Der Weg zu Stockhausen ist auch für offene Zeitgenossen manchmal steinig und schwer. Das liegt vor allem an der Länge mancher Werke und ihrem nicht ohne weiteres verständlichen Inhalt. Bei "Michaels Reise" ist das anders, schickt doch der Komponist seinen Protagonisten binnen einer knappen Stunde einmal rund um die Welt und das Publikum kann die Eindrücke, Erlebnisse und Abenteuer entspannt vom Sessel aus verfolgen.
Michael ist eine der drei Hauptfiguren aus dem "Licht"-Zyklus. Dieser besteht aus sieben Opern und durchmisst eine Woche - von Montag bis Sonntag. Jeder Tag hat dabei eine besondere "Qualität", eigene Farben, Formen, Elemente und Konflikte. Im "Donnerstag aus Licht" geht es vor allem um Michael: Die Figur ist vom Christentum inspiriert, geht aber deutlich darüber hinaus oder bleibt dahinter zurück, je nach Sichtweise. Michaels Aufgabe im "Donnerstag" ist das Lernen, das Sammeln neuer Eindrücke sowie die Vereinigung mit Eva. Luzifer, jener einschlägige Geselle aus eher dunklem Licht, spielt nur eine Nebenrolle in Form einer Posaune.
In Wien wurde zu Anfang der kurze "Michaels-Gruß" gespielt, ein virtuoses Trompetenkonzert, das bereits viel Material und Texturen für die folgende Reise vorstellt. Stockhausen gewinnt auch hier wieder wesentliches aus einer komprimierten Formel, die dann immer wieder und immer weiter aufgefächert, gespreizt oder gestaucht wird. Obwohl diese Musik äußerst komplex gebaut ist, versteht man hier rasch, worum es geht und erkennt bald die Grundmotive.
Im Wiener Jugendstiltheater hat sich Carlus Padrissa von der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus "Michaels Reise" angenommen und spielend alle Hürden des Stücks bewältigt. Es handelt sich um eine Oper ohne Sänger, Michael ist ein Trompeter, Eva spielt berückend das Bassetthorn. Ausserdem gibt es ein sehr musikalisches Schwalbenpärchen in Form von Bassetthorn und Klarinette sowie diverse szenisch agierende Kurzzeitsolisten der Musikfabrik Köln, die mit Streichinstrumenten oder einer Tuba dem trompetenden Weltreisenden nahe rücken, mit ihm kämpfen, ihn ärgern, ihn parodieren.
Marco Blaauw ist der furiose Michaels-Trompeter - er fliegt am Ende nicht nur aufs hübsche Bassetthorn und vereinigt sich mit ihm beziehungsweise mit der wirklichen genialen Nicola Jürgensen, nein, Michael fliegt auch durch den Raum. Auf einem bemerkenswert beweglichen Gestell wird er von tatkräftigen Bühnenarbeitern durch die Reihen der Musiker und oftmals in Richtung eines großen Parabolspiegels geradezu geschleudert. Neben einem Gazevorhang ist der Spiegel eine Projektionsfläche für Bilder der Reise, aber es erscheinen auch abstrakte Formen, Lichtblitze, mäandernde künstliche Wesen. Und es gibt wie mit einem Augenzwinkern auch die Symbolwelt Stockhausens, die vorüberflimmert und sich verändert.
Stockhausens sowohl kosmische wie komische Herzformen werden von Michael ebenso durchflogen und mit heftigem Trompetengeschmetter oder -geschnatter begleitet, wie er ein intensives, wütendes Lamento anstimmt, als Bilder von Nine Eleven auftauchen. Das ist eine besonders eindringliche Pointe, da Stockhausen damals mit der Äußerung für Empörung sorgte, hier sei vielleicht das größte Kunstwerk aller Zeiten geschehen. In seiner Logik oder Privatmythologie war indes nur gemeint, dass Luzifer hier ganze Arbeit geleistet hat.
