Erwin Rommel, den legendären Soldaten und "Wüstenfuchs", aus der Region stammend, auf die Bretter des Ulmer Stadttheaters zu bringen, ist gewiss einen Versuch wert. Stephan Suschke allerdings, - der Berliner Regisseur und einstmalige Regieassistent Heiner Müllers, der zusammen mit dem Dramaturgen des Theaters auch das Stück in Versen verfasste, - ließ einige Fragen so sperrangelweit offen, dass sie in kaum intendierte, falsche Antworten umkippten.
Das Stück wirkt am Ende nämlich wie ein Heldengedenken, das gewiss nicht gemeint sein kann. Der Rommel, den Gunther Nickles als einen simplen Charakter von treu-deutschem Holz darstellt, fällt bis zum Ende auf alle Phrasen der Naziideologie herein und wird so zu deren Aushängeschild. Brav und naiv wiederholt er die völlig zerstörten Begriffe von Ehre, Treue und Eid auf Führer und Vaterland. Man fragt sich: wozu diese deklamatorische, treudoofe Übung?
Eine Hitlerkarikatur, gespielt vom Ulmer Publikumsliebling Ulla Willick, kommt mehrmals auf die Bühne und nimmt dem getreuen Rommel wie einem dressierten Hund die Schwüre ab. Natürlich, Rommel liebte seinen Führer glühend. Seine Zweifel am Ende gehören gleichwohl auch zur historischen Wahrheit, doch wen kümmert's noch? Diesen Rommel in zackiger Haltung als Phrasendrescher zwei lange Stunden auf der Bühne ertragen zu müssen, hat weder einen pädagogischen Sinn, der über Schulfunkzwecke hinausreicht, noch ist das ein Vergnügen. Die deklamatorische Theaterübung richtet weder die zerstörten Wortbedeutungen wieder auf, noch kann man es fassen, dass er an die Phrasen glaubte. Die Sprache war schon zerstört, als der Widerstand sich 1944 viel zu spät regte. Diesen Sachverhalt sprachlich auszudrücken, darum ginge es. Doch das ist bisher noch keinem Bühnenautor geglückt.
Das Vergebliche der Anstrengung muss der Regisseur schon beim Schreiben geahnt haben. Deshalb fiel den zwei Verfassern eine Schattenfigur ein, ein Geist von Auschwitz. Unbemerkt von den anderen kommt als dieser Geist in der Doppelrolle noch mal Ulla Willick auf die Szene und memoriert das schreckliche Schicksal der Juden, die vormals in der Villa Rommels nahe Ulm wohnten.
Diese Idee mit dem Geist der getöteten Juden rettet, kontrastiert in gewisser Weise den Fernsehrealismus des Stücks. Andererseits bleibt sie fragment- und alibihaft einem diffus schlechten Gewissen verhaftet und wird nie ganz plausibel.
Was bei Rommel und den übrigen Generalchargen in der prätentiösen Vers- und Dokufassung fragwürdig ist, wird vollends lächerlich bei Lucie, Rommels Frau, dem biederen, kreuzbraven Heimchen mit Hitlerfimmel, -von Christel Mayr bravourös wiedergegeben.
Dennoch: Was sucht diese banale Hausfrauenfigur auf den tragischen Brettern, die der Bühnen- und Kostümbildner Momme Röhrbein mit wuchtigen Möbeln bestückte und ins Hallenartig-Monumentale steigerte. In dieser heroischen Kulisse stimmten die Gänge nicht und auch nicht die Gesten.
Überhaupt verliefe die konventionelle Zeichnung der Familie Rommel – Lucie, Erwin und Sohn Manfred - nur glücklich, würde sie sich zur horrenden Überzeichnung auswachsen. Zur absurden Karikatur. Brechts Arturo Ui lässt freilich vergeblich hier grüßen. Der finstere absurde Humor, der in dem versifizierten Bierernst der Tragödie steckt, kommt leider nie zutage, blieb verhüllt von einem historischen Wahrheitseifer, der das Theater zum didaktischen Museum macht.
Mag Rommel irgendwie letztlich zum Widerstand gehört haben, na und? Wem nützt, wem sagt das noch etwas? Nein, hier wurde eine Chance verspielt, aus einem bekannten historischen Stoff echtes Gegenwartstheater zu machen. Tragisch-komisch, die Phraseologie der Nazis vollends zerstampfend und ad absurdem, ins Irreale des Schreckens führend.
