Montag, 06. Mai 2024

Einigung im Tarifstreit
Weselsky: "Auseinandersetzung mit Bahn ist noch lange nicht zuende"

Der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Weselsky, hat sich trotz der Tarif-Einigung mit der Deutschen Bahn kämpferisch gezeigt. Er sagte, die Auseinandersetzung mit der Bahn sei noch lange nicht beendet. Man habe die 35-Stunden-Woche in dem Konzern verankert und wolle jetzt dafür sorgen, dass die Regelung für mehr Beschäftigte gelte.

26.03.2024
    Claus Weselsky im Porträt
    GDL-Chef Claus Weselsky (Archivbild vom 4. März 2024). (picture alliance / dpa / Carsten Koall)
    Wichtigster Punkt ist die Vereinbarung zur Einführung einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Regelung soll schrittweise bis zum Jahr 2029 umgesetzt werden. Beschäftigte können dabei selbst entscheiden, ob sie kürzer arbeiten oder lieber mehr verdienen möchten. Neben 420 Euro Lohnerhöhung sieht der Tarifabschluss zudem eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro vor. Der Vertrag hat nach Angaben der Bahn eine Laufzeit von 26 Monaten.

    Personalvorstand Seiler: "wegweisende Lösung"

    Bahn-Personalvorstand Seiler zeigte sich erleichtert über die Einigung. Er sagte, es sei ein Kompromiss gelungen, der dem Unternehmen mehr Flexibilität und Möglichkeiten zur Transformation gebe. Seiler wörtlich: "Kernelement ist ein innovatives Optionsmodell, mit dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden."
    Bundesverkehrsminister Wissing begrüßte die Einigung. Alle, die über Ostern verreisen wollten, könnten endlich unbeschwert planen. Der FDP-Politiker kritisierte zugleich die Gewerkschaft GDL. Die Art und Weise wie hier vorgegangen worden sei, dürfe keine Schule machen.

    Pro Bahn: Einigung wäre ohne die vielen Streiks möglich gewesen

    Der Fahrgastverband Pro Bahn lobte die Tarifeinigung. Der Vorsitzende Neuß sagte der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf, für die Fahrgäste sei die Vereinbarung "eine ausgesprochene Erleichterung". Er betonte, die Einigung hätte auch "ohne so viele Streiks" erzielt werden können.
    Die Umsetzung des Wahlmodells bei der Arbeitszeit bezeichnete Neuß laut dem Bericht zwar als schwierig. Zitat: "Man muss aber auch sagen: Ohne bessere Arbeitsbedingungen bekommt man kein neues Personal". Die Übergangszeit bis 2029 sei relativ lang, sodass das Unternehmen nun Zeit habe, neue Mitarbeiter anzuwerben.

    Ifo-Präsident Fuest: "Wichtigstes Ergebnis ist flexible Arbeitszeit"

    Auch von Ökonomen gab es Lob. So sagte der Präsident des Münchner Ifo-Institutes, Fuest, der Nachrichtenagentur Reuters das wichtigste Ergebnis an dieser Einigung sei die flexible Arbeitszeit. So könnten die Beschäftigten zwischen 35 und 40 Stunden arbeiten. Wer mehr Stunden arbeite, erhalte auch mehr Geld. "Das ist für den Umgang mit der Fachkräfteknappheit besser als eine zwangsweise Senkung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden für alle", sagte Fuest.

    Arbeitsmarktforscher Weber: "Der richtige Weg"

    Ähnlich schätzt das der Arbeitsmarktforscher Weber ein. "Der richtige Weg: Beschäftigte können weniger arbeiten, ohne dass die berufliche Entwicklung leidet", sagte der Leiter des Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen" am Institut für Arbeitsmarktforschung (IAB). Sie könnten aber auch mehr arbeiten, je nach eigenem Wunsch in der aktuellen Lebensphase.
    Das Unternehmen und die Gewerkschaft hatten sich gestern nach langen Verhandlungen und mehreren Streiks auf den neuen Tarifvertrag geeinigt. Die GDL will sich noch im Laufe des Vormittags zu der Einigung äußern.
    Diese Nachricht wurde am 26.03.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.