Von Suzanne Krause
In der Messwarte des Kernkraftwerks leuchten farbige Lämpchen auf, schrillen die Alarmglocken. Ein Sturm hat draußen mehrere Strommasten flachgelegt, die Leitung unterbrochen, automatisch koppelt sich das AKW vom Netz ab. EDF-Mann Christophe Labourie behält die Nerven.
Zuerst muss ich überprüfen, dass alle Warnsysteme auch wirklich anzeigen, was gerade passiert. Danach sorge ich dafür, den Reaktorbereich zu stabilisieren: ich überwache, dass die automatischen Abläufe richtig funktionieren. Denn wenn die Anlage vom Netz abgekoppelt wird, fährt die Stromproduktion unmittelbar runter von 900 Megawatt auf 50 Megawatt.
Ein solches Szenario spielte sich Weihnachten 1999 im AKW Blayais ab: beim Jahrhundertsturm wurde die Atomanlage überschwemmt. Und reagierte ordnungsgemäß mit einem Notstopp. Doch das Wiederhochfahren bereitete damals große Schwierigkeiten. Nicht so in diesem Fall. Sirocco sorgt für einen einwandfreien Neustart. Und das ist längst nicht alles, was der Simulator drauf hat. Labourie:
Mit Sirocco lässt sich alles nachvollziehen, was in der Anlage vonstatten gehen kann. Das ermöglicht eine unendliche Vielfalt an Szenarien, die den Alltagsbetrieb betreffen. Ebenso kann Sirocco 30.000 Pannen und auch Störfälle simulieren. Das ermöglicht uns, die Kompetenz unseres Messwartenpersonals zu steigern: wir bieten ihnen bei der Fortbildung jedes Mal eine neue Situation an, damit sie die entsprechenden Probleme erkennen und beherrschen lernen.
Bis ins Detail ist die Simulator-Anlage einer wirklichen Messwarte nachgebaut. Das Hirn, das Sirocco steuert, ist ein Superrechner, der in zwei spindgroßen Schränken Platz findet. Er ist zwanzigmal leistungsstärker als die vorherige Rechnergeneration. Pascal Renault von Thales, verantwortlich für die Entwicklung:
Unsere größten Schwierigkeiten bestanden darin, die größtmögliche Anzahl an Daten aus Atomkraftwerken zu sammeln. Die hat uns der Betreiber EDF geliefert, dank der Aufzeichnungen, die beim herkömmlichen Betrieb gemacht werden. Als nächstes haben wir diese Angaben in eine gigantische Referenz-Datenbank eingespeist. Die erneuert in Echtzeit, alle 100 Millisekunden, alle Einstellungen des Betriebsablaufs für die Simulation. Nachdem wir so den Ablauf modelliert haben, mussten wir überprüfen, dass der Simulator auch genau so funktioniert wie ein wirkliches Atomkraftwerk. Die Abläufe bei kleinen Pannen und Störfällen, die im Alltagsbetrieb schon vorgekommen sind, konnten wir datenmäßig übernehmen. Doch um zu wissen, welche Abläufe größere Pannen auslösen, mussten wir uns der Daten bedienen, die im Rahmen von Laborforschungsprojekten zu Störfällen erzielt wurden. Da wurden Simulationen durchgeführt, die bis zum fast totalen Ausfall des Reaktor-Kühlsystems führen können. Auch ein solches Szenario lässt sich im Simulator nun nachvollziehen, um das Personal auf den Ernstfall, einen GAU, vorzubereiten.
Die Aufrüstung mit Sirocco lassen sich die Verantwortlichen bei EDF 137 Millionen Euro kosten. Bis Ende 2004 soll so jeder der 19 AKW-Standorte mit dem hypermodernen Simulator ausgestattet werden - statt zwölf beim Vorläufermodell. Das ermöglicht auch, die Fortbildung wirklich den lokalen Gegebenheiten anzupassen. Gleichfalls wird die jährliche Pflicht-Weiterbildung für das Messwarten-Personal um eine zusätzliche Woche aufgestockt. All das soll zu einem besseren Teamgeist, zu einer verstärkten Motivation am Arbeitsplatz führen. Denn durch die Sicherheitsberichte von EDF zieht sich seit Jahren ein Fakt wie ein roter Faden durch: der große Risikofaktor im Betrieb eines Atomkraftwerks sind nicht Technik und Maschinen, sondern der Mensch, der sie bedient.
