das Recht, eine geleistete Zusage zurückzuziehen. Natürlich aber komme irgendwann der Point of no Return, der Punkt, an dem das dann nicht mehr gehe und der Soldat zu seinem Wort stehen müsse. Flemming Daugaard Vinther von der dänischen Offiziersvereinigung:
"Professionelle Soldaten wissen, was sie erwartet. Und heute wird man nicht Soldat trotz der Auslandseinsätze, sondern gerade wegen ihnen."
Doch gerade der Afghanistaneinsatz hinterlässt Spuren in der Öffentlichkeit. Mit 25 toten Soldaten ist Dänemark das Land, das – pro Kopf – die höchsten Opferzahlen zu beklagen hat. Inzwischen – auch das eine Neuerung dieses Septembers – verfügt das Königreich gar über einen nationalen Gedenktag, an dem die gefallenen Soldaten geehrt werden. So sehr hat man sich an traurige Nachrichten aus Afghanistan und anderswo gewöhnen müssen.
"Jedes Mal, wenn ein Soldat sein Leben verliert, ist das ein Leben zu viel. Doch leider sind das die Kosten des Krieges. Es ist wichtig, dass der Tod nicht vergebens war. Wir müssen in Afghanistan bleiben und unsere Mission erfüllen. Ich bin mir sicher, der getötete Soldat würde das auch so sehen."
Auch wenn Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen versucht, seine Landsleute zu beschwichtigen und Durchhalteparolen auszugeben, so wird die Diskussion unter den Dänen über Sinn und Zweck des Afghanistaneinsatzes doch lauter. Vor allem unter den entsendeten Soldaten und ihren Angehörigen:
Frank Meulengracht ist ein erfahrener Mann. Dreimal bereits war er auf Auslandsmission mit den dänischen Streitkräften. Doch bei seinem letzten Abschied in Richtung Afghanistan kämpfte auch er mit den Tränen. Seine 15-jährige Tochter wollte ihn nicht ziehen lassen, hatte Angst, er könnte nicht zurückkommen:
"Es ist hart für sie. Wenn sie abends ins Bett geht, fragt sie Mama, wo ist Papa, was macht er, wann kommt er nach Hause."
Immer wieder stehen Soldaten zwischen Front und Familie. Bodil Juhl, Mutter eines kürzlich nach Afghanistan entsandten Soldaten, beschreibt die Gespräche, die sie mit ihrem Sohn kurz vor dessen Abreise führte:
"Wir haben den Sommerurlaub auf Bornholm verbracht und saßen in einem Café am Hafen. Wir sprachen über das, was kommen würde, und mir kullerten die Tränen. Ich hatte solche Lust, zu sagen, Henrik, bleibe Zuhause, doch ich tat es nicht. Ich wusste, er selbst hatte keine Wahl mehr und er würde mit einer solchen Entscheidung auch nicht leben können. Ein Soldat kann nicht gleichzeitig an zwei Fronten kämpfen. Wenn ich ihn wieder heil nach Hause haben möchte, dann muss ich ihn voll und ganz unterstützen, sodass er sich auf seine Aufgaben dort unten an der Front konzentrieren kann."
Auch Frank Meulengracht zog in den Krieg.
"Jeder Mann hat seinen Platz, ist Teil eines großen Puzzles. Wenn ein Teil fehlt, dann wirkt die ganze Maschine nicht und andere müssen einspringen. Und was, wenn dann etwas passiert, nur weil ich daheimgeblieben bin? Das würde ich mir den Rest meines Lebens vorwerfen."
Doch die Verantwortung, seine Dienstpflicht zu erfüllen, ist nicht einseitig, wie ein Kopenhagener Gericht vor zwei Wochen entschied. Schon gar nicht in Kriegszeiten. Ein 31-jähriger Soldat, der im vergangenen Jahr nicht zu seiner Afghanistanmission erschienen war, weil die Familie ihn dazu gedrängt hatte, wurde nur zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Denn bereits bei früheren Einsätzen hatte der Betreffende psychische Probleme gezeigt und so hätte ihn die Armeeführung laut Urteilsbegründung gar nicht erst entsenden dürfen. Verteidiger Hans Peter Sørensen:
"Es ist verkehrt, wenn man Soldaten, die nicht 100-prozentig geeignet sind, unter Druck setzt. Für die Jungs an der Front werden sie ja auch zum Risiko."
Eine Auslegung, die man seitens der dänischen Militärführung nicht teilt. Niemand werde gezwungen, sich an Auslandseinsätzen zu beteiligen. Jeder habe sogar das Recht, eine geleistete Zusage zurückzuziehen. Natürlich aber komme irgendwann der Point of no Return, der Punkt, an dem das dann nicht mehr gehe und der Soldat zu seinem Wort stehen müsse. Flemming Daugaard Vinther von der dänischen Offiziersvereinigung:
"Professionelle Soldaten wissen, was sie erwartet. Und heute wird man nicht Soldat trotz der Auslandseinsätze, sondern gerade wegen ihnen."
Doch gerade der Afghanistaneinsatz hinterlässt Spuren in der Öffentlichkeit. Mit 25 toten Soldaten ist Dänemark das Land, das – pro Kopf – die höchsten Opferzahlen zu beklagen hat. Inzwischen – auch das eine Neuerung dieses Septembers – verfügt das Königreich gar über einen nationalen Gedenktag, an dem die gefallenen Soldaten geehrt werden. So sehr hat man sich an traurige Nachrichten aus Afghanistan und anderswo gewöhnen müssen.