Gerd Pasch: Frage an meine Kollegin Dagmar Röhrlich: Was ist da eigentlich los?
Dagmar Röhrlich: Man will es eigentlich gar nicht glauben, was man da liest, was in einem schwedischen Kernkraftwerk vorkommen kann. Das sind Lässigkeiten, die eigentlich nicht wichtig sind wie, man zieht kein Überschuhe an, wenn man in den Reaktorraum reingeht. Das ist nicht gefährlich, aber es zeigt einfach, dass kein Problembewusstsein da ist. Dann gibt es Sachen, die schon gefährlicher sind, wie: Wenn ein Ventil undicht ist, dann muss man es nicht unbedingt melden. Auch diese Konstruktionsfehler, die zu dem Unfall geführt haben, waren bekannt. Aber man sah offensichtlich keinen Grund, da irgendwas dran zu ändern. Und so reiht sich ein Vorkommnis an das nächste. Es hat sogar von der WANO - das ist die Welt-Assoziation der Kernkraftwerks-Betreiber - vor dem Zwischenfall im vergangenen Jahr die Bitte an Forsmark gegeben, besser auf die Sicherheit zu achten. Es war also schon bekannt, dass da einiges im Argen liegt.
Pasch: Wie sind denn die Probleme zu bewerten, die in dem Bericht jetzt angesprochen werden?
Röhrlich: Der Bericht erklärt, dass eigentlich die kontinuierliche Stromproduktion wichtiger war als die Sicherheit und dass von der Leitung des Kraftwerks Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt worden ist, dass sie das auch so sehen und die Sicherheitsvorschriften großzügig auslegen. Und deshalb sind ja jetzt auch Köpfe gerollt im Vorstand.
Pasch: Ein Verfall der Sicherheitskultur nur in Schweden ein Problem?
Röhrlich: Nein, es ist generell zu befürchten. In Deutschland gibt es beispielsweise auch Nachlässigkeiten. Im Kernkraftwerk Philippsburg war es so, dass der Flüssigkeitsstand in einem Sicherheitssystem nicht richtig kontrolliert worden. Wäre es zum Unfall gekommen, hätte man große Probleme bekommen. Es ist auch so, dass im Moment eine Entwicklung einsetzt, die sehr kritisch betrachtet wird. Wir haben Globalisierung, Öffnung der Strommärkte, diesen Zwang, das Kernkraftwerk möglichst kurz nur auszuschalten, kontinuierlich den Strom zu liefern, damit es nicht zu Blackouts kommt, damit die Stromproduktion erhalten bleibt. Das führt zu einer enorm steigenden Belastung der Mitarbeiter. Das Problem sieht man auch. In Deutschland kommt noch die Frustration der Mitarbeiter wegen der Stilllegung dazu. Und so ist es eigentlich der Fall, dass man generell sagt: Hier ist ein immenser Druck da, und wir müssen dafür sorgen, dass sich nicht durch Frustration, durch Überarbeitung, durch Überforderung Lässigkeiten, Nachlässigkeiten, Sicherheitslücken öffnen.
Pasch: Wie begegnen denn die Aufsichtsbehörden und Betreiber dieser Entwicklung?
Röhrlich: In Forsmark muss man jetzt täglich Berichte an die Sicherheitsbehörde SKI in Schweden schicken, und die schauen dann auch, ob jede Entscheidungen richtig war im Sinne der Sicherheit. In Deutschland setzt man generell - hier ist ja noch nichts ernsthaftes passiert - auf Sicherheitsmanagement. Das heißt, jeder soll ganz genau wissen, was er zu tun hat, wo seine Verantwortung beginnt, wo sie endet, wer als Nächster zuständig ist. Die Unternehmen sollen genaue Systeme erarbeiten, dass es für jeden klar ist, dass er hier an einem gefährlichen, einem potentiell gefährlichen Apparat arbeitet und nicht lässig, nachlässig werden darf. Es gibt Sicherheitsüberprüfungen, die das verhindern sollen, und so hofft man dazu zu kommen, dass nicht der Schlendrian einreißt oder halt Sachen nicht richtig bewertet werden.
