Gänse auf einer Wiese, hunderte grauweiße Körper drängen sich durcheinander. Manche Gänse zupfen Gras, andere watscheln zum Teich und wieder andere zischen sich an. Ein chaotisches Bild. Oder auch nicht, wie Kurt Kotrschal von der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle bei Wien meint.
"Das Interessante daran ist eigentlich, dass sich die kaum davon unterscheiden, wie wir unsere eigenen sozialen Beziehungen organisieren. Und zwar von der Physiologie bis hin zur Organisation des Verhalten."
Die Gänsegesellschaft kennt klare Strukturen und die orientieren sich an den Weibchen. Kotrschal:
"Die Schwestern bleiben relativ stark zusammen, und die Töchter bleiben relativ nah an der Mutter. Was sich dadurch ergibt innerhalb der Schar ist eine weibchenbestimmte Clanstruktur und die Männchen, die sich mit den Weibchen verpaaren, gehen dann dort hin, sind dann Teil des Clans."
Seit über zehn Jahren beobachtet der Professor für Verhaltensbiologie zusammen mit seinen Studenten eine große Gänseschar in Grünau bei Wien. Die Vögel leben wild, aber sind an Menschen gewöhnt. So können die Forscher genau verfolgen, wie einzelne Gänse oder Ganter in der Schar zurechtkommen.
"Der Clou scheint zu sein, dass man innerhalb des Clans sich weitgehend toleriert, sich nicht angreift, während die Aggressionen meistens zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Clans laufen."
Ein Gänseleben ist kein Zuckerschlecken. Die große Schar bietet zwar Sicherheit und Kontaktmöglichkeiten, aber sie bedeutet auch Stress. Das zeigt sich in einem deutlichen Anstieg des Herzschlags bei ungemütlichen Begegnungen auf der Wiese. Um denen auszuweichen braucht es neben dem Familienclan vor allem den richtigen Partner. Die Gänsepaare bleiben fürs Leben zusammen, deshalb wählt die Gans nicht immer den stattlichsten Ganter, sondern den, mit dem sie sich wohlfühlt.
"Nun wissen wir natürlich nicht, was Wohlfühlen für eine Gans subjektiv bedeutet, aber wir können Stresshormone messen und da sehen wir, dass eine Eigenschaft der Partner auch so etwas wie soziale Unterstützung ist. Das heißt, in Gesellschaft eines guten Männchens, eines passenden Männchens zeigt eine weibliche Graugans etwa weniger Modulation von Herzschlagrate von Glukokortikoiden, also von Stresshormonen, und gibt daher übers Jahr gesehen wesentlich weniger Energie im sozialen Bereich aus."
Beziehungen können nervenzehrend sein. Zwischen 15 und 20 Prozent macht der Unterschied im Energieverbrauch zwischen sozial gut eingebundenen und eher schlecht unterstützen Gänsen aus. Über die Jahre konnte Kurt Kotrschal beobachten, dass harmonische Gänsepaare tatsächlich auch mehr Küken großziehen und mehr Enkel bekommen, also im Spiel der Evolution die Nase vorne haben. Wie gut ein Gänsepaar zusammen passt, zeigt sich in seinen Hormonen. Bei Gänsen schwanken die Androgenspiegel im Jahresverlauf. Einige Paare sind hormonell im Takt, bei anderen zeigen sich keine Parallelen zwischen Gans und Ganter.
"Das war noch nicht besonders aufregend, aber aufregend war dann, als wir gefunden haben: Das hängt mit dem Reproduktionserfolg zusammen. Paare, die eine hohe Übereinstimmung ihrer Androgenschwankungen zeigen, haben einen sehr guten Reproduktionserfolg gezeigt, während Paare, die da nicht synchronisiert waren, die so gegenläufig liefen, haben so gut wie keine Nachkommen großbekommen."
Übrigens, auch menschliche Männer schwingen sich hormonell auf den Zyklus ihrer Frau ein, aber nur, wenn sie ein Kind mit ihr wollen. Und noch eine Parallele gibt es zwischen Gans und Mensch: weil die Partnerwahl so entscheidend ist im Gänseleben, prüfen Gans und Ganter ihre Beziehung in einer mehrmonatigen Verlobungsphase, bevor sie endgültig gemeinsam auf die Wiese gehen.
