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Gemeinsam gegen Datenklau im Netz

Im Zuge der NSA-Geheimdienstaffäfe sind auch Wirtschaftsunternehmen aufgeschreckt. Allerdings glauben viele Manager, ihre Firma sei ausreichend geschützt - doch das stimmt häufig nicht. Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft wollen nun gemeinsam Unternehmen gegen Wirtschaftsspionage schützen.

Von Gerhard Schröder | 28.08.2013
    Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft wollen die Unternehmen besser gegen Wirtschaftsspionage schützen. Es gebe schon viele Initiativen, sagte Ulrich Grillo, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, BDI. Noch aber fehle der roten Faden:

    "Politik und Wirtschaft müssen hier gemeinsam einen ganzheitlichen Ansatz entwickeln und ihn zügig gemeinsam umsetzen. Die Ausarbeitung eines nationalen Konzepts für Wirtschaftsschutz ist daher die wichtige Voraussetzung für alle Aktivitäten."

    Deutsche Unternehmen seien führend in vielen Bereichen, und daher bevorzugtes Ziel von Spähangriffen, sagte Innenminister Hans-Peter Friedrich. Er bezifferte die Schäden für die deutsche Wirtschaft auf 50 Milliarden Euro, räumte aber ein, dass die Dunkelziffer sehr hoch sei. In vielen Unternehmen würden die Risiken aber nach wie vor unterschätzt, warnte Friedrich.

    "Das scheint mit eine der größten Herausforderungen zu sein, dass die Vorstände erst mal zusammenzucken, wenn die Informatiker zu ihnen kommen und sagen, wir brauchen ein ganz neues Sicherheitssystem und das kostet soundsoviel. Dann fangen die erst mal an, die Stirn zu runzeln. Also wir brauchen Bewusstseinsbildung, dass dort eine ganz große Gefahr ist, die sich abzuwehren auch lohnt, weil es sonst existenzgefährdend für das Unternehmen sein kann."

    Vor allem mittelständische Unternehmen hätten in puncto Sicherheit Nachholbedarf, räumte auch BDI-Präsident Ulrich Grillo ein. Viele Firmen hätten kein Sicherheitskonzept. Auch erstatteten viele Unternehmen, die Opfer von Industriespionage wurden, keine Anzeige - aus Angst, dadurch Nachteile zu erleiden:

    "Sie fürchten im Kontext der staatlichen Untersuchungen einen öffentlichen Reputationsverlust. Dazu kommt die Furcht vor Regressionsforderungen der Kunden oder gegebenenfalls sogar strafrechtliche Folgen."

    Grillo wie Friedrich warben für mehr Vertrauen und Zusammenarbeit, nur gemeinsam könnten Wirtschaft und Bundesregierung Industriespionage eindämmen. Eric Schweitzer, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK nannte drei Punkte, auf die es nun ankomme:

    "Wir müssen das Sicherheitsbewusstsein in den Unternehmen stärken. Zweitens: Wir brauchen einen besseren Informationsaustausch zwischen Sicherheitsbehörden, zwischen der Wirtschaft und im Bedarfsfall auch zwischen einzelnen Unternehmen. Und drittens müssen wir, wenn erforderlich, konkrete Lösungsmöglichkeiten und Unterstützung anbieten."

    Vor allem chinesische und russische Geheimdienste versuchten, technologisches Wissen von deutschen Firmen auszukundschaften, sagte Hans-Georg Maaßen, der Chef des Bundesverfassungsschutzes. Mal würden Mitarbeiter angeworben, mal Gaststudenten eingeschleust oder zum Schein Joint Ventures abgeschlossen. Immer häufiger werde auch das Internet genutzt, nicht nur zur Spionage, sondern auch zur Sabotage, warnte Geheimdienstchef Maassen:

    "Die Zahl der Angriffe ist besorgniserregend. Im vergangenen Jahr sind 1000 Angriffe auf das Regierungsnetz festgestellt worden, also drei Angriffe pro Tag."

    Hinweise, dass auch westliche Geheimdienste versuchten, Firmen auszuspähen, habe der Verfassungsschutz nicht, versicherte Maassen.