Dagmar Röhrlich: Man will es eigentlich gar nicht glauben, was man da liest, was in einem schwedischen Kernkraftwerk vorkommen kann. Das sind Lässigkeiten, die eigentlich nicht wichtig sind wie, man zieht kein Überschuhe an, wenn man in den Reaktorraum reingeht. Das ist nicht gefährlich, aber es zeigt einfach, dass kein Problembewusstsein da ist. Dann gibt es Sachen, die schon gefährlicher sind, wie: Wenn ein Ventil undicht ist, dann muss man es nicht unbedingt melden. Auch diese Konstruktionsfehler, die zu dem Unfall geführt haben, waren bekannt. Aber man sah offensichtlich keinen Grund, da irgendwas dran zu ändern. Und so reiht sich ein Vorkommnis an das nächste. Es hat sogar von der WANO - das ist die Welt-Assoziation der Kernkraftwerks-Betreiber - vor dem Zwischenfall im vergangenen Jahr die Bitte an Forsmark gegeben, besser auf die Sicherheit zu achten. Es war also schon bekannt, dass da einiges im Argen liegt.
Pasch: Wie sind denn die Probleme zu bewerten, die in dem Bericht jetzt angesprochen werden?
Röhrlich: Der Bericht erklärt, dass eigentlich die kontinuierliche Stromproduktion wichtiger war als die Sicherheit und dass von der Leitung des Kraftwerks Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt worden ist, dass sie das auch so sehen und die Sicherheitsvorschriften großzügig auslegen. Und deshalb sind ja jetzt auch Köpfe gerollt im Vorstand.
Pasch: Ein Verfall der Sicherheitskultur nur in Schweden ein Problem?
Röhrlich: Nein, es ist generell zu befürchten. In Deutschland gibt es beispielsweise auch Nachlässigkeiten. Im Kernkraftwerk Philippsburg war es so, dass der Flüssigkeitsstand in einem Sicherheitssystem nicht richtig kontrolliert worden. Wäre es zum Unfall gekommen, hätte man große Probleme bekommen. Es ist auch so, dass im Moment eine Entwicklung einsetzt, die sehr kritisch betrachtet wird. Wir haben Globalisierung, Öffnung der Strommärkte, diesen Zwang, das Kernkraftwerk möglichst kurz nur auszuschalten, kontinuierlich den Strom zu liefern, damit es nicht zu Blackouts kommt, damit die Stromproduktion erhalten bleibt. Das führt zu einer enorm steigenden Belastung der Mitarbeiter. Das Problem sieht man auch. In Deutschland kommt noch die Frustration der Mitarbeiter wegen der Stilllegung dazu. Und so ist es eigentlich der Fall, dass man generell sagt: Hier ist ein immenser Druck da, und wir müssen dafür sorgen, dass sich nicht durch Frustration, durch Überarbeitung, durch Überforderung Lässigkeiten, Nachlässigkeiten, Sicherheitslücken öffnen.
Pasch: Wie begegnen denn die Aufsichtsbehörden und Betreiber dieser Entwicklung?
Röhrlich: In Forsmark muss man jetzt täglich Berichte an die Sicherheitsbehörde SKI in Schweden schicken, und die schauen dann auch, ob jede Entscheidungen richtig war im Sinne der Sicherheit. In Deutschland setzt man generell - hier ist ja noch nichts ernsthaftes passiert - auf Sicherheitsmanagement. Das heißt, jeder soll ganz genau wissen, was er zu tun hat, wo seine Verantwortung beginnt, wo sie endet, wer als Nächster zuständig ist. Die Unternehmen sollen genaue Systeme erarbeiten, dass es für jeden klar ist, dass er hier an einem gefährlichen, einem potentiell gefährlichen Apparat arbeitet und nicht lässig, nachlässig werden darf. Es gibt Sicherheitsüberprüfungen, die das verhindern sollen, und so hofft man dazu zu kommen, dass nicht der Schlendrian einreißt oder halt Sachen nicht richtig bewertet werden.