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Geben und Nehmen

Die Zusammenarbeit der Universitäten in Stuttgart und Ulm mit der neu gegründeten German University Cairo (GUC) soll sich für beide Seiten auszahlen. Denn die deutschen Unis haben ihre liebe Not mit dem Nachwuchs, wie Dieter Fritsch, Rektor der Universität Stuttgart erklärt: "Wir leiden derzeit gerade in den Ingenieurdisziplinen darunter, dass die Industrie unsere sehr guten Mitarbeiter abwirbt und wir unsere Forschungsprojekte nicht mehr mit guten Mitarbeitern durchführen können. Da versprechen wir uns durch die GUC die Rekrutierung von exzellenten graduierten Ingenieuren, die dann bei uns in Stuttgart Wissenschaftsprojekte durchführen können." So ist es der Mangel an Nachwuchskräften in Deutschland und der Mangel an guten Ausbildungsstätten in Ägypten, der die Gründungsväter der GUC zu ihrem Vorhaben gebracht hat.

    Möglicherweise wird es in Zukunft Kooperationen mit weiteren deutschen Universitäten geben. Schon ein Jahr vor dem Startschuss der GUC ist man aber in Ulm mit den Lehrplänen befasst. Professor Hans Wolff, Rektor der Universität Ulm: "Wir sind sozusagen der Garant dafür, dass es sich tatsächlich um eine deutsche Universität handelt. Wir koordinieren in Stuttgart und Ulm das Lehrangebot mit und suchen aus - aber nicht nur an unseren eigenen sondern auch an anderen Universitäten und möglicherweise auch Fachhochschulen." Dabei haben die Ulmer bereits Erfahrungen sammeln können. Seit drei Jahren besteht eine strategische Partnerschaft mit der staatlichen Universität in Kairo. Auch in Ulm sieht man die Kooperation nicht als Einahnstraße, betont Wolff: "Wir denken daran, dass von dieser privaten Universität die Leute auch zu uns kommen. Dass sie dort etwa ihren Bachelor machen und dann in Master-Programme nach Stuttgart oder Ulm kommen, um hier zu promovieren, dann noch eine Zeit hier zu bleiben und dann möglicherweise wieder zurück zu gehen, dort an die Universität oder an andere Universitäten oder in die ägyptische Wirtschaft."

    Ohne die Beharrlichkeit von Asharaf Mansour hätte es die German University Cairo wohl nicht gegeben. Der ägyptische Physiker hat in Ulm studiert und 1992 promoviert. Dabei hat er dort so gute Erfahrungen gemacht, dass er die Ulmer Universität am liebsten mit nach Kairo genommen hätte: "Ich hatte Glück. Ich war in einer sehr guten Umgebung. Nicht nur die Universitätsausstattung sondern auch die Menschen. Die Menschen dort sind sehr nett, ich war voll integriert. Es hat mir sehr gut gefallen, nicht nur wissenschaftlich sondern auch kulturell." Am deutschen Bildungssystem schätzt Mansour vor allem, dass man hier schon in der Schule lernt, analytisch zu denken. Mansour, der Vorsitzender des Gründungskomitees der Deutschen Universität ist, möchte, dass nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene zusammengearbeitet wird: "Wir haben eine lange Tradition in der wissenschaftlichen Kooperation. Die Krönung ist jetzt die Deutsche Universität. Aber ich möchte darüber hinaus, dass die GUC eine kulturelle Rolle spielt."