In der Messwarte des Kernkraftwerks leuchten farbige Lämpchen auf, schrillen die Alarmglocken. Ein Sturm hat draußen mehrere Strommasten flachgelegt, die Leitung unterbrochen, automatisch koppelt sich das AKW vom Netz ab. EDF-Mann Christophe Labourie behält die Nerven.
Zuerst muss ich überprüfen, dass alle Warnsysteme auch wirklich anzeigen, was gerade passiert. Danach sorge ich dafür, den Reaktorbereich zu stabilisieren: ich überwache, dass die automatischen Abläufe richtig funktionieren. Denn wenn die Anlage vom Netz abgekoppelt wird, fährt die Stromproduktion unmittelbar runter von 900 Megawatt auf 50 Megawatt.
Ein solches Szenario spielte sich Weihnachten 1999 im AKW Blayais ab: beim Jahrhundertsturm wurde die Atomanlage überschwemmt. Und reagierte ordnungsgemäß mit einem Notstopp. Doch das Wiederhochfahren bereitete damals große Schwierigkeiten. Nicht so in diesem Fall. Sirocco sorgt für einen einwandfreien Neustart. Und das ist längst nicht alles, was der Simulator drauf hat. Labourie:
Mit Sirocco lässt sich alles nachvollziehen, was in der Anlage vonstatten gehen kann. Das ermöglicht eine unendliche Vielfalt an Szenarien, die den Alltagsbetrieb betreffen. Ebenso kann Sirocco 30.000 Pannen und auch Störfälle simulieren. Das ermöglicht uns, die Kompetenz unseres Messwartenpersonals zu steigern: wir bieten ihnen bei der Fortbildung jedes Mal eine neue Situation an, damit sie die entsprechenden Probleme erkennen und beherrschen lernen.
Bis ins Detail ist die Simulator-Anlage einer wirklichen Messwarte nachgebaut. Das Hirn, das Sirocco steuert, ist ein Superrechner, der in zwei spindgroßen Schränken Platz findet. Er ist zwanzigmal leistungsstärker als die vorherige Rechnergeneration. Pascal Renault von Thales, verantwortlich für die Entwicklung:
Unsere größten Schwierigkeiten bestanden darin, die größtmögliche Anzahl an Daten aus Atomkraftwerken zu sammeln. Die hat uns der Betreiber EDF geliefert, dank der Aufzeichnungen, die beim herkömmlichen Betrieb gemacht werden. Als nächstes haben wir diese Angaben in eine gigantische Referenz-Datenbank eingespeist. Die erneuert in Echtzeit, alle 100 Millisekunden, alle Einstellungen des Betriebsablaufs für die Simulation. Nachdem wir so den Ablauf modelliert haben, mussten wir überprüfen, dass der Simulator auch genau so funktioniert wie ein wirkliches Atomkraftwerk. Die Abläufe bei kleinen Pannen und Störfällen, die im Alltagsbetrieb schon vorgekommen sind, konnten wir datenmäßig übernehmen. Doch um zu wissen, welche Abläufe größere Pannen auslösen, mussten wir uns der Daten bedienen, die im Rahmen von Laborforschungsprojekten zu Störfällen erzielt wurden. Da wurden Simulationen durchgeführt, die bis zum fast totalen Ausfall des Reaktor-Kühlsystems führen können. Auch ein solches Szenario lässt sich im Simulator nun nachvollziehen, um das Personal auf den Ernstfall, einen GAU, vorzubereiten.
Die Aufrüstung mit Sirocco lassen sich die Verantwortlichen bei EDF 137 Millionen Euro kosten. Bis Ende 2004 soll so jeder der 19 AKW-Standorte mit dem hypermodernen Simulator ausgestattet werden - statt zwölf beim Vorläufermodell. Das ermöglicht auch, die Fortbildung wirklich den lokalen Gegebenheiten anzupassen. Gleichfalls wird die jährliche Pflicht-Weiterbildung für das Messwarten-Personal um eine zusätzliche Woche aufgestockt. All das soll zu einem besseren Teamgeist, zu einer verstärkten Motivation am Arbeitsplatz führen. Denn durch die Sicherheitsberichte von EDF zieht sich seit Jahren ein Fakt wie ein roter Faden durch: der große Risikofaktor im Betrieb eines Atomkraftwerks sind nicht Technik und Maschinen, sondern der Mensch, der sie bedient.