"Ich habe davon gelesen, es ist unbeschreiblich, niemand kann dort mehr einfach seiner Arbeit nachgehen ohne in Schwierigkeiten zu kommen."
Milena Boccarelli, 44 Jahre alt, Architektin in Mailand, verfolgt die Geiselnahme von Susanne Osthoff mit Anteilnahme. Obwohl die Informationen in den italienischen Medien spärlich sind und andere, innenpolitische Themen, in Italien derzeit mehr Interesse finden.
"Wenn es sich um italienische Geiseln handelt, redet man natürlich mehr darüber als in diesem Fall, wo es ein anderes Land betrifft."
Gianpiero Preziosi, groß, schlank, rötlicher Vollbart, hebt bedauernd die Schultern, als wolle er sich entschuldigen für die geringe Aufmerksamkeit seiner Landsleute.
"Wir haben uns vielleicht daran gewöhnt."
Italiener wurden im Irak bereits mehrfach entführt. Die ersten waren vier Männer, die für eine private Sicherheitsagentur arbeiteten. Einer von ihnen wurde vor laufender Kamera ermordet. Danach geriet der Journalist Enzo Baldoni in die Hände von Kidnappern, die ihn nach wenigen Tagen töteten. Glücklicher ging die Entführung der beiden humanitären Helferinnen Simona Pari und Simona Torretta aus: sie wurden nach mehreren Wochen freigelassen. Auch die bislang letzte italienische Geisel im Irak kam wieder frei. Sie heißt Giuliana Sgrena und ist Journalistin. Sechs Millionen Dollar Lösegeld sollen ihre Entführer bekommen haben, wird spekuliert. Sie selbst bestätigt das nicht.
"Vielleicht hat die Regierung Lösegeld gezahlt, ich weiß das nicht. Aber ich glaube, sie hat vor allem Verhandlungsgeschick bewiesen. Der italienische Geheimdienst kennt die Situation im Irak sehr gut und weiß, zu welchen Leuten man den Kontakt suchen muss. Es ging nicht in erster Linie um Lösegeld, meine Entführung war politisch motiviert."
Giuliana Sgrena hofft, dass es sich bei den Entführern von Susanne Osthoff ebenfalls um eine Gruppe bewaffneter Widerstandskämpfer gegen die USA handelt und nicht um Terroristen vom Schlage al-Sarqawis, die sich im Krieg gegen die gesamte westliche Welt befinden.
"Für solche Terroristen zählt ein Menschenleben noch weniger. Wenn es sich dagegen um eine politische Gruppe zur Befreiung des Irak handelt wie in meinem Fall, dann kann man sie beeinflussen und von ihren harten Forderungen abbringen, etwa durch die Mobilisierung der Bevölkerung."
Für die 47-jährige Journalistin und linke Intellektuelle war am 19. Februar diesen Jahres in Rom eine halbe Million Menschen die Straße gegangen. "Liberate Giuliana - Lasst Giuliana frei" stand auf den Transparenten. DieRedaktion von "Il manifesto", die Tageszeitung, für die Giuliana Sgrena schreibt, hatte als Appell an die Entführer ein Video gedreht, in dem sie die Artikel der Journalistin über das Leiden der irakischen Zivilbevölkerung während des Krieges zeigte. Wenn Sgrena heute an die vielen Menschen denkt, die sich für ihre Freilassung eingesetzt haben, steigen ihr Tränen der Rührung in die Augen.
"Ich glaube, auch diese Demonstrationen haben mir geholfen, freizukommen. Meine Entführer haben über Satellit ferngesehen und ich konnte ihre Reaktionen beobachten. Nach einiger Zeit haben sie mir gesagt: wir haben jetzt erst verstanden, wer du bist. Wir müssen dich für unsere Zwecke benutzen, das ist der Krieg, aber es tut uns Leid, weil wir jetzt wissen, wer du bist."
Den Appell der Angehörigen von Susanne Osthoff an die Entführer mit dem Hinweis auf die Verdienste der Verschleppten um die irakische Kultur, hält Giuliana Sgrena für wichtig und hilfreich. Je länger sie über ihre Entführung und die der Deutschen spricht, desto tiefer graben sich die schmalen Hände in die Taschen ihres schwarzen Cordblazers. Auch ihre Hose und ihr Pullover sind schwarz. Einziger Farbtupfer: die blauen Plastikbügel ihrer randlosen Lesebrille. Für die meisten Italiener besteht gar kein Zweifel, das die Entführer von der Regierung etwas erhalten haben, im Tausch gegen das Leben ihrer Geisel.
Befragung auf der Straße: "Das ist eine ganz heikle Sache. Aber am Ende sind ganz sicher Zugeständnisse an die Entführer gemacht worden, über die niemand so genau Bescheid weiß."