An etlichen Stellen verschwinden dann jedoch die Reise-Eindrücke und weichen Nahaufnahmen von Dirigent Peter Rundel oder den Musikern bei der Klangerzeugung. Unsichtbar bleibt jedoch Paul Jeukendrup, der an den Reglern für das elektroakustische Ausstrahlen der Musik in den Raum sorgte. "Michaels Reise" ist ein famoser Abend, der Stockhausen ernst nimmt und zugleich über ihn hinauswächst.
Michael ist eine der drei Hauptfiguren aus dem "Licht"-Zyklus. Dieser besteht aus sieben Opern und durchmisst eine Woche - von Montag bis Sonntag. Jeder Tag hat dabei eine besondere "Qualität", eigene Farben, Formen, Elemente und Konflikte. Im "Donnerstag aus Licht" geht es vor allem um Michael: Die Figur ist vom Christentum inspiriert, geht aber deutlich darüber hinaus oder bleibt dahinter zurück, je nach Sichtweise. Michaels Aufgabe im "Donnerstag" ist das Lernen, das Sammeln neuer Eindrücke sowie die Vereinigung mit Eva. Luzifer, jener einschlägige Geselle aus eher dunklem Licht, spielt nur eine Nebenrolle in Form einer Posaune.
In Wien wurde zu Anfang der kurze "Michaels-Gruß" gespielt, ein virtuoses Trompetenkonzert, das bereits viel Material und Texturen für die folgende Reise vorstellt. Stockhausen gewinnt auch hier wieder wesentliches aus einer komprimierten Formel, die dann immer wieder und immer weiter aufgefächert, gespreizt oder gestaucht wird. Obwohl diese Musik äußerst komplex gebaut ist, versteht man hier rasch, worum es geht und erkennt bald die Grundmotive.
Im Wiener Jugendstiltheater hat sich Carlus Padrissa von der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus "Michaels Reise" angenommen und spielend alle Hürden des Stücks bewältigt. Es handelt sich um eine Oper ohne Sänger, Michael ist ein Trompeter, Eva spielt berückend das Bassetthorn. Ausserdem gibt es ein sehr musikalisches Schwalbenpärchen in Form von Bassetthorn und Klarinette sowie diverse szenisch agierende Kurzzeitsolisten der Musikfabrik Köln, die mit Streichinstrumenten oder einer Tuba dem trompetenden Weltreisenden nahe rücken, mit ihm kämpfen, ihn ärgern, ihn parodieren.
Marco Blaauw ist der furiose Michaels-Trompeter - er fliegt am Ende nicht nur aufs hübsche Bassetthorn und vereinigt sich mit ihm beziehungsweise mit der wirklichen genialen Nicola Jürgensen, nein, Michael fliegt auch durch den Raum. Auf einem bemerkenswert beweglichen Gestell wird er von tatkräftigen Bühnenarbeitern durch die Reihen der Musiker und oftmals in Richtung eines großen Parabolspiegels geradezu geschleudert. Neben einem Gazevorhang ist der Spiegel eine Projektionsfläche für Bilder der Reise, aber es erscheinen auch abstrakte Formen, Lichtblitze, mäandernde künstliche Wesen. Und es gibt wie mit einem Augenzwinkern auch die Symbolwelt Stockhausens, die vorüberflimmert und sich verändert.
Stockhausens sowohl kosmische wie komische Herzformen werden von Michael ebenso durchflogen und mit heftigem Trompetengeschmetter oder -geschnatter begleitet, wie er ein intensives, wütendes Lamento anstimmt, als Bilder von Nine Eleven auftauchen. Das ist eine besonders eindringliche Pointe, da Stockhausen damals mit der Äußerung für Empörung sorgte, hier sei vielleicht das größte Kunstwerk aller Zeiten geschehen. In seiner Logik oder Privatmythologie war indes nur gemeint, dass Luzifer hier ganze Arbeit geleistet hat.
An etlichen Stellen verschwinden dann jedoch die Reise-Eindrücke und weichen Nahaufnahmen von Dirigent Peter Rundel oder den Musikern bei der Klangerzeugung. Unsichtbar bleibt jedoch Paul Jeukendrup, der an den Reglern für das elektroakustische Ausstrahlen der Musik in den Raum sorgte. "Michaels Reise" ist ein famoser Abend, der Stockhausen ernst nimmt und zugleich über ihn hinauswächst.