"Entdecker der Hitler-Tagebücher"
Früherer "Stern"-Reporter Gerd Heidemann ist tot

Der ehemalige Reporter des Magazins "Stern", Gerd Heidemann, ist tot. Nach Angaben seiner Familie starb er im Alter von 93 Jahren in einem Hamburger Krankenhaus. Bekannt war der Journalist vor allem durch den Skandal um die gefälschten "Hitler-Tagebücher".

    Der Journalist Gerd Heidemann, im schwarzen Anzug mit Krawatte und Einstecktuch, hält eine schwarze Kladde mit zwei roten Siegeln in die Höhe.
    Stern-Reporter Gerd Heidemann starb im Alter von 93 Jahren. Hier ein Foto aus dem Jahr 1983, als er die vermeintlichen Hitler-Tagebücher präsentiert. (picture alliance / AP/ Thomas Grimm)
    Heidemann galt als gewissenhafter Rechercheur, doch heute ist sein Name vor allem verbunden mit einem der größten Medienskandale Deutschlands. Der "Stern" hatte angebliche Tagebücher von Adolf Hitler im April 1983 als historische Sensation angekündigt. Es seien etwa 60 geheime Schriften aus der Zeit vom 22. Juni 1932 bis Mitte April 1945 entdeckt worden, erklärte das Magazin.

    Vermeintliche Sensation

    Die Chefredaktion präsentiere die vermeintlichen Tagebücher, aufgespürt von Reporter Heidemann. Nun müsse "die Biografie des Diktators und mit ihr die Geschichte des NS-Staates in großen Teilen neu geschrieben werden", hieß es. 
    Heidemann gab an, die "Dokumente" seien an Bord einer Propellermaschine gewesen, die in den letzten Kriegstagen Material aus dem Führerbunker in Berlin ausfliegen sollte und südlich von Dresden abgestürzt sei.
    Namhafte deutsche Professoren waren skeptisch und bezweifelten die Echtheit der Notizen. Anfang Mai 1983 gab das Bundesarchiv in Koblenz bekannt: "Diesen Unterlagen kann keine Authentizität zugesprochen werden". 
    Heidemann war auf den Fälscher Konrad Kujau hereingefallen. Der Hamburger Verlag Gruner + Jahr hatte umgerechnet knapp 4,8 Millionen Euro in bar für die vermeintliche Sensation ausgegeben. Kujau kassierte viereinhalb Jahre Haft für den Riesenschwindel, von denen er drei absaß. Mitte September 2000 starb er schließlich. Auch Heidemann wurde verurteilt, zu vier Jahren und acht Monaten, weil ihm das Gericht nicht glaubte, dass er die Millionen komplett an Kujau weitergereicht hatte. Noch Jahrzehnte später betonte Heidemann, kein Geld unterschlagen zu haben.

    Skandal um Tagebücher Filmstoff

    1992 wurde der Skandal unter dem Titel "Schtonk" von Regisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl verfilmt. (abrufbar in ARD-Mediathek) 2019 veröffentlichte der "Stern" den Podcast "Faking Hitler", der die Geschichte aus Sicht des reingelegten Heidemann und des Kunstfälschers Kujau anhand von Original-Mitschnitten von Telefonaten der beiden erzählt.
    Nach dem Fälschungsskandal war Heidemanns journalistische Karriere beendet. Er widmete sich dem Aufbau seiner zeithistorischen Sammlung mit dem Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg.
    Diese Nachricht wurde am 10.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.