Im Jahr 2008 hat die Seuche rund um Sydney zugeschlagen. Von da aus hat sie sich immer weiter im Südosten Australiens ausgebreitet, dem Zentrum der australischen Geflügelproduktion. Die Hühner wurden schwer krank, ihre Luftröhren waren verschleimt und voller Blut. Fast jedes fünfte Tier ist erstickt, ungewöhnlich viele. Die Diagnose war eindeutig: Infektiöse Laryngotracheitis, kurz: ILT, ausgelöst durch ein Herpesvirus. Eine klassischen Hühnerseuche. Doch als Glenn Browning und seine Kollegen von der Universität von Melbourne den Ausbruch genauer untersucht haben, erlebten sie eine Überraschung.
"Wir haben uns die Viren angeschaut, die diesen Ausbruch verursacht hatten, und ziemlich schnell gemerkt: Das waren zwei völlig neue Virusstämme, die wir noch nie zuvor gesehen hatten."
Doch wo kamen die beiden neuen Stämme so plötzlich her? Die Tierärzte haben sich das Erbgut der Viren angeschaut. Ihr Fazit: Sie sind das Ergebnis einer Impfung gegen die ILT. In Australien sind die Hühner mit drei verschiedenen Impfstoffen geimpft worden. Bei allen dreien handelt es sich um Lebendimpfstoffe, also abgeschwächte lebendige Viren, die sich immer noch vermehren können. Diese abgeschwächten Viren haben sich offenbar miteinander vermischt und so die neuen Stämme hervorgebracht.
"Wir wussten, dass so etwas mit Lebendimpfstoffen theoretisch passieren kann. Wir haben es aber für sehr unwahrscheinlich gehalten. Schließlich werden solche abgeschwächten Viren in der Tiermedizin schon sehr lange eingesetzt, und es ist noch nie etwas in der Art passiert."
In Australien waren jahrzehntelang nur zwei Impfstoffe gegen die ILT im Einsatz. Beide sind sich sehr ähnlich, die Virenstämme sind eng miteinander verwandt. Im Jahr 2007 wurde ein dritter Impfstoff eingeführt - ein Impfstoff aus Europa, mit einem Impfstamm, der hauptsächlich in Europa kursiert. Nur ein Jahr später kam es zu den Ausbrüchen in Sydney.
"Wir sind uns ziemlich sicher, dass ein paar Vögel mit den australischen Impfstoffen und mit dem neuen europäischen Impfstoff gleichzeitig behandelt worden sind. Das Erbgut der Viren hat sich in den Tieren vermischt, und das Ergebnis sind die beiden neuen Stämme, die viel gefährlicher sind als die Impfstämme."
Abgeschwächte Lebendimpfstoffe könnten also tatsächlich neue Virusstämme hervorbringen. Zumindest dann, wenn mehrere verschiedene Impfstämme zum Einsatz kommen. Und das sei in der Landwirtschaft gang und gäbe, sagt Glenn Browning.
"Die Zulassungsbehörden müssen sich dieser Gefahr bewusst sein und so etwas in Zukunft verhindern – zum Beispiel dafür sorgen, dass in einer Tierpopulation eben nicht zwei verschiedene Lebendimpfstoffe parallel verimpft werden."
Die australische Zulassungsbehörde will jetzt alle bereits zugelassenen Lebendimpfstoffe noch einmal überprüfen und abklären, wie groß die Gefahr ist, dass sich noch andere Impfviren miteinander vermischen. Es gibt auch Impfstoffe, die eine Rekombination der Viren von vornherein ausschließen: Totimpfstoffe. Sie enthalten nur abgetötete Viren, die sich nicht mehr vermehren können. Doch Lebendimpfstoffe haben ihre Vorteile: Die Immunantwort fällt oft besser aus, und man kann sie leichter verabreichen – gerade auf einer Hühnerfarm.
"Totimpfstoffe müssen normalerweise jedem Tier einzeln injiziert werden. Das ist auf einer Hühnerfarm, wo bis zu 50 000 Vögel leben, nicht möglich. Abgeschwächte Lebendimpfstoffe dagegen können Sie einfach über das Trinkwasser geben oder in die Luft sprühen."
