
Das Kauderwelsch der Hinterwäldler: Gerhard Polt singt den Dialekt mehr als dass er ihn spricht. Schon die Sprache ist eine unwegsame Reise.
"I roas jetzt mal fuart."
Zu Hochdeutsch: Ich verreise jetzt mal. Im Bayerischen wird das Reisen zum Rasen, dem sich in großer Eile fortbewegen. Von wegen Gemütlichkeit, die liegt höchstens in der Erzählstimme von Gerhard Polt.
"Wir nennen ja diesen Abend "Da fahren wir nicht mehr hin". Und das hat natürlich damit zu tun, weil ich tatsächlich mal eine Frau gehört habe, die gesagt hat: Also, wir haben da jetzt so eine Weltreise unternommen, der Vati und ich, so eine Weltreise. Aber das sage ich gleich wie es ist: da fahrma nicht mehr hin."
14 Texte, 12 Popsongs, knapp zwei Stunden Spielzeit - Die passend zur Urlaubszeit erschienene Doppel-CD "Da fahrma nimmer hin" ist ein Live-Mitschnitt eines Musik- und Kabarett-Abends in Dingolfing, der etwa 20.000 Einwohner kleinen Kreisstadt in Niederbayern. Nach jedem Text von Polt gibt es Musik vom Trio Converso aus Neapel.
Gerhard Polt inszeniert wie eh und je seine aus dem kleinbürgerlichen Alltag gegriffenen Anekdoten. Reisenotizen voller menschlicher Abgründe, zusammengewürfelt aus seinem Werk. Die Ferne als das Fremde, der Urlaub als das Übel, das Andere als das Abartige. Da wird schon mal ein Abendessen zum Untergang des Abendlandes.
"...Ich sagte gerade zu meiner Frau: Also hier möchte ich auch nicht vom Boden essen. Also in Deutschland, da haben wir Lokale, da könnte man direkt vom Boden essen, so sauber ist das alles."
Die Dame am Nebentisch: Pardon?
Ute: Ach, sie versteht nicht.
Otto: In Germania abbiamo restaurante possibile mangare... Was heißt denn Boden?
Ute: Terra, terra.
Terra, terra, mangare terra.
Ute: Das ist hier in Italien gar nicht möglich, hier muss man auf dem Tisch essen. Tavola.
Otto: In Italien mangare Tavola.
Die Dame am Nebentisch: Pardon?..."
Die Dame am Nebentisch: Pardon?
Ute: Ach, sie versteht nicht.
Otto: In Germania abbiamo restaurante possibile mangare... Was heißt denn Boden?
Ute: Terra, terra.
Terra, terra, mangare terra.
Ute: Das ist hier in Italien gar nicht möglich, hier muss man auf dem Tisch essen. Tavola.
Otto: In Italien mangare Tavola.
Die Dame am Nebentisch: Pardon?..."
Reise zu Menschenfressern inbegriffen
Bei Gerhard Polt entsteht die Situationskomik über sprachliche Spitzfindigkeiten. "Boden essen" statt "essen vom Boden". Das bloße Weglassen der grammatikalischen Determinationen macht aus der Völkerverständigung ein slapstikartiges Missverständnis.
"Jetzt habe ich da eine Geschichte, eine Reiseerzählung von einer Dame, die heißt Meisinger, Frau Meisinger..."
Das Ehepaar Meisinger unternimmt eine exotische Abenteuerreise zu Menschenfressern. Natürlich stilecht in bayerischer Tracht bei tropischer Hitze.
"Mit den Rotariern sind wir hin. Das war damals dieses Benefiz-Lobster-Festival zugunsten der Tiramisu-Geschädigten..."
Etepetete, weltfremd und versnobt. Der Menschenfresser als Urlaubsspektakel wird zum Sinnbild für den barbarischen Banausen in uns.
"Ich muss ihnen jetzt eines sagen, auf alle Fälle, wenn sie mich fragen: Wie schmeck's? Dann muss ich sagen: nein, man muss es nicht haben. Nein. Also was soll ich ihnen sagen: Von der Faserung, es marschiert ein bisschen in Richtung Hendl..."
Das sind die ganz großen Polt-Momente, wenn einem fast das Lachen im Halse stecken bleibt. Da möchte man doch am liebsten zuhause bleiben. Wenn sie nur nicht immer wieder geweckt würde, die Urlaubssehnsucht. Und dazu braucht es oft nicht mehr wie eine dieser neapolitanischen Volksweisen.


