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Geste gegen Neonazis
Gabriel steht zum ausgestreckten Mittelfinger

Die SPD hat die Mittelfinger-Geste ihres Vorsitzenden Sigmar Gabriel verteidigt. Die Geste sei "schlicht eine emotionale Reaktion" gewesen, hieß es in eine Antwortmail auf Bürgeranfragen. Gestern war im Internet ein Video aufgetaucht, auf dem der SPD-Chef bei einem Wahlkampftermin in Salzgitter einer Gruppe Neonazis den Mittelfinger zeigt.

17.08.2016
    SPD-Chef Sigmar Gabriel während des ZDF- Sommerinterviews auf dem Gelände des Ritterguts Lucklum in Erkerode (Niedersachsen)
    SPD-Chef Sigmar Gabriel. (picture alliance / dpa / Karsten Socher / ZDF)
    Das Video wurde bereits am vergangenen Freitag bei einem Wahlkampfauftritt im niedersächsischen Salzgitter aufgenommen. Die Aufnahmen tauchten am Dienstag zuerst auf der Facebook-Seite der Jungen Nationaldemokraten Braunschweig auf und wurden dann auf dem sozialen Netzwerk von der linksgerichteten "Antifa Kampfausbildung" weiter verbreitet:
    Auf dem Video ist auch zu sehen, wie die Demonstranten offenbar auf die Nazi-Vergangenheit von Gabriels Vater anspielen. "Dein Vater hat sein Land geliebt und was machst du? Du zerstörst es", ruft ein Störer. Der SPD-Chef spricht seit einigen Jahren offen über das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, der auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sei.
    "Auch Minister und SPD-Vorsitzende sind nur Menschen"
    In einer Antwortmail auf Bürgeranfragen verteidigte die SPD nun den "Stinkefinger" ihres Vorsitzenden. "Natürlich hält auch Sigmar Gabriel die Geste nicht für eine angemessene Form der Alltagskommunikation", heißt es in der Mail, die der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. "Aber die war mit brüllenden und offenbar gewaltbereiten Neonazis auch nicht möglich. Jeder Gesprächsversuch wurde niedergeschrien. Zur politischen Auseinandersetzung waren die angereisten Rechtsradikalen zu feige."
    Im Übrigen gelte, dass auch Minister und SPD-Vorsitzende nur Menschen seien. "Angesichts der massiven Beleidigungen der Person und auch der Familie von Sigmar Gabriel war die Geste schlicht eine emotionale Reaktion, zu der Sigmar Gabriel auch steht", heißt es in der Antwortmail weiter.
    Auch von anderen SPD-Abgeordneten bekam Gabriel Unterstützung:
    Bereits letztes Jahr Ärger mit Rechten
    Wegen der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ist auch Gabriel Anfeindungen ausgesetzt. Im Sommer 2015 zog er den Zorn von rechts auf sich, als er die Verantwortlichen für die Krawalle um eine Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Heidenau als "Pack" bezeichnete.
    (cvo/fwa)