Freitag, 29. März 2024

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Fühlen nützt nichts, hilft aber

Viel hilft viel. Diese simple Logik liegt vielen alltäglichen Entscheidungsprozessen zugrunde. So versuchen Banken, ihre Führungskräfte mit hohen Bonuszahlungen zu Spitzenleistungen anzuspornen. Offenbar mit geringem Erfolg. Der Grund: Viel hilft eben nicht immer viel.

Rezension: Ralf Krauter | 10.10.2010
    Im Gegenteil. Überdimensionierte Anreize, die jedes Maß verloren haben, lassen die Arbeitsproduktivität wieder sinken. Das belegen Versuche mit Ratten und Verhaltensexperimente mit Menschen, wie sie der Verhaltensökonom Dan Ariely durchgeführt hat. Der Glaube an die stimulierende Wirkung exorbitanter Boni ist nur ein Trugschluss von vielen, denen Menschen immer wieder erliegen. Ob im Beruf oder Privatleben: Häufig verhalten wir uns weniger rational als wir denken, so Arielys These.

    Gefühl und Instinkt beeinflussen unsere Entscheidungen, ohne dass wir es merken – und nicht immer zu unserem Vorteil. Die Stärke des Buches ist die unterhaltsame Beschreibung zahlreicher Verhaltensexperimente mit oft kontra-intuitivem Ausgang. Von der Zufriedenheit am Arbeitsplatz bis zur Partnersuche – Dan Ariely deckt verborgene Mechanismen auf, die unser Leben lenken.

    Dass er seine Schilderungen mit arg vielen persönlichen Erfahrungen und Lebensweisheiten ausschmückt, mag fürs US-amerikanische Originalwerk ein Verkaufsargument gewesen sein. Der europäische Leser denkt: Weniger wäre mehr gewesen. Viel hilft eben auch beim Schreiben nicht immer viel.

    Dan Ariely: Fühlen nützt nichts, hilft aber. Warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten
    ISBN: 978-3-426-27551-1
    Droemer-Verlag, 368 Seiten, 19,99 Euro