Am Anfang war - ein dicker Fisch, der den Schweizer Forschern ins Netz ging:
"Wir hatten einen Auftrag vor einigen Jahren, bei dem es darum ging, diese Schadstoffe, die in der Umwelt praktisch nicht abgebaut wurden, in Fischen nachzuweisen. Und zwar stammten diese Fische aus Bergseen im Kanton Graubünden","
erinnert sich Dr. Peter Schmid von der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt in Dübendorf bei Zürich an den Auftakt eines ungewöhnlichen Forschungsprojektes. Ursprünglich ging es um die Frage, wie viel Schadstoffe durch die Atmosphäre in Gebirgsseen eingetragen und von Fischen aufgenommen werden. Bei den sogenannten POPs, das steht für "Persistant Organic Pollutants", wurden aber erstaunlich hohe Konzentrationen festgestellt - so hoch, wie dies durch den natürlichen Atmosphäreneintrag nicht möglich war. Zudem wurden solche POPs vornehmlich in den 60er- und in den 70er-Jahren verwendet. Seitdem sind sie verboten.
""DDT ist eines dieser Chemikalien. DDT ist ein Insektizid, das man seit etwa 1940 verwendet und das sehr gut wirksam ist - ein Insektizid, das aber wegen dieser Beständigkeit eben verboten wurde."
Und zwar vor über zehn Jahren. Wie aber lässt es sich erklären, dass sich solche POPs heute noch in Gebirgsseen nachweisen lassen? Sedimentproben vom Grund gaben den Forschern ein weiteres Rätsel auf: Seit ein paar Jahren nimmt die Konzentration dieser Substanzen wieder zu, obwohl sie längst nicht mehr erlaubt sind.
"Am See, den wir damals untersucht haben, war es so, dass dieser See teilweise durch einen Gletscher gespeist wurde, der unterdessen völlig verschwunden ist. Und damit lag für uns die Vermutung nahe, dass diese Stoffe durch das Verschwinden dieses Gletschers in den See gelangt sein könnten."
Untersuchungen in zwei anderen Schweizer Bergseen mit benachbarten abschmelzenden Gletschern brachten ähnliche Ergebnisse: Je mehr die Gletscher abschmelzen, desto höher im Wasser die Konzentration der POPs, also der ursprünglich in Fischen festgestellten Umweltgifte. Die Erklärung ist simpel: Im Laufe der Jahrzehnte, als die Gletscher noch wuchsen, wurden die Schadstoffe, die sich in der Atmosphäre befanden, im Eis eingelagert. Dann kam der Klimawandel und mit ihm leicht steigenden Temperaturen. Folge: Seitdem schmelzen die Gletscher und geben die Schadstoffe über die Zuflüsse an die voralpinen Gebirgsseen ab. So richtig zum Problem werden diese Prozesse aber nicht nur in den Alpen. Peter Schmid von der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Dübendorf:
"Ich denke, die größten Probleme könnten dort auftreten, wo sehr große Eismassen sind, nämlich in den Polargebieten. Die Stoffe würden freigesetzt beim Schmelzen und könnten in die dortigen Lebewesen gelangen, zum Beispiel Fische."
Dabei ist aber noch gar nicht klar, wie gesundheitsgefährdend jene Substanzen sind, die die Gletscher nun nach und nach in die Umwelt abgeben.
"Das sind Stoffe mit vielen ungünstigen, quasi toxischen Eigenschaften, sie sind hormonaktiv. Sie können Krebs verursachen, also alles chronische Wirkungen, die durch die Anreicherung im Körper zu unerwünschten gesundheitlichen Effekten führen können."
Das Seepumpwerk des Zweckverbandes Bodensee-Wasserversorgung Sipplinger Berg bei Überlingen, knapp 100 Kilometer Luftlinie von Dübendorf entfernt. Bodenseewasser wird von hier aus in Gemeinden und Städte in ganz Süddeutschland gepumpt, über vier Millionen Menschen beziehen aus dem Bodensee ihr Trinkwasser. Doch auch in den Bodensee fließen Zuflüsse aus den Alpen. Deshalb studieren die Experten der Bodensee-Wasserversorgung die Forschungsergebnisse aus der Schweiz sehr intensiv, führen ständig Messungen durch. Bislang gibt es aber noch keine Anzeichen dafür, dass die Schadstoffe, die die schmelzenden Gletscher abgeben, für den Trinkwasserspeicher Bodensee zum Problem werden könnten, sagt Professor Hans Mehlhorn, Geschäftsführer der Bodensee-Wasserversorgung:
"Wir wissen von den Ergebnissen. Wenn es überhaupt eine Reaktion gibt, dann ist die aber noch nicht im Bodensee angekommen. Wir erwarten aber auch, wenn sie im Bodensee ankommen, keine großen Auswirkungen. Da wird mit Sicherheit die große Verdünnung eine große Rolle spielen, die ja im Bodensee sehr häufig zu sehr geringen Konzentrationen führt."
Dennoch behalten die Experten der Bodensee-Wasserversorgung die Problematik, die mit den schmelzenden Gletschern und den freitretenden Substanzen zusammenhängt, im Auge.