Milena Boccarelli, 44 Jahre alt, Architektin in Mailand, verfolgt die Geiselnahme von Susanne Osthoff mit Anteilnahme. Obwohl die Informationen in den italienischen Medien spärlich sind und andere, innenpolitische Themen, in Italien derzeit mehr Interesse finden.
"Wenn es sich um italienische Geiseln handelt, redet man natürlich mehr darüber als in diesem Fall, wo es ein anderes Land betrifft."
Gianpiero Preziosi, groß, schlank, rötlicher Vollbart, hebt bedauernd die Schultern, als wolle er sich entschuldigen für die geringe Aufmerksamkeit seiner Landsleute.
"Wir haben uns vielleicht daran gewöhnt."
Italiener wurden im Irak bereits mehrfach entführt. Die ersten waren vier Männer, die für eine private Sicherheitsagentur arbeiteten. Einer von ihnen wurde vor laufender Kamera ermordet. Danach geriet der Journalist Enzo Baldoni in die Hände von Kidnappern, die ihn nach wenigen Tagen töteten. Glücklicher ging die Entführung der beiden humanitären Helferinnen Simona Pari und Simona Torretta aus: sie wurden nach mehreren Wochen freigelassen. Auch die bislang letzte italienische Geisel im Irak kam wieder frei. Sie heißt Giuliana Sgrena und ist Journalistin. Sechs Millionen Dollar Lösegeld sollen ihre Entführer bekommen haben, wird spekuliert. Sie selbst bestätigt das nicht.
"Vielleicht hat die Regierung Lösegeld gezahlt, ich weiß das nicht. Aber ich glaube, sie hat vor allem Verhandlungsgeschick bewiesen. Der italienische Geheimdienst kennt die Situation im Irak sehr gut und weiß, zu welchen Leuten man den Kontakt suchen muss. Es ging nicht in erster Linie um Lösegeld, meine Entführung war politisch motiviert."
Giuliana Sgrena hofft, dass es sich bei den Entführern von Susanne Osthoff ebenfalls um eine Gruppe bewaffneter Widerstandskämpfer gegen die USA handelt und nicht um Terroristen vom Schlage al-Sarqawis, die sich im Krieg gegen die gesamte westliche Welt befinden.
"Für solche Terroristen zählt ein Menschenleben noch weniger. Wenn es sich dagegen um eine politische Gruppe zur Befreiung des Irak handelt wie in meinem Fall, dann kann man sie beeinflussen und von ihren harten Forderungen abbringen, etwa durch die Mobilisierung der Bevölkerung."
Für die 47-jährige Journalistin und linke Intellektuelle war am 19. Februar diesen Jahres in Rom eine halbe Million Menschen die Straße gegangen. "Liberate Giuliana - Lasst Giuliana frei" stand auf den Transparenten. DieRedaktion von "Il manifesto", die Tageszeitung, für die Giuliana Sgrena schreibt, hatte als Appell an die Entführer ein Video gedreht, in dem sie die Artikel der Journalistin über das Leiden der irakischen Zivilbevölkerung während des Krieges zeigte. Wenn Sgrena heute an die vielen Menschen denkt, die sich für ihre Freilassung eingesetzt haben, steigen ihr Tränen der Rührung in die Augen.
"Ich glaube, auch diese Demonstrationen haben mir geholfen, freizukommen. Meine Entführer haben über Satellit ferngesehen und ich konnte ihre Reaktionen beobachten. Nach einiger Zeit haben sie mir gesagt: wir haben jetzt erst verstanden, wer du bist. Wir müssen dich für unsere Zwecke benutzen, das ist der Krieg, aber es tut uns Leid, weil wir jetzt wissen, wer du bist."
Den Appell der Angehörigen von Susanne Osthoff an die Entführer mit dem Hinweis auf die Verdienste der Verschleppten um die irakische Kultur, hält Giuliana Sgrena für wichtig und hilfreich. Je länger sie über ihre Entführung und die der Deutschen spricht, desto tiefer graben sich die schmalen Hände in die Taschen ihres schwarzen Cordblazers. Auch ihre Hose und ihr Pullover sind schwarz. Einziger Farbtupfer: die blauen Plastikbügel ihrer randlosen Lesebrille. Für die meisten Italiener besteht gar kein Zweifel, das die Entführer von der Regierung etwas erhalten haben, im Tausch gegen das Leben ihrer Geisel.
Befragung auf der Straße: "Das ist eine ganz heikle Sache. Aber am Ende sind ganz sicher Zugeständnisse an die Entführer gemacht worden, über die niemand so genau Bescheid weiß."