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Geködert wird mit kostenlosem Einstieg

Zynga geht an die Börse. Das US-Unternehmen ist Marktführer im Browserspielebereich. Das Geschäftsprinzip: Onlinespiele sind zunächst kostenlos, werden dann aber zum lukrativen Geschäft für den Anbieter.

Von Jörg Brunsmann |
    Das "gute, alte" Pac-Man; mehr als 30 Jahre alt, ein echter Klassiker unter den Computerspielen. Und ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Branche in dieser Zeit verändert hat. Wer damals auf Punkte- und Gespensterjagd gehen wollte, der musste tief in die Tasche greifen. Eine Spielkonsole oder ein Heimcomputer, dazu noch das Programm selbst; umgerechnet 500 Euro und mehr konnte man Anfang der 80er Jahre dafür ausgeben. Und heute? Google hat vor ein paar Jahren die Rechte an Pac-Man gekauft; wer die Seite google.de Schrägstrich pacman aufruft, kann sofort losspielen.

    Das genau macht Browserspiele aus; die Einstiegsvoraussetzungen könnten kaum niedriger sein. Ein handelsüblicher PC mit Internetanschluss und einem gängigen Browserprogramm wie dem Internetexplorer oder dem Firefox; mehr braucht man nicht. Die Hersteller der Browsergames zielen auf die Masse der PC-Benutzer; die Spiele sind technisch so ausgelegt, dass sie sich beispielsweise auch auf gängigen Bürocomputern spielen lassen. Geboten werden zudem in der Regel eher ruhige, familienfreundliche Strategiespiele. Ein gutes Beispiel dafür ist Farmville, eines der derzeit beliebtesten Browserspiele.

    Betont nette Fahrstuhlmusik, eine ruhige, eher comicartig gemachte Grafik - selbst die Jüngsten fühlen sich von dieser Aufmachung angesprochen. Ziel des Spiels: Einen eigenen, virtuellen Bauernhof betreiben; Pflanzen säen und ernten; Tiere züchten; Gebäude bauen. Den besonderen Reiz bekommt das Spiel, weil man es innerhalb einer Gemeinschaft spielen kann. Farmville findet unter dem Dach des sozialen Netzwerkes Facebook statt; man kann via Internet gemeinsam mit Freunden spielen; zudem sind direkte Vergleiche mit anderen Internet-Bauern problemlos möglich. Weltweit rund 32 Millionen Menschen spielen, nach Angaben von Facebook, regelmäßig Farmville.

    Hinter dem Spiel steckt das US-Unternehmen Zynga die Firma gilt als Marktführer im Bereich der Browser-Spiele. Und sieht sich selbst gar nicht so sehr als Spieleanbieter, wie leitende Köpfe des Unternehmens in einem Werbevideo betonen:

    Die nächste Generation sozialer Netzwerke wolle man sein; zudem kein Unternehmen, sondern eine Bewegung. Ein bisschen hoch gegriffen, denn letztlich soll auch bei Zynga die Kasse stimmen. Doch auch das scheint zu klappen: Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 850 Millionen US-Dollar; nicht schlecht für eine Firma, die gerade einmal vier Jahre alt ist. Das Geheimnis: Zynga hat ein ebenso einfaches wie geniales Geschäftsmodell entdeckt. Ein Spiel zu starten ist kostenlos, aber wer bei Farmville oder einem der anderen 50 Browserspielen von Zynga Erfolg haben will, muss dafür zahlen. Dünger, neue Pflanzen, Maschinen - all das kann man für den Internet-Bauernhof kaufen; die virtuellen Waren müssen dabei natürlich mit echtem Geld bezahlt werden. Ein Geschäftsmodell, das inzwischen viele Nachahmer findet; Unternehmen wie die Berliner Firma Wooga. Dort hat man zwar bisher nur sechs Spiele entwickelt; gilt aber schon als die Nummer Zwei der Branche. Ob der Erfolg von Zynga dauerhaft sein kann, muss sich daher erst noch herausstellen.