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Genmais ja, aber nicht in Bayern

In einem Zeitungsinterview soll der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Gerd Sonnleitner ein Anbauverbot von Genmais gefordert haben. Dies scheint den bisherigen Zickzackkurs des DBV in Sachen Grüner Gentechnik zu beenden. Doch ganz so einfach ist es nicht, denn Sonnleitners Nein zum Genmais soll nur für Bayern gelten.

Von Georg Ehring | 13.02.2009
    Ein Positionswechsel ist es nicht, aber schon eine Akzentverschiebung: Immerhin hat Sonnleitner ein Verbot des Anbaus der einzigen in Europa zugelassenen Gentechnik-Maissorte MON 810 gefordert. Das allerdings nicht in ganz Deutschland: Er hat einen Brief an den bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner geschrieben, der ja nur für Bayern zuständig ist.

    Darin heißt es, die Unsicherheiten beim Anbau von MON 810 bestünden weiter. Deshalb bekräftige Sonnleitner die Forderung der Kreisobmänner des Bayerischen Bauernverbandes, den Anbau dieser Maissorte zu verbieten.

    Die Forderung bezieht sich also auf Bayern - Sonnleitner ist sowohl Präsident des Bayerischen als auch des Deutschen Bauernverbandes, doch man kann schlecht in Bayern gegen Gentechnik sein und deutschlandweit dafür. Der Sprecher des Deutschen Bauernverbandes, Michael Lohse, sieht trotzdem keine neue Position des Bauernverbandes insgesamt: Es gebe keinen neuen Beschluss hierzu. Der Deutsche Bauernverband rät also lediglich aufgrund von Haftungs-Unsicherheiten vom Gentechnik-Anbau ab, fordert aber kein Verbot.

    Für Außenstehende klingt das reichlich verworren. Dahinter stecken aber unterschiedliche Strukturen in den verschiedenen Bundesländern: In Bayern mit seiner kleinteiligen Landwirtschaft sind zum Beispiel die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstände von Gentechnik-Feldern gegenüber konventionellen Maisfeldern kaum einzuhalten, in Brandenburg, dem Schwerpunkt des Genmaisanbaus in Deutschland, sind die Felder riesig und da ist die Lage ganz anders.

    In diesem Jahr wird wohl zum ersten Mal seit der Einführung der Gentechnik in Deutschland weniger Genmais angebaut als im Vorjahr: Darauf deutet jedenfalls die Anmeldung von Feldern beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hin: Angemeldet sind zurzeit gut 3700 Hektar, rund 800 Hektar weniger als im Vorjahr und weniger als 0,2 Prozent der gesamten Maisanbau-Fläche. Bayern ist mit gerade einmal 67 Hektar dabei, der Löwenanteil liegt in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.

    Weltweit sieht die Tendenz übrigens anders aus: Die neuesten Zahlen sind hier aus dem vergangenen Jahr, da ist der Anbau um gut neun Prozent gewachsen, auf insgesamt 125 Millionen Hektar, gut die Hälfte davon liegen in den USA.