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Geldanlage in Zeiten niedriger Zinsen

In der Vergangenheit konnten Versicherer ihren Kunden mit deutschen Staatsanleihen vier und mehr Prozent Rendite bieten - auf ganz normale Lebensversicherungen. Inzwischen haben einige Gesellschaften schon Probleme, den Garantiezins zu zahlen.

Von Michael Watzke | 24.06.2013
    Die BaFin arbeitet derzeit an einem Regelwerk, das die Risiken kontrollieren soll, die die Versicherungsunternehmen eingehen.
    Die BaFin arbeitet derzeit an einem Regelwerk, das die Risiken kontrollieren soll, die die Versicherungsunternehmen eingehen. (dpa / Stefan Sauer)
    Es gab mal eine Zeit, da boten deutsche Lebensversicherer ihren Kunden mit simplen deutschen Staatsanleihen vier und mehr Prozent Rendite - auf ganz normale Lebensversicherungen. Das ist vorbei, sagt Uwe Siegmund, Chef-Investment-Stratege bei der R+V-Versicherung:

    "Es gibt heute Gesellschaften, die schon mit dem Rücken an der Wand stehen und Schwierigkeiten haben, den Garantiezins zu bedienen. Und solche Gesellschaften müssen mehr Risiko eingehen bei der Kapitalanlage."

    Für jeden Euro Versicherungsprämie kalkulierten die Risk Manager bisher Kosten von rund zehn Cent fürs Risiko-Management ein. Diese Kosten könnten bald steigen – denn die Anlagen werden immer risikoreicher. Für die Portfolio-Manager kommen neuerdings immer mehr Immobilienfonds, Genussrechte, Aktien und Unternehmens-Anleihen in Betracht. Michael Busack, Geschäftsführender Gesellschafter der Absolut Research GmbH, weist auf die Gefahren hin:

    "Wir sehen das gerade in dem aktuellen Kapitalmarkt-Umfeld, wo wir innerhalb von kürzester Zeit starke Einbrüche gesehen haben, die jegliche Form von Risiko-Budgetierung, die institutionelle Anbieter heute zur Verfügung haben, innerhalb von kürzester Zeit aufbrauchen."

    Deshalb plädiert Uwe Siegmund von der R+V Versicherung weiterhin für Staatspapiere. Gerne auch solche aus sogenannten Krisenstaaten.

    "Man kann hier schon überlegen, ob man sich dann nicht doch eine fünfjährige spanische Anleihe kauft. Die einem doch ein sehr auskömmliches Niveau gibt. Anstatt dass man sich verbiegt und irgendwelche Asset-Klassen oder Produkte hereinnimmt, die man gar nicht richtig kennt."

    Die Frage ist, wie gut man die fünfjährige spanische Anleihe kennt. Früher, sagt Dr. Kay Schaumlöffel von der Finanz-Aufsichtsbehörde BaFin, seien Staatspapiere nur in Afrika oder Südamerika ausgefallen.

    "Für West-Europa oder die EU ist das doch eher ein neuer Gedanke. Hat sich ja auch noch nicht realisiert. Es ist nach meiner festen Überzeugung auch viel dafür getan worden, dass das so bleibt. Aber das Risiko ist sicherlich konkreter heute."

    Die BaFin arbeitet derzeit an einem Regelwerk, das die Risiken kontrollieren soll, die die Versicherungsunternehmen eingehen. "Solvability 2" heißt dieser Katalog, dessen Einführung schon mehrfach verschoben wurde. Die Versicherungsbranche zittert vor den neuen Regeln. Denn sie könnten das sowieso schon schwierige Geschäft mit den Lebensversicherungen noch härter machen. Bei der Tagung in München wollen die Versicherungsmanager von Schaumlöffel vor allem wissen, mit welchen Änderungen sie rechnen müssen.

    "Änderungen wird es natürlich geben, weil mit 'Solvabilität 2' die bisher national geprägten Aufsichts-Systeme stärker aneinander angeglichen werden. Dazu passt, dass mit dem neuen Aufsichtssystem der Aspekt der Transparenz viel größer geschrieben wird als aktuell."

    Das sollte den Kunden zugute kommen. Die wenigsten wissen zum Beispiel, wie viel Vermittlungsgebühr ihr Versicherungsagent für den Abschluss einer Lebensversicherung kassiert: Es sind oft mehrere Tausend Euro. Gleichzeitig sinken die Garantiezinsen für eine Police immer weiter. Derzeit liegen sie bei 1,75 Prozent - Tendenz weiter fallend.