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Gerichtsverfahren gegen Walschützer

Zwei Mitarbeiter der Umweltorganisation Greenpeace haben bewiesen, dass Walfleisch von der japanischen Walfangflotte illegal an Feinschmeckerrestaurants verkauft wird. Doch nicht den Händlern, sondern den Aktivisten droht nun eine 18-monatige Haftstrafe wegen Diebstahls von Walfleisch.

Junichi Sato im Gespräch mit Britta Fecke |
    Britta Fecke: Nach dem Scheitern der Walfangkonferenz der letzten Woche - wir haben an dieser Stelle berichtet - stand mal wieder Japan in der Kritik. Damit das Land weiter Wale töten kann, trotz des seit 1986 geltenden Walfangmoratoriums, behauptet Japan, die Jagd diese wissenschaftlichen Untersuchungen. Auf der japanischen Abschussliste standen allein im letzten Jahr auch bedrohte Arten wie der Finn- und der Seiwal. Offiziell wurden 1000 Wale getötet, und wie Umweltschützer beweisen konnten, landet das Fleisch der Wale eben nicht im Labor eines wissenschaftlichen Instituts, sondern immer wieder in japanischen Feinschmeckerrestaurants. Doch diese Enthüllung, die eigentlich der japanischen Walfangflotte zum Verhängnis werden sollte, richtet sich nun gegen die Umweltschützer. Und so müssen sich der japanische Greenpeace-Chef Junichi Sato und sein Kollege Toru Suzuki nun vor der Staatsanwaltschaft verantworten. Die beiden Umweltschützer hatten schon 2008 geschmuggeltes Walfleisch sichergestellt und der japanischen Staatsanwaltschaft übergeben. Die plädiert nun auf Diebstahl und 18 Monate Haft. Ich sprach kurz vor der Sendung mit Junichi Sato, dem Chef von Greenpeace Japan, und wollte von ihm wissen, wie er überhaupt darauf aufmerksam wurde, dass das Walfleisch der japanischen Walfangflotte auf dem Schwarzmarkt verkauft wird.

    Junichi Sato: Einer der Kontaktleute, der auf dem Walfangschiff mitfährt und der diese Ware weiterträgt an die Abnehmer, hat uns Kunde davon gegeben: Ein Besatzungsmitglied sagte, er halte das nicht mehr aus, und es würden hier Kisten mit Walfleisch von dem Mutterschiff Nisshin Maru geschmuggelt und dann an private Abnehmer verhökert. Wir haben eine dieser Kisten nachverfolgt und auf der Mitte des Weges geöffnet, und entdeckten, dass 23 Kilogramm Walfleisch in ihr enthalten waren.

    Fecke: Was wirft Ihnen die japanische Staatsanwaltschaft vor?

    Sato: Die japanische Regierung vertritt den Standpunkt, es handele sich hier um Souvenirs für Besatzungsmitglieder. Nun sind aber 23 Kilogramm weit mehr, als als Souvenir glaubwürdig wären. Es handelt sich um einen sehr wertvollen Teil des Wals. Wir glauben also diese Behauptungen nicht. Wir haben immer wieder gesehen, wie die Walfänger alle möglichen unzusammenhängenden Gründe auftischen. Wir halten das im Grunde für Lügen.

    Fecke: Was ist der tatsächliche Grund für dieses Verhalten der japanischen Justiz?

    Sato: Für die japanische Regierung ist der Walfang Teil der japanischen Staatsraison. Sich gegen diese Staatsraison aufzulehnen ist etwas äußerst Ungewöhnliches in Japan und die Regierung versucht uns nun sozusagen zu schulregeln. Sie haben mich und einen weiteren Aktivisten festgenommen, 26 Tage in Haft gehalten. Dann wurden wir wieder freigelassen im Jahr 2008, das liegt aber nun schon zwei Jahre zurück. Das Verfahren gegen uns läuft aber immer noch und der Staatsanwalt hat den Antrag auf 18 Monate Haft gestellt. Wir erwarten das Urteil für den 6. September.

    Fecke: Haben Sie irgendeine Unterstützung von internationalen Organisationen?

    Sato: Ja, durchaus, die UNO, also der Menschenrechtsrat der UNO beziehungsweise eine Arbeitsgruppe hat sich gegen die japanische Regierung ausgesprochen. Sie haben gesagt, dass unsere Behandlung gegen das internationale Menschenrecht verstoße und die UNO sagt, dass, wie wir behandelt werden, eben nicht vereinbar sei mit dem Menschenrecht. Und deshalb lastet jetzt mehr Druck auf der japanischen Regierung.