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Gemälde bleiben im Ländle

Noltze: Der Bestand der Gemälde der Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen, die seit längerem zum Verkauf stehen, bleibt in Baden-Württemberg, es geht um etwa 50 bedeutende Werke, Käufer ist der Sammler Reinhold Würth, Industrieller aus Künzelsau. Wer ist Reinhold Würth?

Rose-Maria Gropp im Gespräch |
    Gropp: Reinhold Würth ist ein Unternehmer aus Künzelsau, der in den letzten 50 Jahren - tatsächlich aus einer relativ kleinen Handlung mit Schrauben seines Vater - ein Imperium für Befestigungselemente aufgebaut hat, ein großartiges Unternehmen gestaltet hat und der seit den 60er Jahren selbst Kunst sammelt, der verdienstvoll auch ein Museum für Teile seiner Sammlung gebaut hat in Schwäbisch Hall und auch immer wieder dadurch hervorgetreten ist, dass er sich für Kunst eingesetzt hat.

    Noltze: Er hat gekauft, was aus der Fürstenbergsammlung noch zu kaufen war, was also nicht als nationales Kulturgut vor der Ausfuhr geschützt war, dass heißt anders rum, hätte er nicht gekauft, wären diese Schätze womöglich weg gewesen.

    Gropp: Auf der Liste des nationalen Kulurgutes zu stehen, bedeutet, dass man wohl etwas aus dem Ausland kaufen darf, dass es aber Deutschland auf Dauer nicht verlassen darf. Das sind die Bilder, die als Dauerleihgaben in der Stuttgarter Nationalgalerie hängen, aus der Fürstenbergsammlung. Es gab einen weiteren Bestand, ich glaube es sind 48 Bilder genau, die nicht auf dieser Liste stehen, was nicht heißt, dass sie nicht sehr wertvoll und sehr, sehr bedeutend sind - für den Raum und die Zeit – und die hat Herr Würth geschlossen gekauft, inklusive eines der Bilder von der Liste des nationalen Kulturgutes, einen wirklich hochkarätigen, wunderbaren Cranach.

    Noltze: Was ist sonst noch dabei, bei diesen 48 Tafeln?

    Gropp: Es sind Werke dabei, eben von der frühen Malerei des Oberrheins, also wir reden vom 15. und 16. Jahrhundert, vorrangig deutscher und schweizerischer Malerei, und das sind wirklich Werke von Scheufelen zum Beispiel, von Kulmbach, Zeitblum, es gibt ein wunderbares Porträt von einem Andreas Haider, eines unbekannten Mannes und es gibt zum Beispiel aus etwas späterer Zeit zwei großartige Kopien nach Grünewald, die sind aus dem frühen 17. Jahrhundert. Eine davon dokumentiert ein verlorenes Bild von Grünewald. Das ist eine Magdalene unter einem gekreuzigten Christus.

    Noltze: Was hat er bezahlt? Wie genau weiß man es?

    Gropp: Man kann sagen, dass er einen zweistelligen Millioneneurobetrag bezahlt hat. Die Präzisierung der Summe, da müsste man Herrn Würth selber fragen und da es ja ein Privatverkauf ist, beziehungsweise an seine Unternehmensgruppe, muss er das nicht offen legen, anders als Ankäufe des Landes Baden-Württemberg.

    Noltze: Womöglich hätte irgendein Getty-Museum mehr bezahlt, ist die Annahme richtig?

    Gropp: Also, es gab nach dem, was man hören konnte, Interesse aus dem Ausland, weil es sich eben um ein wirklich erstaunliches und großartiges Ensemble handelt und in der Tat ist Herrn Würths Kauf, der ja bisher gar nicht auf alte Kunst spezialisiert war, sondern eher auf Klassische Moderne und Neue Kunst, eine großartige verdienstvolle Angelegenheit.

    Noltze: Kann man sagen, dass er die Dinge möglicherweise von der Familie Fürstenberg auch zu einem Sonderpreis bekommen hat, weil es ein gemeinsames Interesse gab, dass die Dinge im Land bleiben?

    Gropp: Ich glaube, dass das gemeinsame Interesse, das die Dinge im Land bleiben, bei beiden hoch ist, auch hoch ist bei dem Vermittler, der seit Jahren die Verkäufe der Fürstenbergs betreut, Christoph Graf Douglas, aber ich glaube nicht, dass da zu Freundschaftspreisen so was verkauft worden ist.

    Noltze: Was wird mit den Stücken jetzt passieren, Frau Gropp?

    Gropp: Soweit ich gehört habe, wird der Herr Würth sie demnächst oder relativ bald ausstellen in seinem Museum in Schwäbisch Hall, wenn ich das richtig weiß. Wünschenswert ist natürlich, dass sie irgendwann einen Ort finden, wo sie zusammen auf Dauer bleiben können und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden können, wie einst eben in Donau-Eschingen im Schloss der Fürstenbergs.

    Noltze: Bewerten Sie diese Transaktionen als rein mäzenatische Angelegenheit, oder könnte man noch andere Interessen dahinter vermuten?

    Gropp: Also, ich würde das als mäzenatisch bezeichnen, ja, als vorbildlich, also wirklich im Sinne von Bürgersinn und dem, was wir im Augenblick brauchen an Engagement.