Fußball
Platini erstattet Strafanzeige gegen FIFA-Präsident Infantino

Der frühere UEFA-Präsident Michel Platini hat Strafanzeige gegen den FIFA-Präsidenten Gianni Infantino gestellt - wegen Justizbeeinflussung. Auch Platinis Suspendierung verhalf Infantino ins Amt.

Von Thomas Kistner | 05.04.2022
2014: Gianni Infantino und Michael Platini bei einer Pressekonferenz in gemeinsamen Zeiten bei der UEFA.
2014: Gianni Infantino und Michael Platini bei einer Pressekonferenz in gemeinsamen Zeiten bei der UEFA. (imago/Newspix)
Die Schlinge um Gianni Infantino zieht sich zu. Michel Platini gab jetzt bekannt, dass er Strafanzeige gegen den FIFA-Präsidenten wegen Justizbeeinflussung gestellt habe. Und das schon im November 2021 – also zu der Zeit, als Infantino überraschend aus der Schweiz nach Katar umgesiedelt ist.

Platinis Suspendierung ermöglichte Infantinos Aufstieg zum FIFA-Präsidenten

Der Sachverhalt ist brisant, die Aktenlage dicht. Platini wirft dem Mann, der ihm einst als UEFA-Generalsekretär unterstand, vor, er habe der Schweizer Bundesanwaltschaft eine interne Zahlung angezeigt, die 2015 zu Platinis Suspendierung und Infantino selbst auf den FIFA-Thron geführt hatte.
Tatsächlich hatte die Berner Strafbehörde, die eigentlich berüchtigt für ihre träge Arbeitsweise ist, damals plötzlich ein aufsehenerregendes Verfahren gegen Platini und den damalige FIFA-Chef Sepp Blatter eröffnet: Wegen einer Zahlung von zwei Millionen Franken, die Blatters FIFA 2011 an Platini überwiesen hatte, angeblich als Nachzahlung für frühere Beraterdienste. Beide Topfunktionäre wurden gesperrt, aus dem Nichts kam Infantino und eroberte den für Platini reservierten FIFA-Thron.
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Zu klären: Wie kam die Bundesanwaltschaft an ihr Wissen?

Nun entlarvt Platini die damaligen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft (BA). Deren Chef Michael Lauber hatte im Juli 2015 einen Jugendfreund Infantinos empfangen. Gleich darauf fragten die Berner Bundesanwälte ganz gezielt die kritische Zwei-Millionen-Zahlung bei Platinis Schweizer Bank an. Das Geldhaus wurde zu striktem Stillschweigen gegenüber dem Kunden verdonnert. Zu klären ist also, wie die BA an dieses konkrete Wissen gelangt ist.
Jetzt wird die Sache eng für Infantino. Sollte sich erweisen, dass er die Justiz benutzte, um Platini kaltzustellen und selbst FIFA-Boss zu werden, würde das nicht nur all seine eigenen Geheimtreffen mit Bundesanwalt Lauber kontaminieren und laufende Fußballverfahren sprengen. Es müsste zu seiner sofortigen Ablösung an der FIFA-Spitze führen.