Das sogenannte Dystrophin-Eiweiß spielt in Muskelzellen eine wichtige Rolle, berichtet Genetiker Gert Jan van Ommen von der Universität Leiden und veranschaulicht dies an einem typisch niederländischen Beispiel: "Das ist etwa wie bei einem Camping-Stuhl, der aus einen Aluminiumrahmen und einer Polsterauflage besteht. Dann brauchen Sie noch diese Metallfedern, die am Rahmen befestigt sind und die das Polster halten." Bei der Muskelzelle sei es das Dystrophin, das die Rolle der Federn übernehme und Bewegung ermöglicht, gleichzeitig aber auch alles zusammen hält. Wenn aber die genetische Bauanleitung für das wichtige Strukturmolekül defekt ist, kommt es zu einem Muskelschwund, der so genannten Duchenne-Dystrophie, bei der die Betroffenen sich immer weniger bewegen können und oft bereits als Kinder oder Jugendliche sterben. Die "Federn des Stuhls" sind dabei schlaff und der gesamte "Stuhl" ist unbrauchbar. Mit einem neuartigen Verfahren hoffen britische und niederländische Wissenschaftler den Betroffenen bald helfen zu können. Letztlich soll dabei das defekte Dystrophin-Molekül durch ein funktionierendes ersetzt werden.
Alle bisherigen Versuche, über eine herkömmliche Gentherapie den defekten Protein-Bauplan zu ersetzen, scheiterten. Auf der Suche nach einer Alternative stießen die Wissenschaftler auf die so genannte Ribonukleinsäure (RNS), die als Abschrift des Gens die – fehlerhafte - Bauanleitung aus dem Kern hinaus und zu den Eiweißfabriken transportiert. Die Idee war nun, die defekten Abschnitte kurzerhand aus der RNS-Botschaft herauszuschneiden und die Anleitung so wieder lesbar zu machen, erklärt van Ommen: "Dazu konstruierten wir ein besonderes Biomolekül, die so genannte Antisense-RNS. Das künstliche Molekül besteht aus etwa 20 Erbgutbausteinen und kann als Tabletten oder als Injektion verabreicht werden." Trifft diese Antisense-RNS auf die Dystrophin-RNS, legt das Korrekturmolekül den fehlerhaften Abschnitt kurzerhand still, so dass die Ablese-Einheiten der Proteinherstellung die Bauanleitung wieder verstehen können. Zwar entsteht auf diese Weise immer noch nur ein kleineres und unvollständiges Dystrophin, doch es funktioniert besser als das fehlerhafte Duchenne-Dystrophin.
Sollte die Methode auch in der Praxis am Menschen funktionieren, würde die Duchenne-Muskel-Dystrophie zwar nicht geheilt, aber doch durch eine mildere Form ersetzt, die so genannte Becker-Muskel-Dystrophie. Doch soweit sei man noch nicht, unterstreicht Gert Jan van Ommen: "Bislang haben wir die Idee an Muskelzellkulturen von Patienten überprüft. Dabei konnten wir die Muskelfaser mit diesem Verfahren reparieren. Jetzt testen wir den Ansatz an Mäusen und mit den ersten Ergebnissen sind wir ebenfalls zufrieden." Im nächsten Schritt soll die Antisense-RNS dann an Mäusen getestet werden, denen das defekte menschliche Dystrophin-Gen eingeschleust wurde. Daher sei es noch zu früh für Erwartungen, denn auch klassische Gentherapien konnten mit erfolgreichen Tierversuchen aufwarten, scheiterten dann aber doch in der menschlichen Praxis.
[Quelle: Michael Lange]
Alle bisherigen Versuche, über eine herkömmliche Gentherapie den defekten Protein-Bauplan zu ersetzen, scheiterten. Auf der Suche nach einer Alternative stießen die Wissenschaftler auf die so genannte Ribonukleinsäure (RNS), die als Abschrift des Gens die – fehlerhafte - Bauanleitung aus dem Kern hinaus und zu den Eiweißfabriken transportiert. Die Idee war nun, die defekten Abschnitte kurzerhand aus der RNS-Botschaft herauszuschneiden und die Anleitung so wieder lesbar zu machen, erklärt van Ommen: "Dazu konstruierten wir ein besonderes Biomolekül, die so genannte Antisense-RNS. Das künstliche Molekül besteht aus etwa 20 Erbgutbausteinen und kann als Tabletten oder als Injektion verabreicht werden." Trifft diese Antisense-RNS auf die Dystrophin-RNS, legt das Korrekturmolekül den fehlerhaften Abschnitt kurzerhand still, so dass die Ablese-Einheiten der Proteinherstellung die Bauanleitung wieder verstehen können. Zwar entsteht auf diese Weise immer noch nur ein kleineres und unvollständiges Dystrophin, doch es funktioniert besser als das fehlerhafte Duchenne-Dystrophin.
Sollte die Methode auch in der Praxis am Menschen funktionieren, würde die Duchenne-Muskel-Dystrophie zwar nicht geheilt, aber doch durch eine mildere Form ersetzt, die so genannte Becker-Muskel-Dystrophie. Doch soweit sei man noch nicht, unterstreicht Gert Jan van Ommen: "Bislang haben wir die Idee an Muskelzellkulturen von Patienten überprüft. Dabei konnten wir die Muskelfaser mit diesem Verfahren reparieren. Jetzt testen wir den Ansatz an Mäusen und mit den ersten Ergebnissen sind wir ebenfalls zufrieden." Im nächsten Schritt soll die Antisense-RNS dann an Mäusen getestet werden, denen das defekte menschliche Dystrophin-Gen eingeschleust wurde. Daher sei es noch zu früh für Erwartungen, denn auch klassische Gentherapien konnten mit erfolgreichen Tierversuchen aufwarten, scheiterten dann aber doch in der menschlichen Praxis.
[Quelle: Michael Lange]