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Fußball-Finanzen
Auf den Spuren des FC Bayern

Strategische Partnerschaften gibt es schon lange in der Bundesliga. Der Bayer-Konzern und Volkswagen wären da zu nennen – dank einer Ausnahmeklausel bei der 50+1-Regel. Ansonsten hatten Investoren eher einen schlechten Ruf. Mittlerweile sind aber viele Klubs auf der Suche nach Partnern aus der Wirtschaft.

Von Heinz Peter Kreuzer | 02.08.2014
    Eine Sponsorenwand
    Eine Sponsorenwand (dpa / picture alliance / Daniel Sambraus)
    Wie in vielen wirtschaftlichen Belangen war Bayern München der Vorreiter. 2001 kaufte adidas für etwa 77 Millionen Euro zehn Prozent der Anteile des deutschen Rekordmeisters. Mittlerweile folgen immer mehr Vereine dem Beispiel der Bayern. Professor Henning Vöpel vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut:
    "Jetzt sehen wir, dass dieser Trend die Bundesliga mehr und mehr erreicht und damit wächst natürlich auch der Druck auf die Konkurrenz, sich ebenfalls externe Geldgeber zu akquirieren. Insoweit ist es schon ein neuer Trend, der sich vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren fortsetzen wird."
    Bei den Fans müssen jedoch noch oft Bedenken beseitigt werden. Der Vorstand des VfB Stuttgart muss jetzt seine Mitglieder von einer notwendigen Ausgliederung der Profiabteilung überzeugen, damit Investoren einsteigen können. VfB-Präsident Bernd Wahler:
    "Da haben wir jetzt viel Arbeit vor uns, das nächste halbe, dreiviertel Jahr. Und das müssen wir entsprechend nutzen und die Leute mit reinnehmen und überzeugen, dass das der richtige Weg für uns ist."
    Als möglicher Investor bei den Schwaben steht die Daimler AG im Raum. Langjährige Partner sind bevorzugte Partner bei den Klubs. So kaufte sich der langjährige Sponsor Evonik mit neun Prozent bei Borussia Dortmund ein. Etwa 26 Millionen Euro zahlte das Chemieunternehmen für die Anteile, dazu wurde der Sponsorenvertrag bis 2025 verlängert. Der Evonik-Vorstandsvorsitzende Klaus Engel begründet das Engagement:
    "Was vielleicht nicht alle wissen, sie können heute im chinesischen Fernsehen Samstagabend die Top-Spiele der Bundesliga etwas später als bei uns sehen, Da ist der BVB regelmäßig dabei. Was für uns wichtig ist, da sehen dann 750 Millionen Chinesen Evonik im chinesischen Fernsehen. Und das ist natürlich eine Werbemöglichkeit, die können Sie in der Printbranche nicht bezahlen."
    Der Deal mit Evonik war nur der Anfang. Im September will Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zwei weitere Investoren präsentieren. Unter anderem wird BVB-Ausrüster Puma gehandelt. Damit will Watzke seine Ankündigung wahr machen, auch wirtschaftlich auf den Spuren der Bayern zu bleiben. Aber als börsennotierter Klub orientiert sich Wert des Vereins am Börsenkurs, momentan liegt der Wert des BVB bei 300 Millionen Euro.
    Bayern München dagegen ist mehr als eine Milliarde Euro wert. So musste die Allianz Anfang des Jahres 110 Millionen Euro für acht Prozent hinlegen. Neben dem Kauf des Namenrechtes Allianz-Arena bis 2042 ist das Engagement beim Branchenführer Teil einer globalen Strategie, sagt der Münchner Jurist Martin Stopper:
    "Bei der Allianz ist es so, das im Rahmen der neuen globalen Strategie des FC Bayern München dort auch mitfahren möchte in Bezug auf New York und China und andere Geschäfte, das man sich einfach sagt: Gut, wenn ihr euer Auslandsgeschäft als FC Bayern erhöhen wollt, wir haben auch gewisse Ideen, lasst uns doch einmal zusammensetzen. Das ist nur ein Beispiel, wo eine strategische Allianz im doppelten Wortsinne Sinn machen kann."
    Vor der Allianz haben sich auch der Sportartikelhersteller adidas und Audi beim Rekordmeister eingekauft. Alle drei verfügen aber über weniger als 25 Prozent und haben daher keine Sperrminorität. Das Engagement dieser Unternehmen fasst der Ökonom Professor Vöpel so zusammen:
    "Selten sind es echte Investoren, die mit Fußball eine Rendite erwirtschaften wollen. Das gibt es im Fußball direkt nicht, weil der Fußball kein Gewinngeschäft ist, sondern die Vereine schreiben eine schwarze Null und machen hin und wieder Verluste, sofern ist das direkte Renditemotiv eher selten."
    Aus diesem Grund war der Deal zwischen Hertha BSC und der Private Equity Firma KKR ein Novum im deutschen Fußball. Denn KKR ist das, was Franz Müntefering einst eine Heuschrecke nannte. Fast zehn Prozent des Vereins haben die Berliner für 21 Millionen Euro an den Finanzinvestor verkauft, weitere 40 Millionen fließen in andere Teile des Vereins. Auf sieben Jahre ist die Partnerschaft angelegt. Die Wirtschaftsprofessorin Victoria Ivashina von der Eliteuniversität Harvard erklärte in der ARD das normale Vorgehen von KKR:
    "KKR gehört zu den weltweit führenden beteiligungsfirmen. In erster Linie legen sie Fonds auf, in die große Geldgeber wie Rentenfonds anlegen. Und das Kapital wird dann für einige Jahre in gewinnversprechende Firmen und Projekte gesteckt. Deren Wert man versucht durch Mitbestimmung zu steigern."
    Für sein finanzielles Engagement erhält die Private Equity Firma einen Sitz im Aufsichtsrat. Hertha-geschäftsführer Ingo Schiller:
    "Ansonsten, um das ganz klar zu betonen, ist die Geschäftsführung völlig frei in ihren sportlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen und der Verein selbst in seinen Strukturen völlig unberührt von dieser Partnerschaft."
    Das kann die Ökonomin aus Harvard nicht so recht glauben:
    "Da ist schon irgendwas, was KKR mit an den Tisch bringen wird. Auch wenn sie keine Entscheidungen treffen wollen, ist es trotzdem eine Partnerschaft. Und ihre Meinungen und Visionen werden im Management schon Einfluss haben. Nur weil die Anteile gering sind, heißt das nicht, dass sie keinen Einfluss haben werden."
    Das haben in der Vergangenheit schon andere Beispiele gezeigt. Abhängigkeiten von Geldgebern sind nicht unbedingt an Mehrheiten geknüpft.