Für die Tierärzte in Australien gibt es zumindest einen kleinen Lichtblick. Die drei Impfstoffe gegen ILT, die die neuen Stämme hervorgebracht haben, können die Hühner gleichzeitig vor ihnen schützen. Auf den australischen Hühnerfarmen wird weitergeimpft.
"Wir haben uns die Viren angeschaut, die diesen Ausbruch verursacht hatten, und ziemlich schnell gemerkt: Das waren zwei völlig neue Virusstämme, die wir noch nie zuvor gesehen hatten."
Doch wo kamen die beiden neuen Stämme so plötzlich her? Die Tierärzte haben sich das Erbgut der Viren angeschaut. Ihr Fazit: Sie sind das Ergebnis einer Impfung gegen die ILT. In Australien sind die Hühner mit drei verschiedenen Impfstoffen geimpft worden. Bei allen dreien handelt es sich um Lebendimpfstoffe, also abgeschwächte lebendige Viren, die sich immer noch vermehren können. Diese abgeschwächten Viren haben sich offenbar miteinander vermischt und so die neuen Stämme hervorgebracht.
"Wir wussten, dass so etwas mit Lebendimpfstoffen theoretisch passieren kann. Wir haben es aber für sehr unwahrscheinlich gehalten. Schließlich werden solche abgeschwächten Viren in der Tiermedizin schon sehr lange eingesetzt, und es ist noch nie etwas in der Art passiert."
In Australien waren jahrzehntelang nur zwei Impfstoffe gegen die ILT im Einsatz. Beide sind sich sehr ähnlich, die Virenstämme sind eng miteinander verwandt. Im Jahr 2007 wurde ein dritter Impfstoff eingeführt - ein Impfstoff aus Europa, mit einem Impfstamm, der hauptsächlich in Europa kursiert. Nur ein Jahr später kam es zu den Ausbrüchen in Sydney.
"Wir sind uns ziemlich sicher, dass ein paar Vögel mit den australischen Impfstoffen und mit dem neuen europäischen Impfstoff gleichzeitig behandelt worden sind. Das Erbgut der Viren hat sich in den Tieren vermischt, und das Ergebnis sind die beiden neuen Stämme, die viel gefährlicher sind als die Impfstämme."
Abgeschwächte Lebendimpfstoffe könnten also tatsächlich neue Virusstämme hervorbringen. Zumindest dann, wenn mehrere verschiedene Impfstämme zum Einsatz kommen. Und das sei in der Landwirtschaft gang und gäbe, sagt Glenn Browning.
"Die Zulassungsbehörden müssen sich dieser Gefahr bewusst sein und so etwas in Zukunft verhindern – zum Beispiel dafür sorgen, dass in einer Tierpopulation eben nicht zwei verschiedene Lebendimpfstoffe parallel verimpft werden."
Die australische Zulassungsbehörde will jetzt alle bereits zugelassenen Lebendimpfstoffe noch einmal überprüfen und abklären, wie groß die Gefahr ist, dass sich noch andere Impfviren miteinander vermischen. Es gibt auch Impfstoffe, die eine Rekombination der Viren von vornherein ausschließen: Totimpfstoffe. Sie enthalten nur abgetötete Viren, die sich nicht mehr vermehren können. Doch Lebendimpfstoffe haben ihre Vorteile: Die Immunantwort fällt oft besser aus, und man kann sie leichter verabreichen – gerade auf einer Hühnerfarm.
"Totimpfstoffe müssen normalerweise jedem Tier einzeln injiziert werden. Das ist auf einer Hühnerfarm, wo bis zu 50 000 Vögel leben, nicht möglich. Abgeschwächte Lebendimpfstoffe dagegen können Sie einfach über das Trinkwasser geben oder in die Luft sprühen."
Für die Tierärzte in Australien gibt es zumindest einen kleinen Lichtblick. Die drei Impfstoffe gegen ILT, die die neuen Stämme hervorgebracht haben, können die Hühner gleichzeitig vor ihnen schützen. Auf den australischen Hühnerfarmen wird weitergeimpft.