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Gegen Belästigung und Benachteiligung
Hollywood-Stars starten Initiative "Time's Up"

Mehr als 300 Hollywood-Künstlerinnen haben sich zur Initiative "Time's Up" zusammengetan. Sie wollen sich gegen die anhaltende Belästigung und Benachteiligung von Frauen in der Filmindustrie engagieren.

Von Nicole Markwald | 03.01.2018
    Shonda Rhimes - Hollywood-Produzentin und Unterstützerin der Initiative "Time's up"
    Shonda Rhimes - Hollywood-Produzentin und Unterstützerin der Initiative "Time's up" (EPA)
    Es ist noch nicht mal vier Wochen her, als Schauspielerin Angelina Jolie bei einem Hollywood-Branchentreffen Folgendes anmerkte. "Wir alle wissen, dass es unserer Branche an Diversität und Gleichberechtigung mangelt", so die Schauspielerin, "und es noch so viel gibt, dass um das wir kämpfen und das wir ändern müssen.
    Niemand im Publikum fühlte sich von diesen Worten angegriffen - denn im Publikum saßen nur Frauen. Seit die Belästigungs- und Missbrauchsvorwürfe gegen Harvey Weinstein und anderen Größen der US-Unterhaltungsindustrie bekannt wurden, wird in Hollywood diskutiert: was kann gegen die Ungerechtigkeiten getan werden? Wie können sich Frauen wehren? Und wie lässt sich in einer von Männern dominierten Industrie eine größere Gleichberechtigung herstellen?
    Notwendikgkeit der Initiative
    Nun haben sich über 300 prominente Frauen der Entertainment-Branche zusammengeschlossen und eine Initiative namens "Time’s up" ins Leben gerufen. Das bedeutet so viel wie "Die Zeit ist abgelaufen". Zu den Unterstützerinnen zählen unter anderem Grey’s Anatomy-Erfinderin Shonda Rhimes, und die Oscar-Preisträgerinnen Reese Witherspoon und Natalie Portman. Die Liste liests ich wie das "Who is Who" der Hollywood-Frauen. Shonda Rhimes formulierte die Notwendigkeit der Initiative so: "Es sollte nicht die eigene Sicherheit, Würde oder Moral kosten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen." Und weiter: "Jeder Mensch sollte in einer Umgebung ohne Missbrauch, Belästigung und Diskriminierung arbeiten können."
    Die Gruppe schaltete ganzseitige Anzeigen in der New York Times und in La Opinion, einer spanisch-sprachigen Zeitung, die in Kalifornien herausgegeben wird. Die Anzeige spricht direkt Frauen in allen Bereichen an: Landwirtschaft, Pflegedienste, Gastronomie, Hausangestellte. Dieser Zug wird von Jodi Cantor als bedeutend angesehen. Cantor ist eine der Journalistinnen der New York Times, die den Weinstein-Skandal aufdeckte. Sie sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS:
    "Das ist der ehrgeizigste Teil der Initiative: die Top-Frauen in Hollywood reichen den Frauen am anderen Ende der Einkommensskala ihre Hand. Ihre Botschaft: Wir haben etwas gemeinsam mit Frauen mit geringem Einkommen und nutzen unsere Stellung, auch denen zu helfen."
    Forderung nach gleicher Entlohnung
    "Time’s up" schafft unter anderem einen Rechtshilfefonds für Opfer sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. 15 Millionen Dollar sollen dafür gesammelt werden, die Summe ist schon fast beisammen dank großzügiger Spenden von Männern und Frauen, wie Regisseur J.J.Abrams, Meryl Streep, Jennifer Aniston und der Wunderkind Stiftung von Steven Spielberg. Auch die großen Künstleragenturen von Hollywood wie CAA, UTA oder ICM haben gespendet.
    Sie haben eine Rehabilitierung dringend nötig. Die Recherchen um Weinstein & Co haben ein äußerst schlechtes Licht auf die Agenturen geworfen. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Künstler und Künstlerinnen nicht ausreichend vor Übergriffen geschützt zu haben.
    Die Unterzeichnerinnen von "Time’s Up" fordern zudem gleiche Entlohnung von Männern und Frauen und mehr Frauen in Führungspositionen. Das, so Journalistin Jodi Cantor, kann dauern. Man könne frühestens in zwei Jahren sehen, ob sich an der Struktur der Führungskräfte von Hollywood etwas ändere.