Gaetano Donizetti, Vincenzo Bellini: Sinfonien

Bei den Komponisten-Namen Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini denkt der Musikliebhaber gleich an großes Musiktheater, an Opern wie 'Anna Bolena', 'Lucia di Lammermoor', 'La fille du régiment' oder den 'Liebestrank' bzw. 'La sonnambula', 'Norma' oder 'I Puritani'. Daß die beiden fast gleichaltrigen Italiener auch in anderen Musikgattungen Beachtliches geleistet haben, rückt dabei in den Hintergrund. Beide schrieben eine ganze Reihe geistlicher Werke, Donizetti hinterließ 18 Streichquartette und beide komponierten Sinfonien: Donizetti 13 und Bellini 6 an der Zahl. Von diesen Sinfonien soll heute die Rede sein, weil der Dirigent Roland Bader und die Staatsphilharmonie Krakau jeweils 3 Sinfonien Donizettis und Bellinis auf CD veröffentlicht haben. Am Mikrofon begrüßt Sie dazu Ludwig Rink. * Musikbeispiel: Gaetano Donizetti - aus: Sinfonie D-Dur Schon dieser kurze Ausschnitt aus Donizettis D-Dur-Sinfonie zeigt, daß das Melodische, der bel canto auch in den Instrumentalwerken des aus Bergamo stammenden Meisters dominiert. Immer wieder ergibt sich im Laufe dieses Stücks die Situation, daß große Teile des Orchesters aufgelöste Akkorde als Begleitmusik anstimmen und diese mehrfach wiederholen, bis die Bühne bereitet ist für eine der vielen schönen südlichen Melodien, die Donizetti offensichtlich mühelos einfielen. In der Harmonik, vor allem auch in der musikalischen Form bleibt vieles konventionell, dennoch ist das ungeheure Tempo bewundernswert, mit dem Donizetti zu Werke ging: Bis zu fünf Opern pro Jahr waren - neben anderen Stücken und neben Tätigkeiten als Dirigent und Hochschullehrer - keine Seltenheit; eine Sinfonie vom 19. November 1816 trägt den Vermerk: "Fatta in un'ora e un quarto" - also "komponiert in eineinviertel Stunden". Allerdings muß man sagen, daß es sich bei diesen Sinfonien Donizettis und auch Bellinis nicht um jene aus drei oder vier Sätzen bestehenden, oft halbstündigen oder noch länger dauernden Werke eines Haydn, Mozart oder gar eines Beethoven handelte. Bellini und Donizetti komponierten Sinfonien von maximal 10minütiger Dauer in einem einzigen Satz, der, wenn man so will, aus dem spätklassischen Doppel von langsamer Einleitung und einem bewegten Allegro besteht. Und doch spielt sich in ihnen eine ganz Menge ab an Lyrischem und Dramatischem. Donizettis d-moll-Sinfonie scheint dabei gleich mit einem unheimlichen Theaterdonnergrollen zu beginnen... * Musikbeispiel: Gaetano Donizetti - Sinfonie d-moll Gaetano Donizetti: Sinfonie d-moll, gespielt von der Staatsphilharmonie Krakau unter der Leitung von Roland Bader. Anders als der Norditaliener Donizetti stammte der vier Jahre jüngere Bellini aus Sizilien. Auch er bewies schon äußerst früh seine kompositorische Begabung, auch sein Weg führte nach solidem Studium in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts zur Oper. Zwischen ihm und Donizetti gab es eine Art freundschaftlicher, das Geschäft belebender Rivalität, beide zog es später nach Paris ans Théâtre Italien, und als Bellini 1835 frühzeitig noch vor seinem 34. Geburtstag starb, komponierte Donizetti ein Lamento und ein ganzes Requiem für ihn. Die ähnlich unbekannt gebliebenen Sinfonien der beiden auf einer CD zu kombinieren, wie Roland Bader es jetzt getan hat, macht also Sinn. Die Staatsphilharmonie Krakau ist mit viel Gefühl und guter Musikalität bei der Sache, die Aufnahmetechnik ordentlich, wenn auch mit arg viel Hall, so daß man meint, die Werke seien nicht wie angegeben in der Krakauer Philharmonie, sondern in einer Kirche aufgenommen. Das aber verstärkt noch den Schönklang, so daß man wohlig im italienischen Melodienreichtum baden kann...Das wollen wir nun auch tun und hören Vincenzo Bellinis Sinfonie C-Dur. * Musikbeispiel: Vincenzo Bellini - Sinfonie C-Dur Die neue Platte - heute mit weitgehend unbekannten Sinfonien der beiden italienischen Opernkomponisten Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini. Zuletzt spielte die Staatsphilharmonie Krakau unter der Leitung von Roland Bader die Sinfonie C-Dur von Vincenzo Bellini. Einen schönen Sonntag wünscht Ihnen Ludwig