So blieb man mit dem reproduzierten Pathos, das wir aus zahlreichen Dokumentationen längst kennen, weit hinter den goebbelsschen Wochenschauen zurück. Das war zum Teil peinlich und riss niemand aus den Sesseln, sodass die Honoratioren, die aus dem ganzen Stadt- und Landkreis zugegen waren, beruhigt und auch ein bisschen gelangweilt in ihr Heim zurückkehren durften.
Das Stück wirkt am Ende nämlich wie ein Heldengedenken, das gewiss nicht gemeint sein kann. Der Rommel, den Gunther Nickles als einen simplen Charakter von treu-deutschem Holz darstellt, fällt bis zum Ende auf alle Phrasen der Naziideologie herein und wird so zu deren Aushängeschild. Brav und naiv wiederholt er die völlig zerstörten Begriffe von Ehre, Treue und Eid auf Führer und Vaterland. Man fragt sich: wozu diese deklamatorische, treudoofe Übung?
Eine Hitlerkarikatur, gespielt vom Ulmer Publikumsliebling Ulla Willick, kommt mehrmals auf die Bühne und nimmt dem getreuen Rommel wie einem dressierten Hund die Schwüre ab. Natürlich, Rommel liebte seinen Führer glühend. Seine Zweifel am Ende gehören gleichwohl auch zur historischen Wahrheit, doch wen kümmert's noch? Diesen Rommel in zackiger Haltung als Phrasendrescher zwei lange Stunden auf der Bühne ertragen zu müssen, hat weder einen pädagogischen Sinn, der über Schulfunkzwecke hinausreicht, noch ist das ein Vergnügen. Die deklamatorische Theaterübung richtet weder die zerstörten Wortbedeutungen wieder auf, noch kann man es fassen, dass er an die Phrasen glaubte. Die Sprache war schon zerstört, als der Widerstand sich 1944 viel zu spät regte. Diesen Sachverhalt sprachlich auszudrücken, darum ginge es. Doch das ist bisher noch keinem Bühnenautor geglückt.
Das Vergebliche der Anstrengung muss der Regisseur schon beim Schreiben geahnt haben. Deshalb fiel den zwei Verfassern eine Schattenfigur ein, ein Geist von Auschwitz. Unbemerkt von den anderen kommt als dieser Geist in der Doppelrolle noch mal Ulla Willick auf die Szene und memoriert das schreckliche Schicksal der Juden, die vormals in der Villa Rommels nahe Ulm wohnten.
Diese Idee mit dem Geist der getöteten Juden rettet, kontrastiert in gewisser Weise den Fernsehrealismus des Stücks. Andererseits bleibt sie fragment- und alibihaft einem diffus schlechten Gewissen verhaftet und wird nie ganz plausibel.
Was bei Rommel und den übrigen Generalchargen in der prätentiösen Vers- und Dokufassung fragwürdig ist, wird vollends lächerlich bei Lucie, Rommels Frau, dem biederen, kreuzbraven Heimchen mit Hitlerfimmel, -von Christel Mayr bravourös wiedergegeben.
Dennoch: Was sucht diese banale Hausfrauenfigur auf den tragischen Brettern, die der Bühnen- und Kostümbildner Momme Röhrbein mit wuchtigen Möbeln bestückte und ins Hallenartig-Monumentale steigerte. In dieser heroischen Kulisse stimmten die Gänge nicht und auch nicht die Gesten.
Überhaupt verliefe die konventionelle Zeichnung der Familie Rommel – Lucie, Erwin und Sohn Manfred - nur glücklich, würde sie sich zur horrenden Überzeichnung auswachsen. Zur absurden Karikatur. Brechts Arturo Ui lässt freilich vergeblich hier grüßen. Der finstere absurde Humor, der in dem versifizierten Bierernst der Tragödie steckt, kommt leider nie zutage, blieb verhüllt von einem historischen Wahrheitseifer, der das Theater zum didaktischen Museum macht.
Mag Rommel irgendwie letztlich zum Widerstand gehört haben, na und? Wem nützt, wem sagt das noch etwas? Nein, hier wurde eine Chance verspielt, aus einem bekannten historischen Stoff echtes Gegenwartstheater zu machen. Tragisch-komisch, die Phraseologie der Nazis vollends zerstampfend und ad absurdem, ins Irreale des Schreckens führend.
So blieb man mit dem reproduzierten Pathos, das wir aus zahlreichen Dokumentationen längst kennen, weit hinter den goebbelsschen Wochenschauen zurück. Das war zum Teil peinlich und riss niemand aus den Sesseln, sodass die Honoratioren, die aus dem ganzen Stadt- und Landkreis zugegen waren, beruhigt und auch ein bisschen gelangweilt in ihr Heim zurückkehren durften.