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Gemeinsam fit für den Arbeitsmarkt

Arbeitslose Zuwanderer und Deutsche zu Informatikern ausbilden - das will ein Pilotprojekt an der Fachhochschule Trier. Es ist Teil eines Programms an insgesamt vier Fachhochschulen, das Akademiker für den Arbeitsmarkt qualifizieren soll. Ausländische und deutsche Teilnehmer sollen sich dabei austauschen und einander weiterhelfen.

Von Ludger Fittkau |
    "Ich heiße Leybina, Marina - ich wohne seit zwei Jahren im Kreis Bergstraße in der Stadt Heppenheim und seit ich hier bin, habe ich einige Sprachkurse besucht, Deutsch gelernt, ein bisschen Praktikum gemacht in zwei verschiedenen Firmen und ich freue mich, dass ich hier bin."

    Ab Oktober wird die 32 Jahre alte Marina Leybina, die aus Moskau stammt, bei AQUA lernen. AQUA steht für Akademikerinnen und Akademiker qualifizieren sich für den Arbeitsmarkt - ein Pilotprojekt an insgesamt vier deutschen Fachhochschulen. An der Fachhochschule Trier werden arbeitslose Zuwanderer und Deutsche zu Informatikern ausgebildet.

    Dreizehn Monate lang werden sie alles über Datenbank-Systeme oder Programmiersprachen wie Java lernen. Am Schluss der Maßnahme steht ein dreimonatiges Industrie-Praktikum und die Möglichkeit, einen Diplom- oder Bachelor- Abschluss als Informatiker zum machen. Wie das funktioniert. Erläutert Dagmar Maur, die bei der Otto Bennecke Stiftung in Bonn das Projekt koordiniert:

    "Das ist in dem Zeitraum von 13 Monaten, den wir jetzt für diese Maßnahme ausgewählt haben, sicherlich nicht alles zu schaffen, aber es sind dort Fernstudien-Module eingebaut. Selbst wenn man den Berufseinstig geschafft hat, kann man weitere Kurse belegen und dann sogar zu einem Diplom-Informatiker oder Bachelor- Abschluss kommen."

    Für die Weiterbildungsmaßnahme in Trier werden vor allem noch deutsche Langzeitarbeitlose mit akademischen Abschluss und guten Vorkenntnissen in der Mathematik gesucht. Auch wer in der Boomphase des IT-Sektors die Hochschule ohne Abschluss verlassen habe, um eine Firma zu gründen und jetzt noch nachträglich seinen Abschluss machen wolle, solle ich ruhig melden. Denn die Krise des IT-Bereichs scheint vorbei zu sein und die FH-Studienergänzung könne beispielsweise Umstiegschancen im Berufsfeld verbessern, glaubt Dagmar Maur:

    "Das bestätigen auch unsere anderen Maßnahmen, die wir in der Vergangenheit im Segment Informatik durchgeführt haben mit der FH Trier, die eine sehr, sehr hohe Erfolgsquote hatten und wo man sagen kann, solange jemand natürlich auch bereit ist, nicht nur in seine Region zu schauen, sondern vielleicht auch über diese Region hinaus, eine Stelle zu suchen und auch anzunehmen, werden wir sehr, sehr sicher in diesen vier Bereichen, die wir hier ausgesucht haben, auch eine sehr, sehr hohe Erfolgsquote haben."

    Diese Erfolgsquote ist auch eine Chance für Marina Leybina. Als sie vor zwei Jahren aus Moskau nach Deutschland kam, sei es ihr nicht so richtig klar gewesen, wie schwierig die Lage auf dem hiesigen Arbeitsmarkt war, gibt sie offen zu:

    "Vorher war es nicht klar, aber jetzt ist es klar. Aber ich hoffe, die Studienergänzung hilft mir, das zu beherrschen und nach 13 Monaten Studien und Praktikum finde ich etwas Passendes für mich, das hoffe ich sehr!"

    Dass sie im AQUA-Studienergänzungsprogramm an der FH nun in einer internationalen Gruppe gemeinsam mit Deutschen lernen wird, ist für Marina Leybina besonders interessant:

    "Ja, das ist sehr wichtig, ich freue mich sehr, das wir zusammen mit hiesigen Deutschen lernen werden, wir können Erfahrungen austauschen. Ich kenne die Mentalität in Russland, sie kennen die deutsche Mentalität. Ich bin gespannt, ich möchte gerne sehen, was die andere Hälfte der Gruppe ist."

    Auch Dagmar Maur von der Otto Bennecke -Stiftung sieht hierin eine besondere Stärke von AQUA:

    "Auch für die Hiesigen, interkulturelle Teamfähigkeit zu lernen und man kann eins sagen: Die Zuwanderer, die teilnehmen, sind in der Regel sehr gut qualifizierte und motivierte Teilnehmer, die eben aber gerade auch häufig wegen der Sprachkenntnisse Hemmnisse haben oder eben noch ganz moderne Techniken oder Programmiersprachen lernen müssen und da ergänzen sich, glaube ich, beide Gruppen sehr, sehr gut."

    Gerade für Deutsche sind an allen vier FH-Standorten noch Plätze im AQUA-Weiterbildungsprogramm frei: Neben der Informatik in Trier kann man in Jena optische Technologien studieren, an der FH Reutlingen wird Außen- und Osthandel angeboten. Um Suchtberatung geht es an der Katholischen Fachhochschule Köln. Die Maßnahme beginnt mit einer Einführungswoche vom 2. bis 6. Oktober. Wer Interesse hat, wende sich kurzfristig an die Otto-Bennecke Stiftung in Bonn.