"Wir hatten einen Auftrag vor einigen Jahren, bei dem es darum ging, diese Schadstoffe, die in der Umwelt praktisch nicht abgebaut wurden, in Fischen nachzuweisen. Und zwar stammten diese Fische aus Bergseen im Kanton Graubünden","
erinnert sich Dr. Peter Schmid von der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt in Dübendorf bei Zürich an den Auftakt eines ungewöhnlichen Forschungsprojektes. Ursprünglich ging es um die Frage, wie viel Schadstoffe durch die Atmosphäre in Gebirgsseen eingetragen und von Fischen aufgenommen werden. Bei den sogenannten POPs, das steht für "Persistant Organic Pollutants", wurden aber erstaunlich hohe Konzentrationen festgestellt - so hoch, wie dies durch den natürlichen Atmosphäreneintrag nicht möglich war. Zudem wurden solche POPs vornehmlich in den 60er- und in den 70er-Jahren verwendet. Seitdem sind sie verboten.
""DDT ist eines dieser Chemikalien. DDT ist ein Insektizid, das man seit etwa 1940 verwendet und das sehr gut wirksam ist - ein Insektizid, das aber wegen dieser Beständigkeit eben verboten wurde."
Und zwar vor über zehn Jahren. Wie aber lässt es sich erklären, dass sich solche POPs heute noch in Gebirgsseen nachweisen lassen? Sedimentproben vom Grund gaben den Forschern ein weiteres Rätsel auf: Seit ein paar Jahren nimmt die Konzentration dieser Substanzen wieder zu, obwohl sie längst nicht mehr erlaubt sind.
"Am See, den wir damals untersucht haben, war es so, dass dieser See teilweise durch einen Gletscher gespeist wurde, der unterdessen völlig verschwunden ist. Und damit lag für uns die Vermutung nahe, dass diese Stoffe durch das Verschwinden dieses Gletschers in den See gelangt sein könnten."
Untersuchungen in zwei anderen Schweizer Bergseen mit benachbarten abschmelzenden Gletschern brachten ähnliche Ergebnisse: Je mehr die Gletscher abschmelzen, desto höher im Wasser die Konzentration der POPs, also der ursprünglich in Fischen festgestellten Umweltgifte. Die Erklärung ist simpel: Im Laufe der Jahrzehnte, als die Gletscher noch wuchsen, wurden die Schadstoffe, die sich in der Atmosphäre befanden, im Eis eingelagert. Dann kam der Klimawandel und mit ihm leicht steigenden Temperaturen. Folge: Seitdem schmelzen die Gletscher und geben die Schadstoffe über die Zuflüsse an die voralpinen Gebirgsseen ab. So richtig zum Problem werden diese Prozesse aber nicht nur in den Alpen. Peter Schmid von der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt Dübendorf:
"Ich denke, die größten Probleme könnten dort auftreten, wo sehr große Eismassen sind, nämlich in den Polargebieten. Die Stoffe würden freigesetzt beim Schmelzen und könnten in die dortigen Lebewesen gelangen, zum Beispiel Fische."
Dabei ist aber noch gar nicht klar, wie gesundheitsgefährdend jene Substanzen sind, die die Gletscher nun nach und nach in die Umwelt abgeben.
"Das sind Stoffe mit vielen ungünstigen, quasi toxischen Eigenschaften, sie sind hormonaktiv. Sie können Krebs verursachen, also alles chronische Wirkungen, die durch die Anreicherung im Körper zu unerwünschten gesundheitlichen Effekten führen können."
Das Seepumpwerk des Zweckverbandes Bodensee-Wasserversorgung Sipplinger Berg bei Überlingen, knapp 100 Kilometer Luftlinie von Dübendorf entfernt. Bodenseewasser wird von hier aus in Gemeinden und Städte in ganz Süddeutschland gepumpt, über vier Millionen Menschen beziehen aus dem Bodensee ihr Trinkwasser. Doch auch in den Bodensee fließen Zuflüsse aus den Alpen. Deshalb studieren die Experten der Bodensee-Wasserversorgung die Forschungsergebnisse aus der Schweiz sehr intensiv, führen ständig Messungen durch. Bislang gibt es aber noch keine Anzeichen dafür, dass die Schadstoffe, die die schmelzenden Gletscher abgeben, für den Trinkwasserspeicher Bodensee zum Problem werden könnten, sagt Professor Hans Mehlhorn, Geschäftsführer der Bodensee-Wasserversorgung:
"Wir wissen von den Ergebnissen. Wenn es überhaupt eine Reaktion gibt, dann ist die aber noch nicht im Bodensee angekommen. Wir erwarten aber auch, wenn sie im Bodensee ankommen, keine großen Auswirkungen. Da wird mit Sicherheit die große Verdünnung eine große Rolle spielen, die ja im Bodensee sehr häufig zu sehr geringen Konzentrationen führt."
Dennoch behalten die Experten der Bodensee-Wasserversorgung die Problematik, die mit den schmelzenden Gletschern und den freitretenden Substanzen zusammenhängt, im Auge.