"Das Interessante daran ist eigentlich, dass sich die kaum davon unterscheiden, wie wir unsere eigenen sozialen Beziehungen organisieren. Und zwar von der Physiologie bis hin zur Organisation des Verhalten."
Die Gänsegesellschaft kennt klare Strukturen und die orientieren sich an den Weibchen. Kotrschal:
"Die Schwestern bleiben relativ stark zusammen, und die Töchter bleiben relativ nah an der Mutter. Was sich dadurch ergibt innerhalb der Schar ist eine weibchenbestimmte Clanstruktur und die Männchen, die sich mit den Weibchen verpaaren, gehen dann dort hin, sind dann Teil des Clans."
Seit über zehn Jahren beobachtet der Professor für Verhaltensbiologie zusammen mit seinen Studenten eine große Gänseschar in Grünau bei Wien. Die Vögel leben wild, aber sind an Menschen gewöhnt. So können die Forscher genau verfolgen, wie einzelne Gänse oder Ganter in der Schar zurechtkommen.
"Der Clou scheint zu sein, dass man innerhalb des Clans sich weitgehend toleriert, sich nicht angreift, während die Aggressionen meistens zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Clans laufen."
Ein Gänseleben ist kein Zuckerschlecken. Die große Schar bietet zwar Sicherheit und Kontaktmöglichkeiten, aber sie bedeutet auch Stress. Das zeigt sich in einem deutlichen Anstieg des Herzschlags bei ungemütlichen Begegnungen auf der Wiese. Um denen auszuweichen braucht es neben dem Familienclan vor allem den richtigen Partner. Die Gänsepaare bleiben fürs Leben zusammen, deshalb wählt die Gans nicht immer den stattlichsten Ganter, sondern den, mit dem sie sich wohlfühlt.
"Nun wissen wir natürlich nicht, was Wohlfühlen für eine Gans subjektiv bedeutet, aber wir können Stresshormone messen und da sehen wir, dass eine Eigenschaft der Partner auch so etwas wie soziale Unterstützung ist. Das heißt, in Gesellschaft eines guten Männchens, eines passenden Männchens zeigt eine weibliche Graugans etwa weniger Modulation von Herzschlagrate von Glukokortikoiden, also von Stresshormonen, und gibt daher übers Jahr gesehen wesentlich weniger Energie im sozialen Bereich aus."
Beziehungen können nervenzehrend sein. Zwischen 15 und 20 Prozent macht der Unterschied im Energieverbrauch zwischen sozial gut eingebundenen und eher schlecht unterstützen Gänsen aus. Über die Jahre konnte Kurt Kotrschal beobachten, dass harmonische Gänsepaare tatsächlich auch mehr Küken großziehen und mehr Enkel bekommen, also im Spiel der Evolution die Nase vorne haben. Wie gut ein Gänsepaar zusammen passt, zeigt sich in seinen Hormonen. Bei Gänsen schwanken die Androgenspiegel im Jahresverlauf. Einige Paare sind hormonell im Takt, bei anderen zeigen sich keine Parallelen zwischen Gans und Ganter.
"Das war noch nicht besonders aufregend, aber aufregend war dann, als wir gefunden haben: Das hängt mit dem Reproduktionserfolg zusammen. Paare, die eine hohe Übereinstimmung ihrer Androgenschwankungen zeigen, haben einen sehr guten Reproduktionserfolg gezeigt, während Paare, die da nicht synchronisiert waren, die so gegenläufig liefen, haben so gut wie keine Nachkommen großbekommen."
Übrigens, auch menschliche Männer schwingen sich hormonell auf den Zyklus ihrer Frau ein, aber nur, wenn sie ein Kind mit ihr wollen. Und noch eine Parallele gibt es zwischen Gans und Mensch: weil die Partnerwahl so entscheidend ist im Gänseleben, prüfen Gans und Ganter ihre Beziehung in einer mehrmonatigen Verlobungsphase, bevor sie endgültig gemeinsam auf die Wiese gehen.